Talitha Running Horse
Namen meines Vaters und die Adresse des Gefängnisses übergeben, in dem Dad saÃ. Nun hofften wir auf eine Nachricht von dem weiÃen Anwalt.
Der Sommer begann und in diesem Jahr duftete er nach Wacholder und wilder Bergamotte, einer Krautpflanze, aus der Della Thunderhawk köstlichen Tee bereiten konnte. Toms Appaloosaherde hatte Zuwachs bekommen â wieder zwei Fohlen, deren Vater allerdings nicht Taté war, sondern ein Hengst aus einer anderen Herde im Reservat, zu dem die beiden Stuten eine Weile auf die Koppel gestellt worden waren.
Tante Charlene hielt mich mit der Hausarbeit ziemlich auf Trab. Aber ich wurde dabei immer geschickter und schneller, sodass ich noch genügend Zeit fand, um mit Stormy zu arbeiten.
Eines Abends begegnete mir Tom Thunderhawk auf halbem Wege, als ich von den Pferden kam, und ich fasste mir endlich ein Herz.
»Ich möchte Stormy reiten, Tom«, sagte ich. »Ich möchte im Dezember mit der Stute am Big-Foot-Ritt teilnehmen.«
Tom, der ahnte, wie wichtig mir mein Anliegen war, sagte nicht sofort Nein. Aber ich merkte, dass er Bedenken hatte.
»Bitte, Tom. Stormy ist groà und kräftig geworden, und ich bin nicht schwer. Ich kann es schaffen, das weià ich. Stormy und ich, wir können es schaffen. Ich hatte letzten Winter einen Traum und â¦Â«
»Was für einen Traum?« Tom horchte auf.
Ich erzählte ihm von meinem Traum, in dem ich mit Stormy über die verschneite Prärie geritten war, an einen Ort, von dem ich wusste, dass ich ihn finden musste, weil er etwas mit meinen Vorfahren zu tun hatte. Als ich ihm von den Tänzern erzählte, sah Tom mich ganz merkwürdig an.
»Das war kein normaler Traum, Tally«, sagte er mit belegter Stimme.
»Du hattest eine Vision.« Er musterte mich eindringlich. »Wenn sie bemalte Hemden trugen und auf der Stelle tanzten, dann hast du die Geistertänzer gesehen.« Er schwieg eine Weile und schien nachzudenken.
»Ich möchte auch für meinen Vater reiten«, sagte ich. »Es ist alles, was ich für ihn tun kann.«
»Na gut«, sagte Thunderhawk nach einigem Zögern. »Dann versuch es mit Stormy. Aber lass dir von Neil helfen, er hat Erfahrung.«
»Danke«, sagte ich vollkommen ruhig, aber mein Herz hüpfte vor Freude.
Tom nickte lächelnd.
Suzy Eagle Bear tauchte wieder auf und brachte ihr eigenes Pferd mit, eine fast weiÃe Appaloosastute mit grauen Sprenkeln, die nun bei Toms Herde bleiben sollte. Suzys Vater würde für Futter und Betreuung zahlen.
Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, Neil nur noch als Freund zu betrachten und nicht mehr auf seine Zuneigung zu hoffen, fiel mir das unendlich schwer. Merkte ich doch, dass sich das Verhältnis zwischen ihm und Suzy merklich abgekühlt hatte, was mir wieder neue Hoffnung machte.
Neil und ich arbeiteten nun täglich mit Stormy. Sein Ehrgeiz, die Stute zu satteln, war noch gröÃer als meiner. Bisher war es nie ein Problem für ihn gewesen, ein Pferd an den Sattel zu gewöhnen und es einzureiten. Er hatte jedes noch so eigensinnige Tier dazu gebracht, das zu tun, was er wollte.
Aber bei Stormy war nichts zu machen. Sobald sie den Sattel auf ihrem Rücken spürte, warf sie ihn ab.
Natürlich musste ich lachen, wenn Neil versuchte, Stormy den Sattel aufzulegen, und sie so lange buckelte und sprang, bis er samt Decke auf dem Boden lag. Stormy hatte einen Mordsspaà dabei und Neil war sauer, das wusste ich. Aber ich konnte das Glucksen nicht unterdrücken, das in mir aufstieg.
SchlieÃlich gaben wir es auf. Vielleicht würde Stormy mich ohne Sattel tragen. Ich hatte ja zuvor schon des Ãfteren über ihrem Rücken gelegen und sie war an mein Gewicht genauso gewöhnt wie an meine Stimme.
Neil war skeptisch, als ich das erste Mal selbst auf die Stute steigen wollte. »Was, wenn sie dich abwirft?«, fragte er.
»Dann falle ich eben«, erwiderte ich. »Es wäre schlieÃlich nicht das erste Mal. Dein Pa hat mir gezeigt, wie man es macht.« Neil zuckte die Achseln. Er wusste, dass Stormy und ich eine besondere Beziehung hatten, und er vertraute auf meine Reitkünste. »Na gut«, sagte er. »Versuchen wir es.«
Stormy trat unruhig auf der Stelle, und er versuchte, sie am Halfter festzuhalten. Sie schnaubte nervös, stand aber schlieÃlich still, als ich meine linke Hand auf ihren Widerrist legte, der inzwischen höher war
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