Talitha Running Horse
den Mund presste, um nicht laut loszuprusten. Neben ihr stand Neil, grinste breit und sagte: »Ziemlich temperamentvolles Fräulein, würde ich sagen.«
Ich hob den Sattel vom Boden auf und legte ihn über einen Zaunbalken. »Ich werde es schon schaffen«, sagte ich trotzig.
»Darauf bin ich gespannt«, meinte Neil amüsiert.
Natürlich hatte ich keine Lust, meine Versuche vor den Augen der beiden fortzusetzen und mir noch mehr Gespött einzuhandeln. Ich säuberte den Sattel und brachte ihn in die Scheune zurück. Als ich wieder nach drauÃen kam, saà Suzy auf Psitó und Neil schwang sich auf den Rücken von Taté. Das Stutfohlen interessierte sie nicht mehr und Talitha Running Horse noch weniger.
Ich wollte etwas sagen, aber die Worte blieben mir im Hals stecken und dort stachen sie und drückten. Es tat so weh. Hätte er nicht wenigstens sagen können »Wenn du das nächste Mal kommst,Tally, helfe ich dir!«? Aber Neil Thunderhawk hatte nur noch Suzy im Kopf, und ich war vollkommen abgeschrieben.
13. Kapitel
An einem brütend heiÃen Tag mitten im Juli bekam Dad einen Anruf von Tante Charlene. Ihr Ford-Combi sprang mal wieder nicht an, und er sollte vorbeikommen und ihn reparieren. Sie wollte in die Stadt fahren und hatte es eilig.
Dad seufzte. »Wenn sie anruft, muss ich springen. Eigentlich wollte ich heute das Dach unseres Trailers ausbessern.«
»Das kannst du doch auch ein anderes Mal machen«, sagte ich, insgeheim froh darüber, dass er zu Tante Charlene fahren würde und ich mitkonnte.
Ich stellte Miss Lilly noch ein Schüsselchen Wasser in den Trailer, denn sie hatte vor zwei Tagen drei winzige getigerte Kätzchen geboren und ihr Durst war groÃ. Dann machten wir uns auf den Weg zu Tante Charlene.
Drüben angekommen, machte sich Dad gleich an die Arbeit, und ich lief hinüber zu Toms Scheune. Die Pferde waren hinter dem Haus. Sie kamen ab und zu zur Scheune und hofften auf etwas Heu. Aber das gab es nur am Abend.
Ich holte mir Psitó, die braune Perle, striegelte und sattelte sie. Dann saà ich auf und führte Stormy am Strick hinter mir her. Sie sollte lernen, mit anderen Pferden in Linie zu gehen, ohne sich von dem Tier vor ihr oder hinter ihr verrückt machen zu lassen. Das musste sie können, wenn ich mit ihr am Big-Foot-Gedenkritt teilnehmen wollte.
Oben, auf einem der Hügel, stieg ich ab und lieà die Pferde grasen. Ich legte mich ins Gras, genoss die Wärme des Bodens und blickte in den Himmel. Dicke Wolken türmten sich über mir auf und veränderten ständig ihre Form. In der Ferne hörte ich leises Donnergrollen, dicht neben mir die gemütlichen Kaugeräusche der Pferde, ihre mahlenden Kiefer.
Mit offenen Augen träumte ich, wie ich auf Stormys Rücken über die Hügel flog, leicht wie der Wind. Sie trug mich, und unsere Körper wurden eins â wie unsere Seelen es bereits waren. Die Bewegungen meiner Muskeln übertrugen sich auf ihre und ihre auf meine.
Die Wolken zogen jetzt schneller. Eine wilde Pferdeherde mit fliegenden Mähnen und donnernden Hufen jagte über die dunklen Wipfel der Kiefern. Funken sprühten. Funken? Das waren die Thunderbeings,die Donnerwesen. Zuckende Blitze in den dunkler werdenden Wolken. Ich sprang auf. Das Gewitter kam näher und zwar schnell. Schon wurden die Pferde unruhig. Besser, ich machte mich auf den Weg zurück. Seit Stormys Unfall vor einem Jahr hatte ich groÃen Respekt vor solchen Gewitterwolken.
Als ich jedoch mit den beiden Pferden zur Scheune zurückkam, hatte sich das Gewitter verzogen. Neil und Suzy Eagle Bear standen am offenen Scheunentor. Ich hörte Suzy lachen, als Neil ihr etwas ins Ohr flüsterte. Er schob eine Strähne ihres offenen glatten Haares über ihre Schulter, und ich ertappte ihn dabei, wie er auf ihren Ausschnitt starrte.
Ich schluckte. Wie gern ich an Suzys Stelle gewesen wäre und wie aussichtslos dieser Wunsch war. Ich hasste meinen Körper!
»He Tally«, sagte Neil, als er mich bemerkte. »Wir haben schon auf dich gewartet. Du brauchst Psitó nicht abzusatteln.«
Taté stand an der Scheune. Vermutlich wollte Neil mit Suzy ausreiten, und sie hatten nur darauf gewartet, dass ich mit Psitó zurückkam. Aber Tom hatte mir schlieÃlich erlaubt, die Stute zu reiten, wann immer ich wollte.
Ich stieg ab und band sie an die Koppelstange. »Ich glaube, sie
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