Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sterilisieren können.«
    Zynaker verließ wieder das Männerhaus. Es war ihm unmöglich, Reißner niederzuschlagen. Leonora will ein Urwaldhospital gründen? Warum hat sie nie darüber gesprochen? Hat sie Angst, daß ich sagen könnte: ›Das ist kein Leben für mich‹? O mein Schatz, du brauchst keine Angst zu haben. Wo du bist und was du auch tust, ich bin immer bei dir. Ich habe mich gehäutet, hörst du? Deine Liebe hat den alten Donald Zynaker abgestreift, und es ist noch nicht zu spät, noch einmal mit dem Leben zu beginnen. Ich bin erst vierzig Jahre alt, mein Engelchen. So viel liegt noch vor uns, so viel, was wir gemeinsam anpacken können, auch dein Hospital. Ich werde mithelfen. Stein auf Stein bauen, so, wie du willst. Ich werde dich nie verlassen – wie könnte ich das? Du bist mein Leben geworden, mein neues Leben. Ohne dich wäre ich der einsamste Mann auf dieser Welt. Der große Abenteurer Zynaker hört auf eine einzige Frau, auf dich, Engelchen. Das ist die Wahrheit.
    Draußen sah sich Zynaker um und suchte Leonora. Er entdeckte nur Samuel, der unter einer Palme hockte und sich grinsend mit einem jungen Uma-Mädchen unterhielt. Es hatte nur einen Palmschurz an und kleine, spitze Brüste. Während sie sprach, wiegte sie sich leicht in den Hüften.
    Paß auf, Samuel, denk an deinen Kopf! Ob im zwanzigsten Jahrhundert oder zweitausend Jahre früher, die Weiber sind immer gleich. »Wo ist die Massa?« rief er hinüber.
    »Bei den Verwundeten, Masta. Nachsehen.«
    Zynaker nickte. Das ist Leonora, dachte er. Die Ärztin. Bereit, jedem zu helfen. Ich liebe eine Frau, die ihre Pflicht liebt, weil sie weiß, was Liebe bewirken kann. O mein Engel, wie lieb' ich dich …
    Und so begann das große Fest der Uma , eines Stammes, von dem niemand wußte, daß es ihn gab, in einem Land, das unerforscht war und das man bisher nur aus der Luft kennenlernen konnte.
    Von den beiden Männerhäusern marschierten die bis zur Unkenntlichkeit bemalten Krieger zum Dorfplatz. Es war wirklich ein Marschieren, kein einfaches Gehen. In mehreren dicht geschlossenen Blöcken rückten sie heran, die bunten Schilde vor den Körpern, die Speere in den Händen, auf den Rücken Köcher und Giftpfeile, alles umweht von großen Vogelfedern, die blau und rot und golden schimmerten. Die gelb geschminkten Gesichter waren starre Masken, der Gang ruckartig, als bewegten sie sich nach einer unhörbaren, inneren Melodie vorwärts. Block an Block rückte heran; sie bildeten einen großen Kreis um den Dorfplatz und die dort ausgelegten, bemalten Palmfasermatten. Es war ein lautloser Marsch, als berührten die Füße die Erde nicht.
    »Gespenstisch«, sagte Kreijsman leise.
    »Wo kommen die bloß alle her?« Reißner schien zu zählen. »Das sind über fünfhundert Mann. Wenn nicht mehr! Wo hatten die bloß bis jetzt gesteckt?«
    »Wir haben vom Dorf bisher nur die Männerhäuser und den Platz gesehen. Wer weiß, was sich im Urwald noch alles verbirgt.« Zynaker blickte unruhig zum Männerhaus eins hinüber. Leonora und Schmitz waren nun fast eine halbe Stunde bei den Verwundeten, zu lange, um bloß die Verbände zu kontrollieren. Es gab irgendeine Schwierigkeit, und das machte Zynaker Sorgen. »Nach dem großen Fest werden wir uns mal umsehen. Die Uma scheinen ein größerer Stamm zu sein, als wir bisher angenommen haben. Und ihre Feinde, die Pogwa, müssen jenseits des Bergrückens wohnen. Das heißt: Es gibt Wege durch den Urwald, über den Gipfel hinweg. Aus der Luft kann man sie nicht sehen, weil sie von den dichten Baumwipfeln zugedeckt sind.«
    »Heißt das, daß wir auch zu den Pogwa vordringen?« fragte Kreijsman.
    »Wir werden dieses Gebiet hier absuchen, soweit es möglich ist.« Zynaker lehnte sich gegen die geflochtene Hauswand und blickte immer wieder besorgt zum anderen Männerhaus. »Wo vermuten Sie Diamanten, Fred?«
    »Nach meinen geologischen und ethnologischen Studien muß es hier in diesem Gebiet einen Berg geben, der eine Diamantenader enthält. Die Geologen verneinen es zwar heftig und weisen auf die Steinzusammensetzungen hin, die solche Vermutungen nicht zulassen, aber die Eingeborenen sprechen von einem ›Glitzernden Berg‹. Ich glaube den Eingeborenen mehr als den Wissenschaftlern.«
    »Wie können Eingeborene etwas erzählen, die es gar nicht gibt? Aus diesem Gebiet ist noch nie ein Mensch in die Zivilisation gekommen, sonst würde man nicht herumrätseln, ob diese Berge und Schluchten bewohnt sind oder

Weitere Kostenlose Bücher