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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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folgenden Tages ging ich zu ihm und bestellte einen großen grauen Umhang. Dazu ein neues Wams, das parallel zum
    Schlüsselbein gemustert war. Mich gelüstete noch nach einem Hut mit einer riesigen Feder, aber den nahm ich lieber doch nicht.
    Der Schneider meinte: »Wohl an etwas Geld
    gekommen, häh?«
    Ich wußte nicht, was ich darauf sagen sollte, also nickte ich ihm nur kurz zu. Keine Ahnung, wie er das interpretiert hat, aber seine Augen weiteten sich ein klein wenig und zeigten so etwas wie Angst. Leicht aufgeregt wandte ich mich ab und sagte: »Ich erwarte die Stücke in einer Woche.«
    »Gewiß, sie werden fertig sein«, antwortete er etwas atemlos.
    Ein bißchen die Straße runter erstand ich ein paar Wurfmesser und entschloß mich, bald damit zu üben.
    Dann meldete ich mich bei Nielar. Er nickte mir zu und schickte mich in das Zimmer, wo das Shereba-Spiel stattfand. Zwei Tage zuvor hatte ich dort selbst gespielt, und ein großer Jhereg hatte mich hinausgeworfen, nachdem ich mit einem Gast aneinandergeraten war. Jetzt saß ich an der Stelle, wo der Jhereg gesessen hatte. Ich versuchte, so entspannt und unbeteiligt wie er
    auszusehen. Vermutlich gelang es mir zum Teil.
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    Aber es hat mir einen Mordsspaß gemacht.

    Den größten Teil des Tages verplemperten wir, weil wir mit den Katzentauren aßen und plauderten, was wir natürlich genossen, aber es brachte uns unserem Ziel kein Stück näher. Für gewöhnlich spiele ich nicht, aber diese armen, unzivilisierten Kreaturen kannten noch nicht einmal S’yang-Steine, da mußte ich es ihnen doch zeigen, oder nicht? Dabei wurde so einiges verloren, denn bestimmte Teile von Kethnas sind leckerer als andere.
    Aber die Katzentauren sind ziemlich gerissen, deshalb habe ich aufgehört, als sie es langsam kapiert haben.
    Luft meinte: »Wahrscheinlich wird es mir in ein paar Wochen leid tun, daß du uns dieses Spiel beigebracht hast.«
    »Ach, das ist doch nur harmlose Zockerei«, gab ich mit dem Mund voller frischgebratener Beute zurück. Wie heißt es doch so schön: nicht das Spielen macht Spaß, sondern das Gewinnen.
    Es war witzig, wie wir uns gegenseitig geneckt haben, und ich habe gelernt, wie man am Schwanz erkennt, wann man es mit einem zu weit getrieben hatte, was eigentlich äußerst seltsam gewesen wäre, wenn ich mir die Zeit genommen hätte, darüber nachzudenken. Drei der Katzentauren, die während der Jagd am linken Bein verletzt worden waren, heilte Morrolan mit
    Zaubersprüchen. »Das haben wir in letzter Zeit so oft«, sagte Luft, nachdem sie sich bedankt hatte.
    »Ein Fluch?« fragte Morrolan.
    »Einfach nur Pech, glaube ich.«
    »Davon gibt es leider ziemlich viel«, erwiderte Morrolan.
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    »Besonders da, wo ihr hinwollt.«
    Morrolan zuckte mit den Schultern. »Ich nehme nicht an, daß ihr soviel mehr über die Gegend wißt als wir.«
    »Normalerweise meiden wir sie.«
    »Würden wir auch, wenn wir könnten«, meinte
    Morrolan.
    Luft starrte mit hin- und herschlagendem Schwanz zu Boden. »Warum geht ihr dennoch?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Morrolan.
    Nebel meinte: »Wir haben viel Zeit. Schnauze,
    Schnaps.«
    Da Morrolan anscheinend nicht darüber reden wollte, verfielen wir in Schweigen. Dann kam ein Männchen, das ich nicht kannte, auf Luft zu und übergab ihr etwas. Sie sah es sich an. Bis dahin waren mir ihre langen und schlanken Hände gar nicht aufgefallen, und ihre Fingernägel ließen mich zusammenzucken, weil sie mich an ein Mädchen erinnerten, mit dem ich mal
    zusammengewesen bin. Was Luft da in der Hand hielt, sah aus wie ein Stück Knochen. Nach eingehender Betrachtung sagte sie: »Ja. Das wird gehen.« Dann gab sie es Morrolan.
    Der nahm es erstaunt an sich, während ich mich ihm hinterrücks näherte, um ihm über die Schulter sehen zu können. Wahrscheinlich war das Stück aus der Schulter von dem Kethna gebrochen worden. Es war fast
    quadratisch, hatte etwa fünf Zentimeter Seitenlänge, und ich konnte feine Markierungen darauf erkennen.
    Allerdings ergaben sie für mich überhaupt keinen Sinn.
    Morrolan sagte: »Danke. Was –«
    »Solltet ihr auf den Pfaden der Toten auf Kelchor stoßen, und ihr zeigt ihr dieses Stück, dann kann es sein, daß sie euch beschützt.« Sie schwieg kurz. »Andererseits, 141
    vielleicht aber auch nicht.«
    »So sind die Götter halt«, fand Morrolan.
    »Nicht wahr«, meinte Luft.
    So langsam kamen mir Zweifel, ob überhaupt einer von den beiden irgendwas wußte.

    Wenn man Lust

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