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Talivan (German Edition)

Talivan (German Edition)

Titel: Talivan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Tillmanns
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klopfte sie leicht mit der Hand auf ihren Bauch, bevor sie flüsterte: „Lass uns schlafen. Morgen ist ein neuer Tag, dir bleibt also genügend Zeit, mich noch ein wenig zu ärgern.“
    Nur Vinim, die wenig später die kleine Schla f kammer der Mägde betrat, sah ihr traumverlorenes Lächeln.
     
    „Du bleibst liegen, und damit basta!“, kommandierte I n war.
    „Aber ich bin doch nicht krank, du selbst hast es g e sagt!“, gab Belsa unwirsch zurück, während sie sich schon auf die Seite drehte, um sich das Au f stehen zu erleichtern.
    „Dennoch bist du zu schwach zum Arbeiten“, entgegnete die Köchin in einem Ton, der keinen Widerspruch zu dulden schien, bevor sie, schon im Hinausgehen begriffen, etwas versöhnlicher hinzufügte: „Du kannst dich ja stat t dessen um dein Hab und Gut kümmern, sicherlich könnte deinen Stiefeln oder anderen Dingen eine gründliche Rein i gung nicht schaden …“
    Belsa setzte sich abrupt auf. Was mochte Vinim Inwar e r zählt haben? Dann beruhigte sie sich wieder – was es auch war, die Köchin schien keinerlei Einwände zu haben, ansonsten hätte Belsa sich unter ständiger Bewachung wiedergefunden und kröche nun bereits mit einem Scheuerla p pen über den Boden der Küche oder durch andere Räume. Sie musste bitter lachen. Selbst diese Frau, die sie doch kaum kannte, vertraute ihr blindlings, wahrscheinlich nur aufgrund Vinims Fürsprache, obgleich sie, ihren Worten nach zu urteilen, von dem in Felle und Stoffe g e wickelten Schwert unter Belsas Bettstatt zu wissen schien.
    Nein, sie hätte es keinem anderen überlassen können. Di e ses Schwert, das sie nun langsam, vorsichtig aus seinen Hüllen und letztendlich auch der Scheide b e freite, hatte ihr zu oft im Kampf zur Seite g e standen, als dass sie sich von ihm hätte trennen können. Ihm verdankte sie ihr Leben, nicht nur einmal hatte es in ihrer Hand Gegnern den Tod gebracht. Nichts Magisches oder anderweitig Bemerken s wertes haftete ihm an, noch war es besonders wer t voll, doch an Schärfe und Stärke wurde es nur von wenigen Waffen übertroffen. Nun jedoch wirkte es seltsam stumpf, ohne Glanz. Fast müde schien es in ihren Händen zu liegen, erschöpft von zu vielen Waffe n gängen, in denen es zu viele Scharten erhalten, zu viele Hiebe hatte abfangen müssen, die seiner Besitzerin g e golten hatten. Ihre eigenen Narben hätte die Kriegerin nicht auswendig zu benennen vermocht, wohl dagegen die nac h geschliffenen Stellen im harten Stahl. Wer ein Schwert führen wollte, musste es zunächst kennenlernen, wie, genau genommen, auch sich selbst. Unwillkürlich kam ihr der G e danke, noch immer zu wenig zu wissen, sich selber vielleicht an manchen Tagen nicht genau genug zugehört zu haben –
    Energisch legte sie die Waffe zu Boden, ve r gewisserte sich mit einem kurzen Blick hinaus in den Gang, dass die and e ren ihrer Arbeit nachgingen und so schnell wohl nicht in die Schlafkammer zurückkehren würden, und begann zunächst mit einfachen Übungen.
    „Es hat keinen Sinn“, wiederholte Belsa energisch, „mein Schwert ist wie tot, es will mir nicht g e horchen, und du kannst deine Kräfte nicht kontrollieren – wie also sollten wir, was auch immer wir planen, ausführen können?“
    „Dann lass uns doch noch etwas üben, vielleicht …“, en t gegnete Vinim bittend.
    „Vielleicht wirfst du mich beim nächsten Versuch mit dem Bauch voraus gegen eine Wand, damit das Kind auch s i cher nicht überlebt?“, fuhr Belsa sie wütend an. „Ist es das, was du willst? Du bist nun einmal keine Zauberin und wirst auch nie eine werden, und ich bin keine Schwer t kämpferin mehr, sieh das doch endlich ein! Wir sind nur zwei arms e lige Mägde, die auf die Gnade unserer Feinde hoffen mü s sen.“ Sie spuckte Vinim ihre Worte geradezu entgegen, voll oh n mächtiger Wut. Diese jedoch blieb ruhig sitzen und sah Belsa unen t wegt an, als sie antwortete: „Dann bleib du nur im Bett liegen und sei weiterhin zu krank, um auch nur denken zu können. Ich jedenfalls werde nicht …“
    Die Tür zu der kleinen Kammer wurde abrupt au f gestoßen. Ein Soldat der Rubindaler Schlos s wache, der sich bücken musste, um den Raum zu betreten, warf einen kurzen Blick auf die Frauen, bevor er sie a n fauchte „Na los, holt euch in der Waffenkammer Pfeil und Bogen, wir brauchen jeden Mann!“ und nach kurzem Zögern, schon im Hinauseilen, verächtlich hinzufügte: „Und auch jedes Weib, das z u mindest einen Bogen spannen kann!“
    Belsa

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