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Tal der Traeume

Titel: Tal der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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hingegen war ein Schwarzer, ein junger Bursche, und die Stationshelfer von Glenelg, die ihn ablieferten, bezichtigten ihn der Brandstiftung. Er dankte den Viehhütern überschwänglich, weil sie richtig gehandelt hätten, obgleich der Gefangene in einer ziemlich üblen Verfassung war. Er gab ihnen Tee und lud sie ein, über Nacht zu bleiben, doch sie lehnten ab, da sie an ihre Arbeit zurückkehren mussten. Er sperrte den Gefangenen ein, schrieb die Aussagen der Männer nieder, ließ sie diese unterzeichnen und sagte ihnen Lebewohl. Dann eilte er zu Yorkey Moon zurück. Er riss den Riegel zurück und spähte zu dem Gefangenen hinein, der mit gefesselten Händen auf dem Lehmboden lag. »Geht es dir gut?« Die Antwort verblüffte ihn. »Nein, mir geht es ganz und gar nicht gut. Die Schweine haben mich ausgepeitscht. Mein Rücken muss gesäubert werden, sonst eitert er.« Mit Auspeitschungen kannte Wally sich aus, war aber noch nie von einem Schwarzen in dieser Weise angesprochen worden. Er musste allerdings zugeben, dass der Mann die Wahrheit sagte. Er würde in seinem Tagesbericht verzeichnen, in welchem Zustand der Gefangene eingetroffen war, um möglichen Verdächtigungen vorzubeugen, und er würde notieren, dass er die Verletzungen in der üblichen Weise behandelt hatte. »Moment«, sagte er. Er musste auf jeden Fall verhindern, dass der Mann entkam. Er holte das letzte Paar Handschellen und Fußeisen von einem Haken im Haus; den Rest hatten durchreisende Polizisten mitgenommen. Wally nahm sich vor, den Verlust auf den Materialbögen anzugeben, die er vor seinem Abzug ausfüllen musste. »Halt still«, sagte er und schloss die Eisen. Der Gefangene legte Protest ein. »Was soll das? Fesseln und Fußeisen? Halten Sie mich für einen Zauberer?« Wally löste die Seile und warf sie weg. »Vorgeschriebenes Verfahren«, erwiderte er fest. Dann half er Yorkey beim Aufstehen. »Komm raus, dann sehe ich mir deinen Rücken an.« »Wie denn?«, fragte der Gefangene sarkastisch. »Durch dieses dreckige, stinkende Hemd hindurch? Mit Handschellen kann ich es kaum ausziehen.« »Eins nach dem anderen.« Das »Hemd« besaß keine Ärmel, war eher eine Weste aus ungegerbtem Leder, die die meisten Wunden bedeckte. Wally setzte Yorkey auf eine leere Kiste und hob das steife Leder ein Stück an, worauf der Gefangene aufschrie. »Das verdammte Ding klebt an meinem Rücken.« »Ja, ich muss es wegschneiden.«
    Er stieß einen Pfiff aus, als er den Rücken des Mannes erblickte, und entschuldigte sich, dass es so lange dauerte, bis er das Leder mit seinem Messer von der zerrissenen Haut gelöst hatte. Schließlich schnitt er quer zu den Armlöchern und entfernte das Kleidungsstück. »Das hätten wir.« Er ging ins Haus, goss warmes Wasser aus dem Kessel in eine Emailleschüssel und warf mehrere Hände voll Salz hinein. »Das wird jetzt wehtun«, warnte er den Gefangenen. Yorkey nickte. Wally reinigte behutsam die klaffenden Wunden und biss die Zähne zusammen, als er das blutige, zerrissene Fleisch berührte. »Du kannst hier sitzen bleiben und den Rücken trocknen lassen«, sagte er. »Mehr kann ich nicht für dich tun.« »Danke«, erwiderte der Gefangene und ließ den Kopf auf die Knie sinken. »Könnte ich etwas Wasser haben?« »Ja.« Als Wally mit der Wasserflasche zurückkehrte, schien Yorkey sich besser zu fühlen. »Ich möchte eine Aussage machen.« »Wieso? Sie sagen, man hätte dich auf frischer Tat ertappt. Du hast das Haus von Syd Walsh niedergebrannt. Willst du das etwa bestreiten?« »Nein, aber ich habe dennoch das Recht, eine Aussage zu machen. Holen Sie Papier und Bleistift.« Wally zuckte die Achseln. Er hatte ohnehin nichts Besseres zu tun. Der Gefangene diktierte. »Mein Name ist Yorkey Moon. Ich habe das Haus von Syd Walsh niedergebrannt, weil er meinen Vater Jimmy Moon getötet hat.« Der Polizist horchte auf. »Wann ist das geschehen?« »Vor ungefähr zwanzig Jahren. Vor meiner Geburt. Und das ist die Wahrheit.« Wally schüttelte enttäuscht den Kopf. Syd Walsh war ein Mistkerl. »Das wird dir nicht viel nützen.« »Schreiben Sie es trotzdem auf. Die Leute von Black Wattle können es bestätigen. Er hat meinen Vater, einen unschuldigen Mann, aufgehängt.« Sein Wärter verzichtete geflissentlich auf den Hinweis, dass es vor zwanzig Jahren durchaus nicht unüblich gewesen sei, Schwarze aufzuhängen. »Und deshalb hast du sein Haus niedergebrannt?« »Genau. Ich bin ein gesetzestreuer Bürger, sonst hätte ich

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