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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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hatte. Ich saß in der Nähe des warmen Ofens und hatte Miss Lilly auf dem Schoß. Diesmal konnte ich alles ganz ruhig erzählen, ohne dabei gleich in Tränen auszubrechen. Neil hatte mir die Kraft dazu gegeben.
    Â»Hast du schon mit deinem Vater sprechen können?«, fragte Tom Thunderhawk.
    Â»Nein. Ich habe bisher nur diesen Brief von ihm bekommen. Aber er wird mich sicher anrufen, wenn er kann.«
    Â»Warum bist du nicht gleich zu uns gekommen und hast es uns erzählt?«, fragte Della voller Mitgefühl.
    Ich zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich brauchte ich erst mal Zeit, um es selbst zu begreifen.«
    Â»Hat dein Vater einen Anwalt?«, fragte Tom.
    Wieder ein Achselzucken. »Ich weiß gar nichts.«
    Â»Wahrscheinlich haben sie ihm irgend so einen Pflichtanwalt gestellt«, bemerkte Della wütend. »Einen, dem Richards Schicksal vollkommen gleichgültig ist.«
    Â»Kennt ihr die Adresse von diesem Arnold Colder?«, fragte ich. »Dad hat mir von ihm erzählt nach dem Sonnentanz. Colder müsste sich an meinen Vater erinnern. Vielleicht übernimmt er seine Verteidigung. Dad hat gesagt, Colder ist in den Stamm adoptiert worden und er nimmt kein Geld für die Verteidigung seiner Stammesbrüder.«
    Tom kratzte sich am Kinn. »Das ist nur zur Hälfte wahr, Tally. Colder würde sonst das ganze Jahr über unentgeltlich arbeiten müssen.« Er lachte bitter. »Aber du hast Recht. Immerhin ist es eine Möglichkeit, und wir sollten nichts unversucht lassen. Colder ist schließlich Sonnentänzer, auch wenn mir die Gründe für seine Beteiligung an der Zeremonie nicht ganz klar sind. Ich werde versuchen, ihn ausfindig zu machen.«
    Â»Danke Tom«, sagte ich. Miss Lilly räkelte sich auf meinem Schoß und genoss die Streicheleinheiten. Ihr ging es gut. Zwei der kleinen Kätzchen hatte Della an Verwandte weitergegeben und eines für Bey und April behalten. Es war jetzt bei den Mädchen im Zimmer, die mit ihren Puppen spielten.
    Â»Was sagt eigentlich Charlene zu dem Ganzen?«, fragte Della und brachte mir einen Becher Tee, den sie mit Honig gesüßt hatte. Miss Lilly sprang von meinem Schoß und lief nach draußen.
    Â»Sie macht sich nur Sorgen darum, dass mein Vater jetzt kein Geld mehr schicken kann«, antwortete ich. »Sie glaubt nicht, dass Dad unschuldig ist.«
    Â»Na ja«, meinte Tom. »Etwas anderes war ja von ihr auch nicht zu erwarten.«
    Auf dem Weg zum Haus meiner Tante fiel mir mein Zopf ein. Ich suchte in meiner Jackentasche, aber die Tüte war nicht mehr da, obwohl ich sicher war, dass ich sie eingesteckt hatte. Ich musste sie verloren haben und würde danach suchen müssen. Aber dann vergaß ich den Zopf.
    Am selben Abend rief mein Vater aus dem Gefängnis an und erzählte mir, wie die Dinge standen.
    Â»Es sieht nicht gut aus, Tally«, sagte er. »Das Geld ist verschwunden, und alles weist darauf hin, dass ich es genommen habe. Denn nur ich habe gewusst, dass an jenem Tag so viel Geld in der Kasse war. Es ist wie verhext, als ob jemand drauf aus ist, mir zu schaden. Ich habe versucht, mit meinem Chef zu reden. Er ist ein guter, ein gerechter Mann, und er würde mir gerne glauben. Aber wie kann er das, wenn alles gegen mich spricht.«
    Tränen liefen unaufhörlich über mein Gesicht, während ich den Worten meines Vaters lauschte. »Wie geht es dir, Dad?«, fragte ich.
    Â»Ist es schlimm dort, wo du jetzt bist?«
    Â»Es geht mir nicht gut, Tally, das kannst du dir sicher denken. So ein Gefängnis ist die Hölle. Aber ich komme schon klar. Am wichtigsten ist, dass du den Mut jetzt nicht verlierst und den Glauben an mich. Das könnte ich nicht ertragen.«
    Â»Ich weiß, dass du es nicht getan hast«, sagte ich. »Ich liebe dich, Dad.«
    Â»Ich liebe dich auch, Braveheart.«
    Dann war das Gespräch unterbrochen.
    Mein Vater schickte weiterhin regelmäßig Geld, wenn auch weniger und in größeren Abständen. Er schrieb mir Briefe, und ich antwortete ihm. Natürlich vermisste ich meinen Dad. Wenn ich am Morgen mit Tränen in den Augen aufwachte, dann wusste ich, dass ich von ihm geträumt hatte. Meine ersten Gedanken galten ihm, ebenso wie die letzten vor dem Einschlafen. Aber mit der Zeit gewöhnte ich mich daran, ihn zu vermissen.
    Tom Thunderhawk hatte unterdessen Arnold Colder ausfindig machen können und ihm den

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