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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Marni
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verzweifeltes Flehen. Don Pietro hielt ihm die Bibel vor das Gesicht und sprach ein paar Worte, dann trat er zurück. Ghiodolfio winkte seinen Adjutanten zu sich. »Mazzetti soll ein Erschießungskommando zusammenstellen!«
    Dann erst erinnerte der General sich, dass er den Major weggeschickt hatte, um den zerstörten Panzerwagen fortschaffen zu lassen, und rief den Adjutanten zurück. »Erledigen Sie das!«
    Der junge Mann wurde blass, salutierte aber vorschriftsgemäß und drehte sich um.
    In dem Augenblick trat Hoikens vor. »Herr General, wenn Sie erlauben, melde ich mich freiwillig für die Vollstreckung. «
    »Bist du verrückt geworden?«, zischte Feiling ihn an.
    Hoikens schüttelte den Kopf. Während seiner Zeit bei der Bundeswehr hatte er sich oft gefragt, wie es sich anfühlen mochte, eine Waffe im Ernstfall einzusetzen. In Darfur hatte er keine Möglichkeit gefunden, auf Menschen zu schießen, und als es notwendig gewesen wäre, hatte Renk so schnell und kaltblütig reagiert, als hätte der Kerl schon Dutzende umgelegt. Jetzt hoffte Hoikens, dass der Schrecken, den
Renk ihm damals eingejagt hatte, schwinden würde, wenn er selbst jemanden tötete. »Wenn Sie wünschen, mache ich es allein.«
    Etliche der Freischärler, die Giannis Geschrei zum Büro des Generals gelockt hatte, atmeten sichtlich auf. Ghiodolfios Adjutant blieb stehen und sah seinen Befehlshaber fragend an. Der dachte kurz nach und nickte dann. »Gut! Erledigen Sie die Sache, Hauptmann Hoikens! Alle Mann sollen in der großen Kaverne antreten! Schafft den Kerl dorthin.«
    Zwei packten Gianni, der sich in den Fesseln wand und in der einen Sekunde um sein Leben bat und in der anderen den Zorn Don Batistas und des gesamten Vatikans auf den General herabbeschwor. In der Kaverne angekommen, die als Versammlungsort und Trainingsraum diente, sah Hoikens, dass sich eine erwartungsvolle Menge junger Männer versammelt hatte.
    Da er keine Waffe bei sich trug, trat er zum Adjutanten und streckte fordernd die Hand aus. Der junge Italiener wollte ihm die Pistole im ersten Moment verweigern, sah dann aber den auffordernden Blick des Generals auf sich gerichtet und öffnete zögernd das Futteral.
    Hoikens nahm die Waffe entgegen und prüfte, ob Patronen im Magazin steckten. Dann lud er sie durch und trat mit bedächtigen Schritten auf Gianni zu. Dieser warf sich vor Ghiodolfio auf die Knie und bat heulend um Gnade. Ohne das Gewinsel des Delinquenten zu beachten, stellte Hoikens sich hinter ihn und setzte ihm die Mündung aufs Genick. Sein fragender Blick traf den General. Dieser nickte und trat beiseite. Im gleichen Augenblick zog Hoikens den Abzugbügel durch. Der Schuss hallte ohrenbetäubend von den Felswänden zurück, und Gianni wurde nach vorne geschleudert.
    Der Festungsarzt kniete neben ihm nieder, untersuchte
ihn und blickte dann zu Ghiodolfio auf. »Der Mann ist tot.«
    Der General nickte Hoikens anerkennend zu. »Ein guter Schuss, Hauptmann. Wenn Sie angesichts des Feindes genauso kaltblütig bleiben, kann die Armee stolz auf Sie sein.«
    »Ich tue mein Bestes!« Hoikens lächelte zufrieden. Er hatte sich selbst bewiesen, dass er fähig war, einen Menschen zu töten, den er direkt vor sich sah. Das war nicht schwieriger, als Sprengstoff aus der Ferne zu zünden. Beschwingt salutierte er vor Ghiodolfio. »Herr General, ich würde mich freuen, Ihnen meine Pläne für unseren großen Schlag zu unterbreiten. «
    »Das käme mir gelegen. Ich habe mich inzwischen mit Ihrem Vorschlag bezüglich des Ablenkungsmanövers auseinandergesetzt und würde gerne einige Einzelheiten mit Ihnen besprechen.«
    Der General wandte sich an seine Unteroffiziere. »Die Männer können abtreten. Und räumt das da weg!« Er deutete auf Giannis Leiche.
    Ghiodolfios nächste Handbewegung, mit der er Hoikens zum Mitkommen aufforderte, schloss Lodovico, Feiling und Don Pietro von der Unterhaltung aus.
    Während der Priester und der Archivar sich widerspruchslos abwandten, reagierte Feiling empört. »Herr General, als ich hierhergekommen bin, wurde mir fest zugesagt, dass ich an diesem Ort einiges für die Bewegung bewirken kann. Bisher jedoch habe ich hier nur Däumchen gedreht. Es wird an der Zeit, dass sich dies ändert. Hoikens ist als Angehöriger der deutschen Kameradschaft mein Untergebener. Es ist mein Recht zu erfahren, was er für Sie erledigen soll.«
    Über das Gesicht des Generals huschte ein Ausdruck, der ebenso Spott wie Verachtung bedeuten konnte. »Sie

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