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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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meinem Schmerz: Er hatte mich angeschrien und tief gekränkt mit seinen Worten.
    Stormy trat auf der Stelle, schüttelte den Kopf und schnaubte. Es schien ihr gut zu gehen. Der Mann in der roten Jacke führte sie ein Stück an den Zügeln, um zu überprüfen, ob sie lahmte.
    Â»Das Pferd ist okay«, sagte er. »Aber was ist mit der jungen Dame?«
    Inzwischen standen mindestens fünfzehn Leute um mich herum, was mir sehr unangenehm war. Leo nahm meine Hand, stützte mich und half mir aufzustehen. Mein Knie schmerzte, der Boden war hart gewesen, und ich hatte genau auf diesem dämlichen Stein gelegen.
    Nun sah ich auch das Eis unter dem Schnee, auf dem Stormy ausgeglitten war. Ich hätte es vorher sehen müssen, den Blick immer auf den Boden gerichtet und nicht in die Ferne. Neil hatte Recht. Er hatte allen Grund, wütend zu sein. Und trotzdem hätte er mich nicht so anschreien brauchen vor allen anderen.
    Â»Ich glaube, ihr Bein ist nicht gebrochen«, sagte Leo. »Aber heute Abend sollte ein Arzt danach schauen.«
    Â»Kannst du weiterreiten?«, fragte mich der Mann in der roten Jacke. Ich nickte mit zusammengebissenen Zähnen.
    Mein linkes Knie gab auf einmal nach, aber Leo hielt mich fest. Dann hob er mich auf Stormys Rücken. Neil beruhigte die Stute. Als sich unsere Blicke erneut trafen, war der Ärger aus seinen Augen verschwunden und hatte etwas anderem Platz gemacht. Enttäuschung vielleicht. Eine Anklage oder eine Frage – ich wusste es nicht.
    Er gab mir die Zügel. Die Männer saßen auf, und wir setzten den Abstieg ins Tal fort.
    Gegen Mittag rasteten wir am Red Water Creek, wo wir etwas zu essen bekamen und die Pferde getränkt werden sollten. Aber bei Temperaturen von minus 25° Celsius in der Nacht war der Fluss dick zugefroren und es mussten zuerst Löcher ins Eis gehackt werden, damit die Tiere trinken konnten.
    Am Abend, es war schon lange dunkel, sahen wir in der Ferne die Lichter der kleinen Ortschaft Quinn, wo unser Nachtlager für den Weihnachtsabend sein sollte. Der Pfad war hart gefroren und uneben, und wir mussten uns auf die Pferde verlassen, die im Dunkeln besser sehen konnten als wir Menschen.
    Ich dachte daran, dass uns zwar Kälte und Dunkelheit zu schaffen machten, die Fliehenden von damals aber den Tod im Nacken hatten. Mein Knie schmerzte furchtbar, doch ich schwor mir, keinen Laut der Klage zu verlieren, schon gar nicht vor Neil Thunderhawk.
    Alle waren froh, als wir ohne Zwischenfälle die Ranch von Arnold McDonald am Rande des Ortes erreichten, wo die Pferde auf eine Koppel gebracht und versorgt wurden.
    Ich sah Neil, der mit seinem Vater sprach. Er gestikulierte wild mit den Händen. Wahrscheinlich berichtete er ihm den Vorfall vom Vormittag. Erzählte von meiner Unachtsamkeit. Tom Thunderhawk kümmerte sich um Stormy. Er tastete mit kundigen Griffen ihre Beine ab, überprüfte die Gelenke. Dann gab er Neil ein Zeichen, dass er die Stute zu den anderen Pferden auf die Koppel bringen konnte.
    Tom kam zu mir herüber. »Bist du auch wirklich okay, Tally?« Besorgt sah er mich an.
    Ach, wenn das doch Neils erste Worte gewesen wären, als ich unter Stormy begraben auf der gefrorenen Erde gelegen hatte. Ich kämpfte die Tränen des Selbstmitleids zurück, die in mir aufstiegen.
    Â»Ja, es geht mir gut. Mein Knie tut ein bisschen weh, aber es ist nicht so schlimm.« Das war gelogen. Mein Knie tat furchtbar weh, und ich fühlte mich am ganzen Körper wie zerschlagen. Jeder Knochen schmerzte. Ich war hungrig, halb erfroren und todmüde. Um ehrlich zu sein: Ich fürchtete, jeden Augenblick zusammenzubrechen.
    Â»Wir sollten dich zu einem Arzt bringen.«
    Â»Das ist nicht nötig«, erwiderte ich schnell. »Wirklich. Es tut nicht sehr weh.«
    Ich war nicht gut im Lügen und sah Tom an, dass er mir nicht glaubte. Aber er sagte nichts.
    McDonalds Koppel grenzte an das flache Gemeindegebäude von Quinn, wo man angefangen hatte Essen auszuteilen.
    Vor dem Gebäude wurde das Lager aufgebaut. Drei Tipis und nun noch ein großes Armeezelt. Campinganhänger, die Pferdetrailer und die Fahrzeuge der Unterstützer. Die ersten Lagerfeuer brannten schon.
    Leo kam auf mich zu und sagte: »Da bist du ja, Tally. Ich habe dich schon überall gesucht.« Er stützte mich. So humpelte ich an seiner Seite in die warmen Gemeinderäume.
    Drinnen auf dem Gang wurden wir von

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