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Talk Talk

Talk Talk

Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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stand, als Dana und Bridger eintraten, fragte die Kassiererin hinter dem Plexiglasfenster, ob sie einen Barscheck akzeptieren könne. Die Frau machte sich nicht die Mühe zu antworten, sondern hob nur einen Finger und deutete auf das nächste Schild mit der Aufschrift KEINE SCHECKS . Man verhandelte weiter – konnte man den größeren Teil des Betrags mit Kreditkarte und den Rest per Scheck bezahlen? –, doch wieder bestand die Reaktion aus der bereits bekannten Geste, worauf einige wüste Drohungen (Gericht... Bürgermeister... Gouverneur...) erklangen und die beiden, weiterhin zum Fußgängerdasein verurteilt, mit mordlustigen Gesichtern hinausstampften und die Tür hinter sich zuknallten. Der nächste war ein Mann, der so groß war – zwei Meter oder mehr –, daß er sich weit hinunterbeugen mußte, um durch das Gitter zu sprechen. Er blieb zunächst ganz ruhig – oder gab sich jedenfalls alle Mühe –, aber als die Kassiererin ihm die Rechnung für das Abschleppen und den zweitägigen Verbleib in der Verwahrstelle präsentierte, rastete er aus. »Was ist das?« wollte er wissen. »Was für eine Scheiße ist das?«
    Die Frau musterte ihn unbeteiligt. Sie zuckte nicht mit der Wimper, als er mit beiden Fäusten gegen das Plexiglas hämmerte. Als er sich verausgabt hatte, fragte sie: »Bar oder Kreditkarte?«
    Dana hatte das alles verfolgt, doch die Details blieben ihr erspart. Für sie war das Ganze eine Art Kasperletheater, nahm Bridger an. Als sie an der Reihe war, schob sie die Beschlagnahmeverfügung und ihren Führerschein durch den Schlitz und wartete darauf, daß die Frau ihr die Wagenschlüssel gab. Doch die Frau gab ihr nicht die Wagenschlüssel, sondern eine Rechnung. »Das wären dann vierhundertsiebenundachtzig Dollar für Abschleppgebühren plus vier Tage in der Verwahrstelle. Bar oder Kreditkarte?«
    »Aber Sie verstehen nicht«, sagte Dana, und ihre Stimme war wie ein elektrischer Bohrer. »Ich bin unschuldig. Es war ein Irrtum. Nicht ich werde gesucht, sondern ein anderer. Sehen Sie?« Sie drückte die gerichtliche Bescheinigung an das Fenster. »Sehen Sie? Ich bin in allen Punkten unschuldig.«
    Bridger war sich nicht ganz sicher, doch es hatte den Anschein, als erwachte in den Augen der Kassiererin ein Fünkchen von Interesse. Hier war etwas Ungewöhnliches, und für einen Augenblick schien es ihm, als würde sie reagieren, aber er hatte sich getäuscht. »Bar oder Kreditkarte?« wiederholte sie.
    »Hören Sie«, sagte er und trat vor, obwohl Dana es nicht mochte, wenn er sich einmischte – als würde seine Vermittlung sie irgendwie bloßstellen oder herabsetzen. Sie bestand darauf, daß sie keinen Dolmetscher brauchte – ihr Leben lang war sie ganz gut ohne ihn oder irgend jemand sonst ausgekommen, der sich ihrer Angelegenheiten annahm. Dana warf ihm einen wütenden Blick zu, doch er konnte nicht anders. »Sie haben nicht verstanden«, sagte er. »Ich meine, wenn Sie mal bitte zuhören würden: Sie hat ja gar nichts getan, es war eine Verwechslung. Hier ist die Bescheinigung.«
    Die Kassiererin beugte sich vor. »Vierhundertsiebenundachtzig Dollar«, wiederholte sie langsam und deutlich, damit es kein Mißverständnis gab. »Zahlen oder laufen.«
    Als nächstes war das Büro der Opferhilfe an der Reihe, das sich in einem rückwärtigen Anbau der Polizeiwache befand. Sie kamen zu dem Termin mit der Beraterin eine Viertelstunde zu spät, denn obwohl es Bridger gelungen war, Dana zu überzeugen, daß sie besser jetzt bezahlte und die Forderung später gegenüber der Polizei geltend machte, hatte es eine geschlagene Stunde gedauert, bis ihr der Wagen ausgehändigt wurde, und niemand – kein Hellseher, kein Astrologe des Präsidenten, ja nicht einmal ein Pflichtverteidiger – hätte sagen können, warum. Infolgedessen war Dana ziemlich in Fahrt, wütend auf die Welt, den Schuldirektor, den Folterknecht in der Verwahrstelle und auch auf Bridger, weil er sich eingemischt hatte, und zunächst lief es nicht viel besser. Zur Ehrenrettung der Frau hinter dem Schreibtisch (in mittleren Jahren, mit Falten unter den Augen und einem mütterlichen Gesicht) mußte man allerdings sagen, daß sie eine Engelsgeduld besaß. Ihr Name stand auf einem Schild in der Mitte des Tischs: Helen Bart Hoffmeir. »Nennen Sie mich Helen«, murmelte sie, aber weder Bridger noch Dana konnten sich dazu durchringen. Sie ließ Dana eine Weile schimpfen und versicherte sie an den richtigen Stellen ihres Mitgefühls, aber

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