Tallinn-Verschwörung
der Priester einige Papiere einsteckte und den Rest einfach fallen ließ, trat einer der beiden Gorillas auf ihn zu. »Wir haben vom Dachboden bis zum Keller alles durchsucht. Jetzt gibt es nur noch einen Schrank in der Bibliothek, in dem möglicherweise Geheimfächer verborgen sind.«
Ganz so dumm, wie sie aussehen, sind die Kerle also nicht, dachte Don Batista und folgte ihnen. Die Fächer des Schranks waren herausgerissen, und der Inhalt lag auf dem Boden verstreut, darunter auch die Espressotassen mit dem Hammerzeichen, auf die Monteleone so stolz gewesen war. Eine davon geriet eben einem der Kerle unter die Sohlen und wurde zerdrückt.
Als Don Batista das sah, erinnerte er sich daran, wie Monteleone und Winter, der damals noch Weihbischof gewesen war, aus diesen Tassen getrunken hatten. Ihm hatte der alte Kardinal keinen Kaffee angeboten. In dem Augenblick verspürte er eine tiefe Befriedigung, dass Monteleone durch seine Hand gestorben war, und er wollte dafür sorgen, dass ihn in Zukunft niemand mehr würde ignorieren können.
»Zerschlagt den Schrank«, befahl er.
Das ließen die Kerle sich nicht zweimal sagen. Innerhalb weniger Minuten war das Möbelstück zerlegt. Dabei flatterten einige Papierbögen durch den Raum. Don Batista fing eines davon auf und lächelte zufrieden. Es waren die fehlenden Dokumente aus Rocchigianis Unterlagen, die Winters Aufstieg und damit auch seinem eigenen ein jähes Ende bereiten würden, wenn sie in die falschen Hände gerieten.
Während Don Batista die Papiere aufsammelte und einsteckte, blickte ihn einer der Gorillas verlegen an. »Die Carabinieri werden merken, dass wir hier waren und etwas gesucht haben!«
Don Batista zuckte mit den Schultern. »Zündet alles an, aber so, dass die gesamte Hütte niederbrennt.«
Er sah zu, wie seine Begleiter alles Brennbare in den Räumen ausbreiteten, und als alle Vorbereitungen getroffen waren, legte er eigenhändig Feuer an den Papierhaufen in der Bibliothek. Seine Helfershelfer steckten die übrigen Räume in Brand. Ehe das Feuer entdeckt werden konnte, verließen
sie das Haus und trennten sich an der nächsten Straßenecke.
Unterwegs sagte Don Batista sich, dass Graziella nun überflüssig geworden war und beseitigt werden musste. Er würde Gianni jedoch noch erlauben, seinen Spaß mit dem Mädchen zu haben.
ZWEI
M ajor Mazzetti mochte ein Prahlhans sein, aber er war kein Narr. Kaum hatte er Hoikens verlassen, übernahm er selbst das Kommando über den Trupp, der den zerstörten Dingo beseitigen sollte. Während er sich mit zwei Pritschenwagen japanischer Herkunft der Stelle des Überfalls näherte, ließ er einen Trupp ausschwärmen, um die Umgebung zu sichern. Schon nach wenigen Minuten kehrte einer der Männer zu Mazzetti zurück.
»Keine Probleme, Herr Major. Das feindliche Fahrzeug ist vollkommen zerstört. Einer der Insassen hat es zwar noch ins Freie geschafft, ist aber nach wenigen Metern zusammengebrochen. «
Mazzetti zog die Stirn in Falten. »Wenn einer herauskommen konnte, kann es auch einem Zweiten gelungen sein. Los, sucht die Gegend ab! Es darf uns keiner durch die Finger schlüpfen.«
»Jawohl, Herr Major.« Der Kamerad salutierte und verschwand.
Mazzetti kümmerte sich nicht weiter um ihn, sondern zog seine Pistole und näherte sich dem zerfetzten Dingo. Seine Leute hatten einen Volltreffer gelandet. Es war erstaunlich, dass überhaupt noch jemand aus dem Wagen herausgekommen
war. Er trat auf den Toten zu, der hinter einem Felsen lag, und musterte ihn. Irgendjemand hatte dem Kerl die Schuhe ausgezogen und um Feldflasche und Nahrungsrationen erleichtert. Angesichts seiner schweren Verletzungen konnte der Mann nicht ohne Hilfe aus dem Panzerfahrzeug gekommen sein. Also musste ihn jemand herausgezogen und dann erst gemerkt haben, dass der Mann tot war. Daraufhin hatte der Unbekannte einige Sachen an sich genommen und sich in die Büsche geschlagen.
Mazzetti fluchte. Gerade jetzt, da der große Tag der Patriotischen Front kurz bevorstand, konnten sie keine unerwünschte Aufmerksamkeit gebrauchen. Rasch winkte er ein paar Freischärler zu sich und zeigte auf den Toten.
»Ihr Idioten! Wieso habt ihr nicht bemerkt, dass noch jemand anders aus dem Kasten herausgekommen ist? Verdammt, der Kerl kann schon auf halbem Weg zum deutschen Lager bei Globočica sein. Du da meldest das sofort in der Festung, die anderen machen sich auf die Suche nach dem Überlebenden. Wehe, ihr erwischt ihn nicht!« Mazzetti hatte das
Weitere Kostenlose Bücher