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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aufbauen. Kirmes bei Papuas.«
    Sie saßen alle zusammen auf den Stufen ihres Männerhauses und sahen dem bunten Treiben zu. Niemand beachtete sie jetzt, es kam aber auch keine der Frauen und brachte ihnen etwas zu essen. Von Häuptling Dai Puino war nichts zu sehen, vor seiner großen Hütte fand lediglich das Schweineschlachten statt, das bei Kreijsman wieder Übelkeit erzeugte. Zuerst hieb man den Tieren mit einer Baumkeule auf den Schädel, sie fielen betäubt um, dann stieß man ihnen einen Speer tief in die Kehle und schnitt ihnen die Gurgel durch. Noch während sie zuckten, begann man, sie zu teilen. Bellend und jaulend umringten die Hunde den Schlachtort, bekamen die Därme zugeworfen und rannten mit ihnen in den Bananenwald, wo sie die blutigen Stücke fraßen.
    »Ich kriege keinen Bissen runter«, würgte Kreijsman. »Ich mach' mir nachher eine Dose Bohnen auf. Mein Magen zieht sich zusammen.«
    »Schön braun gebraten, sieht das alles anders aus«, sagte Zynaker. »Fred, wenn Sie das Essen ablehnen, ist das eine große Beleidigung.«
    »Und dazu gibt's als Gemüse die leckeren Sagowurmlarven, was?« Reißner unterbrach sein Fotografieren. »Fritiert in Menschenfett.«
    »Wann überreichen wir eigentlich unsere Geschenke?« fragte Schmitz.
    »Ja, das wollte ich auch fragen.« Reißner lachte rauh. »Wann beginnt unsere große Zauberschau? Und noch eine Grundsatzfrage: Wollen wir hier im Dorf bleiben?«
    »Ich habe mir gedacht, daß wir hier unsere Hauptstation aufbauen.« Leonora hatte über ihre Knie eine Karte gebreitet und fuhr mit dem Zeigefinger über die Berge und Schluchten, die noch kein Weißer betreten hatte. Die Karte war anhand von Luftaufnahmen gezeichnet worden. Leonora zeigte auf einen Punkt. »Hier muß unser Dorf ungefähr liegen. Von hier aus können wir nach allen Himmelsrichtungen ins Unbekannte vordringen. Die Uma kennen alle Pfade, Flüsse und Sümpfe, sie könnten uns führen.«
    »Wenn wir ihre Freundschaft behalten«, warf Zynaker ein. »Das Begrüßungsfest ist noch keine Garantie, daß wir auch morgen noch ihre Freunde sind. Das kann sich blitzschnell ändern.«
    »Wenn wir die neun Verwundeten durchbekommen, wird sogar Hano Sepikula unser Freund sein«, sagte Schmitz.
    »Nicht, wenn wir seinem Bruder helfen, Häuptling zu bleiben.« Zynaker stand von der Treppenstufe auf und blickte zu den sich bemalenden Kriegern hinüber.
    »Wenn man wüßte, wer der größere Halunke ist«, sagte Reißner, »dann wäre die Wahl leichter. Donald, wo wollen Sie hin?«
    Zynaker hatte sich in Bewegung gesetzt, blieb aber stehen. »Mein Magen sagt mir gerade: Du hast noch nicht gefrühstückt.«
    »Ein sympathischer Magen. Meiner knurrt auch. Holen wir den Gaskocher nach draußen und brauen uns einen starken Kaffee! Dazu Brot, Butter und Marmelade. Da werden die Uma zum erstenmal ins Staunen kommen.« Reißner rieb sich die Hände. »Leonora, ich melde mich für heute zum Küchendienst ab. Als Mittagessen schlage ich Gulasch auf Nudeln vor.«
    »Ich möchte es genau umgekehrt machen«, antwortete Zynaker. »Ich will zu den Uma gehen und uns frisches Obst, Kokosmilch, Sagobrot und Eier holen.«
    »Und die leckeren Würmchen nicht vergessen!«
    »Kommen Sie mit, Pepau?« fragte Zynaker, ohne darauf einzugehen. Schmitz nickte. Auch Samuel löste sich von seinem Sitzplatz; er wußte ohne Aufforderung, daß er dolmetschen mußte.
    »Auch ich gehe mit.« Leonora stopfte die Bluse straffer in ihre Khakihose und fuhr sich mit beiden gespreizten Händen durch die Haare. »Außerdem habe ich das Bedürfnis, mich zu waschen. Wenigstens das Gesicht.«
    Sie gingen zu dem großen Dorfplatz hinüber und wurden dort von den schwatzenden und lachenden Frauen mit Zurufen empfangen, ein paar Kinder schlichen sich scheu näher, um die Weißen aus der Nähe zu sehen, Hunde umkreisten sie und musterten sie mit bernsteinfarbenen Augen. Leonora prüfte das Wasser in den Waschtrögen und sah, daß es sauber war. Über die hölzerne offene Leitung floß stetig frisches Wasser aus dem Abhang nach. Dort mußte ein Bach oder eine Quelle sein. Sie beschloß, sich später dort umzusehen, vielleicht gab es sogar eine Möglichkeil, sich zu baden. Das Wasser war klar, kalt und weich.
    »Gehen wir zuerst zu Dai Puino«, sagte Zynaker und zeigte auf die große Häuptlingshütte. »Alle sind draußen, nur von ihm sieht man nichts.«
    Man schien sie von der Hütte aus beobachtet zu haben. Als sie weitergingen, trat ein junger, mit

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