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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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Freunden?«
    Â»Die stehn nicht auf Reden«, sagte er und schwieg.
    Ich dachte daran, ihn nach seiner Mutter zu fragen, ahnte aber, dass ihn das wütend gemacht hätte.
    Â»Ist irgendetwas passiert?«, fragte ich sanft. Als er nicht reagierte, sagte ich: »Dann gehe ich jetzt schlafen.«
    Ich erhob mich und Marlin hinderte mich nicht daran. Aber als ich den Raum verließ, hörte ich, wie er leise sagte: »Noch nicht, Tally. Noch nicht.«
    Am nächsten Tag gegen Mittag sah ich Toms Pick-up mit dem Pferdeanhänger den Weg zur Scheune hinauffahren. Obwohl ich wusste, dass ich mich wie ein ungeduldiges Kind benahm, rannte ich auf der Stelle zu ihnen.
    Tom kuppelte den Anhänger ab und ließ die Rampe herunter. Neil führte Taté und Grey aus dem Hänger.
    Â»Hallo Tally«, sagte Tom lächelnd, und weiße Atemwolken stiegen aus seinem Mund. »Wie geht es dir? Alles in Ordnung drüben?« Er nickte in die Richtung von Charlenes Haus.
    Â»Ja«, sagte ich. »Und wie ist es euch ergangen?«
    Toms Lächeln wurde zu einem breiten Lachen. »Nun lass uns erst einmal die Pferde ausladen, dann gehen wir alle zusammen ins Warme, und Neil und ich werden erzählen. Della hat bestimmt was Gutes gekocht.«
    Ich warf einen verstohlenen Blick auf Neil. Ich hatte ihn nur zwei Wochen lang nicht gesehen, aber in diesen Tagen schien er endgültig erwachsen geworden zu sein. Er nickte mir nur zu, als hätte er es nicht nötig, zu sprechen. In seinen Augen war ein dunkles Leuchten, eine Art Gewissheit. Es musste an den Erfahrungen liegen, die er gemacht hatte, als er mit seinem Hengst über die schneebedeckten Weiten der Prärie geritten war.
    Ich hatte keine Ahnung, was genau ihn so verändert haben konnte, aber ich beneidete ihn um seine Erfahrung. Dabei fragte ich mich, ob diese Erfahrungen ihn mir näher bringen oder noch mehr von mir entfernen würden. Wenn er mich auch nicht lieben konnte, so wollte ich doch wenigstens seine Freundschaft.
    Als die Pferde versorgt waren und wir zum Haus gingen, lief Neil schweigend neben mir her. Als hätte er auf dem Ritt die Sprache verloren. Auch ich konnte nichts sagen, wartete immer noch auf ein Wort von ihm.
    Drinnen verschwand er in seinem Zimmer. Er wollte duschen und sich umziehen. Della hatte gekocht, es gab Hirschsteaks mit Bohnengemüse und Kartoffelbrei. Ich war eingeladen und half Neils Mutter bei den letzten Handgriffen in der Küche.
    Während des Essens erzählte Tom, wie sie auf den Spuren der Vorfahren geritten waren. Ich bekam eine Ahnung von Kälte, Schnee und Wind. Hörte von unzähligen Hindernissen wie einem kaputten Motor, einem gebrochenen und einem ausgerenkten Arm, erschöpften Tieren und Menschen. Hörte von Abenden voller Wärme und einem wunderbaren Gefühl von Gemeinschaft.
    Tom selbst war noch ganz erfüllt von den Eindrücken und von der Stärke, die ihm auf diesem Ritt geschenkt worden war. Und langsam begann ich zu erahnen, was Neils Veränderung bewirkt hatte.
    Nur ein paar Tage später, es war Abend und ich half Neil beim Füttern der Pferde, stellten wir fest, dass Psitó fehlte.
    Â»Wir müssen sie suchen«, sagte ich, während ich Stormy ihre Streicheleinheiten zukommen ließ.
    Â»Es ist dunkel«, erinnerte mich Neil.
    Â»Das sehe ich. Aber wenn sie krank ist und irgendwo liegt?« Bestürzt sah ich ihn an.
    Â»Dann können wir ihr auch nicht helfen.«
    Ich wollte davon nichts hören und schnappte mir die Taschenlampe. »Ich geh sie suchen«, sagte ich fest entschlossen, machte kehrt und lief los.
    Kurz darauf hörte ich, wie Neil mit seinen langen Schritten hinter mir herkam. »Tally, nun warte doch mal.«
    Ich blieb stehen. Neil nahm mir die Taschenlampe ab und lief voran. Der Schnee reflektierte das helle Licht des vollen Mondes, was uns die Suche erleichtern würde.
    Â»Psitó ist alt und krank«, sagte er, als wollte er mich schonend auf etwas vorbereiten, das ich augenscheinlich nicht wahrhaben wollte.
    Â»Warum behandelst du mich immer noch wie ein Kind, Neil?«, fragte ich gekränkt. »Ich weiß, dass Psitó vielleicht sterben wird. Aber warum muss sie allein sterben, in dieser furchtbaren Dunkelheit?« Ich dachte an die Kojoten, die es in den Hügel gab, und dass sie mit Sicherheit sehr hungrig waren.
    Neil fasste nach meinem Arm und zwang mich stehen zu bleiben. »Weil Tiere nun mal

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