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Talitha Running Horse

Talitha Running Horse

Titel: Talitha Running Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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als meine Schultern. Ich schwang mich auf ihren Rücken und passte auf, dass mein rechtes Bein die Narbe der Stute nicht berührte.
    Neil führte sie am Strick, den er dicht am Halfter festhielt. Stormys Schritte waren ungelenk, weil ihr Gleichgewicht durch mein Körpergewicht gestört war. Wir mussten uns beide erst ausbalancieren.
    Â»Nicht mit den Beinen festklammern«, sagte Neil. »Du musst deine eigene Mitte finden, dann weiß auch Stormy, was sie tun soll.«
    Nach einer Weile funktionierte es überraschend gut. Trotzdem gefiel der Stute das ganze Spiel plötzlich nicht mehr. Ihre Ohren spielten nervös und lagen schließlich flach. Sie stemmte die Vorderbeine in den Boden, blähte ihre Nüstern und schlug mit dem Schweif. Ein Zittern durchlief ihren Körper. Neil gab mir ein Zeichen, und ich ließ mich von ihrem Rücken gleiten, bevor sie mich abwerfen konnte.
    Ich legte mein Gesicht an Stormys Hals und konnte das Pochen unter ihrer Haut spüren. »Schon gut«, sagte ich, »das hast du ganz wunderbar gemacht.«
    Ich führte sie eine Weile herum und sprach lobend auf sie ein. Meine Stimme beruhigte sie schließlich und sie spitzte die Ohren.
    Â»Gleich noch mal«, sagte Neil und nickte mir aufmunternd zu.
    Ich ließ Stormy anhalten, und als sie stillstand, griff ich in ihre Mähne über dem Widerrist und stieg auf. Neil führte die Stute am Strick und diesmal fanden wir beide das Gleichgewicht schon schneller. Sie lief ganz ruhig, und ich beugte mich nach vorn, um ihren Hals zu tätscheln.
    Neil übergab mir den Strick, und ich ritt Stormy ein Stück ohne Führung. Bis eine dicke Erdkröte vor ihrer Nase einen Hopser machte. Die Stute scheute zurück. Dann blieb sie stehen und wieherte. Sie legte den Kopf zwischen die Vorderbeine, buckelte und ich flog in hohem Bogen ins Gras. Neil war sofort bei Stormy, um sie festzuhalten. Ich rappelte mich auf.
    Â»Alles in Ordnung?« Neil grinste breit.
    Ich verzog das Gesicht und nickte.
    Â»Dann steig sofort wieder auf, bevor Stormy sich als Sieger fühlt.« Ich tat, was er sagte, auch wenn es mir schon nicht mehr so leicht fiel.
    Die Kröte war in einem Erdloch verschwunden, und die Stute lief noch ein paar Runden mit mir, geführt von Neil. »Konzentrier dich voll auf Stormy«, sagte er. »Auf das, was sie dir durch ihren Körper sagen will. Denk nicht an die Ergebnisse, die du von ihr erhoffst.«
    Diesmal ging alles gut, und ich stieg ab. Ich streichelte Stormy und sie bekam eine Karotte, die sie aus meiner Hand fraß. Wir werden schon klarkommen mit der Zeit, wollte sie mir sagen. Hab nur ein wenig Geduld.
    Ich flog noch einige Male ins Gras, bevor wir beide irgendwann den Dreh raushatten und verstanden, was der andere wollte. Doch als Tom sah, dass ich Stormy ohne Sattel ritt, war er nicht sonderlich glücklich darüber.
    Â»Wenn du mit ihr am Big-Foot-Ritt teilnehmen willst, wäre es besser, du würdest im Sattel sitzen«, sagte er. »Stormy ist noch nicht vollkommen ausgewachsen. Ihre Knochen, Sehnen und Bänder brauchen noch Zeit, um mit der Belastung durch dein Gewicht fertig zu werden. Der Sattel würde ihren Rücken entlasten.«
    Â»Aber sie lässt sich nicht satteln«, sagte ich. »Wahrscheinlich hat es etwas mit ihrer Narbe zu tun.«
    Â»Ja. Neil hat es mir erzählt.« Tom rieb sich das Kinn. »Vielleicht sollte ich es noch mal versuchen.«
    Stormy blieb Sieger, was den Sattel anging. Und insgeheim war ich froh darum. Mir selbst machte es nichts aus, sie ohne Sattel zu reiten. Im Gegenteil: Seit Neil es mir beigebracht hatte, fand ich es viel schöner, als fest im Sattel zu sitzen. Und außerdem drückte die Tatsache, dass Stormy keinen Sattel duldete, ihren Preis enorm. So einfach würde Tom Thunderhawk die gepunktete Stute nicht verkaufen können.

22. Kapitel
    Mitte August fand dann wieder der alljährliche Sonnentanz in den Black Hills statt und diesmal machte sich die komplette Familie Thunderhawk auf den Weg, um dabei zu sein. Neil hatte mir erzählt, dass er sich als Tänzer für vier Jahre verpflichtet hatte. In den vergangenen Wochen waren wir einander vertrauter geworden, einfach dadurch, dass wir viel Zeit miteinander verbrachten. Aber warum er tanzen wollte, und ob er vorhatte, ein Fleischopfer zu bringen, das erzählte er mir nicht.
    Wie gerne wäre ich dabei gewesen, zumal auch Leo und

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