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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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ihr manchmal ein Stück, drehten aber meist in sicherer Entfernung ab und liefen zurück zu ihren Müttern, wenn sie von diesen gerufen wurden. Das eine Fohlen hatte am ganzen Körper schwarzgraue Flecken, wie Taté. Das andere war braun mit weißen Tupfen und einem dunkel gepunkteten hellen Fleck auf dem Hinterteil. Indianerpferde, dachte ich lächelnd. Shunka Wakan.
    Leider blieb es nicht aus, dass ich Suzy Eagle Bear hin und wieder über den Weg lief, wenn ich zu den Pferden wollte. Sie grinste dann immer so merkwürdig, und ich machte, dass ich fortkam, weil ich nicht mit ihr reden wollte. Wer weiß, was Neil ihr alles über mich erzählt hatte.
    Ich war gleich doppelt eifersüchtig auf Suzy, denn sie hatte mir nicht nur Neil, sondern auch Psitó, mein Reitpferd, genommen. Psitó war nun mal die gutmütigste und gehorsamste Stute in Toms Herde, und sie hatte kein Fohlen. Also lernte auch Suzy auf ihrem Rücken das Reiten. Und wenn Suzy Eagle Bear auf Psitós Rücken saß, konnte ich es nicht tun. Einen Anspruch auf Psitó hatte ich nicht. Sie gehörte Tom Thunderhawk, genauso wie Stormy ihm gehörte.
    Ich hätte natürlich auch eine der anderen Stuten satteln können, aber sie waren mir nicht vertraut. Vielmehr reizte es mich, Stormy langsam daran zu gewöhnen, etwas auf dem Rücken zu tragen.
    Natürlich war sie noch zu jung, um geritten zu werden. »Im nächsten Sommer vielleicht«, hatte Tom gesagt, »dann ist sie alt genug. Aber du kannst jetzt schon versuchen, sie an Sattel und Gurt zu gewöhnen. Lass dir von Neil dabei helfen.«
    Mehr wollte ich gar nicht hören.
    Von da an widmete ich Stormy meine ganze Zeit, wenn ich bei den Pferden war. Psitó war sowieso meistens von Suzy Eagle Bear beschlagnahmt und Neil ebenso. Deshalb fragte ich ihn erst gar nicht, ob er mir mit Stormy helfen würde. Ich war froh, wenn Tom nicht da war oder mit anderen Dingen beschäftigt, weil er mich dann nicht dabei beobachten konnte, wie ich mich mit der jungen Stute abmühte.
    Zuerst musste sie lernen, stillzustehen. Was das anging, war Stormys größtes Problem ihre Neugier. Sie ließ sich viel zu schnell ablenken. Trotzdem, nach ein paar Tagen hatte ich den Dreh raus, und sie blieb ruhig auf der Stelle stehen, wenn ich das wollte.
    Auch das Zaumzeug nahm sie problemlos an. An das Halfter war sie ja schon gewöhnt und das Klirren des Gebissteils war auch kein unbekanntes Geräusch für sie. Als ich ihr die Trense ins Maul schob, kaute sie darauf herum, neugierig, ob man das Ding essen konnte. Das klappte alles ganz wunderbar, aber ich ahnte, dass es Stormy nicht gefallen würde, einen Sattel zu tragen. Ich wusste, dass die Narbe ihre empfindlichste Stelle war, doch genau dort würde später der Sattelgurt liegen.
    Zuerst versuchte ich es mit einer ganz einfachen Satteldecke. Stormy stand still. Ich redete ihr gut zu und legte die Satteldecke auf. Bevor ich jedoch loslassen konnte, ging die Stute ein paar Schritte, und ich stand mit der Satteldecke in den Händen da.
    Das ging viele Male so, aber ich gab nicht auf. Und eines Tages – nach mehreren erfolglosen Versuchen – ließ Stormy sich die Satteldecke auflegen. Sie warf sie nicht ab und lief auch nicht davon. Dafür bekam sie eine Karotte und ich schlang dankbar meine Arme um ihren Hals. Dann trat ich ein Stück zurück und betrachtete Stormy zufrieden. Auch sie hob den Kopf und sah mich mit ihren großen Augen an. Ihr Blick sagte: »Wenn dich das so glücklich macht, warum hast du es dann nicht gleich gesagt?«
    Ich musste lachen. Ich hatte einen großen Sieg errungen.
    Zaumzeug und Satteldecke waren also kein Problem mehr. Ich war mir sicher, dass Stormy sich nun ebenso schnell an einen Sattel gewöhnen würde, aber weit gefehlt. Tom hatte mir einen leichten Westernsattel gegeben, den ich zum Eingewöhnen benutzen sollte. Stormy kannte den Geruch des eingefetteten Leders, und sie wusste sehr genau, dass der Sattel kein Raubtier war, das sie fressen wollte. Trotzdem durchlief ein Zittern ihren Körper, als sie mich damit sah. Mit beruhigenden Worten hob ich den Sattel auf ihren Rücken. Im selben Augenblick buckelte sie, warf ihr Hinterteil in die Höhe, schleuderte die Hufe in die Luft, und der Sattel flog im hohen Bogen in den Dreck.
    Ich hörte ein Kichern hinter mir und drehte mich um. Es war Suzy Eagle Bear, die sich eine Hand auf

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