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Talivan (German Edition)

Talivan (German Edition)

Titel: Talivan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Tillmanns
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um uns darauf vorzubereiten und, falls das Schloss belagert werden sollte, rechtzeitig fliehen zu können.“ Ihre Stimme nahm einen höhnischen Unterton an, als sie hinzufügte: „Oder glaubst du wirklich, eine Hoc h schwangere und eine Magd, die wahrscheinlich noch nie zuvor ein Schwert auch nur gesehen hat, könnten ei n fach die Leibgarde des Königs überwinden, ihn töten – denn aufgeben wird er sicher nicht – und seinen Körper den Angreifern vorwerfen, um sie das Schloss und ganz Rubindal ohne je g lichen Widerstand einnehmen zu lassen? Nein, das kannst du …“
    Sie wurde wie von einem heftigen Schlag nach hinten gegen die Wand geworfen, wo sie nur mit Mühe ihr Gleic h gewicht wiederfinden konnte. Vinim, die sich mit zornblitzenden Augen umgedreht hatte, stand wie erstarrt, während sich das Entsetzen auf ihrem Gesicht wide r spiegelte. „Das – wie ist das – oh Thal, wie konnte das …?“, sta m melte die Magd verwirrt.
    Die Kriegerin wusste, was geschehen sein musste, ohne es glauben zu können. „Sag, Vinim“, fragte sie vorsic h tig, „hast du so etwas schon einmal e r lebt?“
    „Nein, natürlich nicht!“, antwortete diese fast empört. Offenbar hatte sie begriffen, dass sie in Belsas Augen den u n erklärlichen Zwischenfall verursacht haben musste, und wehrte sich nun natürlich gegen diese A n schuldigung – im Süden gab es nur wenige Männer, die über solche Kräfte verfügten, und diese wurden weniger geachtet als vielmehr gefürchtet. Eine Frau dagegen, sollte sie tatsächlich so l cherart begabt sein – was für Vinim völlig undenkbar schien –, würde einen noch weit schwereren Stand haben, zumal sie ohne Ausbildung nicht in der Lage sein würde, sich im Ernstfalle gegen eine aufgebrachte Menge zu ve r teidigen.
    „Verstehst du denn nicht“, Belsa war nun genauso erregt wie die junge Magd, „damit könnten wir …“ Sie ve r stummte, als die Vorsicht sie wieder ei n holte.
    Statt Misstrauen schien Vinim ihr jedoch nur Hoc h achtung entgegenzubringen, als sie mit plötzlich entflammter B e geisterung fragte: „Dann stimmt es also wirklich, du warst nicht immer eine Magd? Kannst du das etwa auch?“ Ihre anfängliche Furcht vor der unbekannten Fähigkeit war ve r schwunden, vielmehr wirkte sie begeistert von den neuen Kräften und schien sich nichts sehnlicher zu wünschen, als sie erneut zu testen und, soweit möglich, zu erweitern, wenn Belsa den Glanz ihrer Augen richtig deutete.
    Die Kriegerin seufzte. „Nenne mir einen Grund“, en t gegnete sie müde, „warum eine Zauberin sich, sobald sie ein Kind erwartet, als unbedeutende Magd in einem Schloss verkriechen sollte. Nein, ich glaube nicht, dass diese Fähigkeiten während der Schwangerschaft ei n geschränkt w ä ren.“
    Vinim schwieg lange, bevor sie antwortete: „ Aber was gibt es denn, was du nun nicht mehr tun könntest? Sicher, kö r perliche Arbeit mag dir ein wenig schwerer fallen als sonst“, sie überhörte Belsas Schnauben und fuhr unbeirrt fort, „aber das heißt doch noch lange nicht, dass du sie ü berhaupt nicht mehr verrichten kannst.“
    „Ja, ich weiß“, entgegnete die Schwertkämpferin lak o nisch, „ich bin schließlich nicht schwer krank.“
    „Siehst du“, erwiderte die Magd, „und heute siehst du auch schon viel gesünder aus. Deine ganzen Beschwerden kommen sicher nur daher, dass du dein Kind …“ Sie ve r stum m te und errötete leicht, bevor sie den Satz beendete: „… dass du dein Kind so hasst.“
    Nun war es an Belsa, wütend aufzuspringen: „Ja, genau das tue ich, und ich erwarte auch nicht von dir, dass du es ve r stehst, aber du könntest es respektieren und mich in Ruhe lassen!“
    Auch Vinim hatte sich langsam erhoben, während die plöt z liche Wut in ihren Augen verblasste. „Ich weiß“, sagte sie leise, „ich bin nur eine dumme Magd, und du, o b wohl du im Moment keine andere Arbeit verrichtest als ich, stehst noch immer weit über mir, oder? Ich kann dich vie l leicht nicht verstehen, doch das mag auch daran liegen, dass du aus dem Norden kommst, versuche nicht, mir weiszum a chen, du seiest aus Eijsal, die Frauen dort sind kleiner und zierlicher, selbst Inwar hat das schnell erkannt. Das einzige Gewerbe, das auszuüben dich das Kind wirklich hindern kann, ist die Schwertkunst – oh ja, auch wir ei n fachen Mägde wissen, dass im Norden auch Frauen Waffen tragen können. Du musst in Eijsal gewesen sein, schließlich wus s test du einiges über die Stadt.

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