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Talk Talk

Talk Talk

Titel: Talk Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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– gelungen war. »Tut mir leid«, sagte er und senkte respektvoll den Kopf. »Es geht um das, was Dana passiert ist und was sie mitgemacht hat, du weißt schon. Es hört einfach nicht auf.«
    Radko hob die Hände, strich sich die langen Haarsträhnen zurück, winkelte ein Bein an und setzte sich auf die Kante von Courtneys Schreibtisch. Dann fischte er seine Zigaretten aus der Innentasche des Jacketts. »Dieser Dieb, ja?« sagte er, und seine Stimme wurde weicher. »Dieser Dieb macht Problem?«
    Bridger bestätigte es.
    »Also setzt«, sagte Radko und zeigte auf die Plastikstühle an der Wand, »und sprecht.« Und zu Dana, während er die Flamme seines Plastikfeuerzeugs an die Zigarette hielt: »Stört dich?«
    »Ja«, sagte sie, »stört mich«, doch das überhörte er.
    Im Verlauf der nächsten halben Stunde, während Courtney Kaffee besorgte und Plum zweimal den Kopf hereinsteckte, um die Lage zu peilen und die anderen über den neuesten Stand der Dinge zu informieren, während der Rauch aufstieg und das helle Sonnenlicht durch die mickrigen Fenster fiel, schüttete Dana Radko, den sie kaum kannte, ihr Herz aus, und wenn ihr die Worte fehlten, sprang Bridger für sie ein. Radko zog an seiner Zigarette und strich sich übers Haar, er seufzte und murmelte und hörte zu, als handelte es sich um die Story eines Films, um dessen Nachbearbeitung er sich bewerben wollte. »Weißt du«, sagte er schließlich, »in mein Land passiert so etwas die ganze Zeit. Dieses Stehlen von Dokumenten und auch von Menschen. Entführung für Lösegeld. Weißt du das?«
    Bridger nickte unbestimmt. Er war nicht mal sicher, aus welchem Land Radko stammte.
    »Laß mich das sehen«, sagte Radko und nahm Dana den neuen Führerschein aus der Hand. Er musterte kurz das Foto und sagte dann, anscheinend sei der Führerscheinstelle ein Fehler unterlaufen und man habe den neuen Führerschein versehentlich an die Adresse geschickt, die man dort in den Unterlagen hatte, und nicht an die neue Adresse, die der Dieb angegeben habe. »Wenn ihr findet die Adresse«, sagte er und sah auf, als Courtney mit den Kaffeebechern zur Tür hereinkam, »dann ihr findet den Mann.«
    Beim Aufzählen der Einzelheiten – sie hatten sich mit den Kreditberichtagenturen in Verbindung gesetzt und allen Angaben, die sie betrafen, einen Sicherungsvermerk hinzusetzen lassen, sie hatten den Kreditinstituten, bei denen die zu Betrugszwecken eingerichteten Konten geführt wurden, Kopien des polizeilichen Protokolls und der gerichtlichen Bescheinigung zugeschickt, sie waren bei der Polizei und den Leuten von der Opferhilfe gewesen – hatte sich Dana immer mehr in Rage geredet, und nun fragte sie, wie sie das anstellen sollten. »Der Kerl könnte doch hundert Decknamen haben«, sagte sie, nahm den Plastikdeckel von dem Pappbecher und blies auf den aufsteigenden Dampf. Sie nahm einen Schluck. Verzog das Gesicht. »Woher sollen wir die Adresse bekommen? Die wollten noch nicht mal die Fingerabdrücke überprüfen. Nicht wichtig genug, haben sie gesagt. Ein Verbrechen ohne Opfer. Klar. Sehen Sie mich an: Ich hab gerade meinen Job verloren.«
    »Milos«, sagte Radko.
    Courtney hatte sich wieder an den Schreibtisch gesetzt und tat, als konzentrierte sie sich auf den Bildschirm, und Plum öffnete zum drittenmal die Tür und schloß sie wieder. »Wer?« fragte Bridger.
    »Milos. Mein Vetter. Milos, er findet jeden.«
    Am Nachmittag des nächsten Tages – es war ein Freitag, und Radko war zu einer weiteren »Sprechung« nach L.A. gefahren – machte Bridger früh Feierabend und holte Dana in ihrer Wohnung ab. Er mußte aussteigen und bei ihr läuten – oder vielmehr blitzen –, denn sie war noch nicht ganz fertig, und er stand mindestens fünf Minuten vor der Tür, bis sie schließlich erschien, und dann war ihr Erscheinen ausgesprochen flüchtig. Die Tür ging auf, Danas Gesicht mit einem Ausdruck konzentrierter Irritation war kurz zu sehen, und dann war sie auch schon wieder fort, ihre Schritte entfernten sich durch den Flur, auf der Suche nach irgend etwas Unerläßlichem, ohne das sie die Wohnung nicht einmal dann verlassen hätte, wenn diese lichterloh gebrannt hätte. Er wollte sie daran erinnern – dringlich daran erinnern –, daß sie um halb fünf mit Radkos Vetter verabredet waren und daß sich dessen Büro in Santa Paula befand, eine Dreiviertelstunde Fahrt von hier, doch das konnte er nur, wenn er ihr gegenüberstand, und er stand ihr nicht gegenüber. Nein, er folgte

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