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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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und Laune hat, kann man sich auf
    folgende Art die Zeit vertreiben. Man sucht sich einen Dragaeraner, der einen nicht sofort zusammenschlagen will, und fängt an, über Magie zu sprechen. Stellt euch mal die verzogenen Mundwinkel vor, wenn er von der Hexenkunst hört. Dann redet man von der Bedeutung gewisser Ziffern für diese Kunst. Wie man zum Beispiel bei einigen Beschwörungen zwei schwarze Kerzen
    braucht und eine weiße, bei anderen dann aber zwei weiße und überhaupt keine schwarze. Dann kann man beiläufig fallenlassen, daß einer der einfacheren Liebeszauber drei Prisen Rosmarin braucht. Wie groß diese ›Prise‹ wird, ist völlig egal, aber die Anzahl drei ist immens wichtig. Bei einer weiteren Beschwörung, von der man ihm erzählen könnte, ist es unabdingbar, daß man in Versen von je neun Silben spricht, dabei ist es aber völlig wurscht, was genau man sagt.
    Nun wird der Dragaeraner schon längst nicht mehr in der Lage sein, seine Abscheu zu verbergen, und er wird loslegen, wie albern es doch ist, bestimmte Ziffern mit Bedeutungen zu belegen.
    Und dann wird es auch für unsereinen lustig. Man kann den Kopf zur Seite neigen, ihn fragend anglotzen und sagen: »Wieso besteht die dragaeranische
    Bevölkerung aus siebzehn Häusern? Wieso hat das dragaeranische Jahr siebzehn Monate? Wieso ist siebzehn 142
    mal siebzehn die kürzeste Zeit an Jahren, die ein Haus Thron und Gestirn halten kann, während die längste Zeit dreitausendundnochwas Jahre sind, oder anders gesagt, siebzehn mal siebzehn mal siebzehn? Wieso heißt es, daß siebzehn Große Waffen existieren?«
    Darauf wird er ein paarmal den Mund auf- und dann wieder zumachen, den Kopf schütteln und folgendes erwidern: »Aber die siebzehn ist doch die magische Zahl.«
    Und jetzt kann man weise nicken, ihm zuzwinkern,
    »Ach so, ich verstehe«, sagen und seiner Wege gehen.
    Diese ganze Geschichte erwähne ich nur, weil mir ein aufdringliches kleines Gefühl sagt, daß die Dragaeraner recht haben könnten. Zumindest taucht die Zahl siebzehn andauernd auf, wenn ich sie am wenigsten erwarte.
    Wie dem auch sei, ich war siebzehn Jahre alt, als man mich das erstemal dafür bezahlt hat, daß ich jemanden umbringe.

    Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von den Katzentauren. Luft und Morrolan tauschten einige Floskeln aus, die mir ein bißchen zu formell und pompös vorkamen. Aber Schnaps und ich haben unsere Witzchen darüber gerissen, und sogar Loiosh hat ein paar Bemerkungen dazu gemacht.
    Dann kam Luft zu mir, wedelte leicht mit ihrem
    Schwanz und schien zu lächeln. »Du bist ein guter Gefährte«, fand sie.
    »Danke.«
    Dann hielt sie einen Moment inne, und ich hatte schon Angst, daß sie Atem für eine Rede sammelte, der ich wohl kaum mit ernster Miene würde folgen können, aber 143
    sie ließ schließlich ihren Speer sinken, bis er nur noch eine Handbreit von meiner Brust entfernt war. Loiosh machte sich zum Sprung bereit. Luft sprach: »Du darfst meinen Speer berühren.«
    Oh. Wie niedlich. Ich mußte mich beherrschen, damit ich Schnaps nicht anschaute, der vielleicht wieder kicherte. Aber scheiß drauf. Ich habe ihn berührt und dann mein Rapier gezogen. »Du darfst mein Schwert berühren«, sagte ich.
    Das tat sie mit feierlichem Gebaren. Und wißt ihr, Sarkasmus hin oder her, die ganze Sache hat mich echt gerührt. Luft nickte Morrolan und mir noch ein letztes Mal zu, dann führte sie ihre Freunde oder ihr Volk oder ihre Gefährten oder was auch immer zurück in die Ebene.
    Morrolan und ich sahen ihnen nach, bis sie am Horizont verschwunden waren, dann packten wir unsere Sachen und zogen in die Berge.
    Nachdem wir noch ein paar Stunden gelaufen waren, blieb er abermals stehen und starrte geradeaus zum Fuß des Gebirges. »Ich glaube, ich kann genug erkennen, um uns ohne Probleme zu teleportieren«, sagte er.
    »Gehen wir lieber auf Nummer Sicher«, meinte ich,
    »und laufen noch ein paar Stunden weiter.«
    Er warf mir einen Blick zu: »Ich bin sicher.«
    Ich unterdrückte ein Stöhnen und antwortete kurz:
    »Schön, ich bin soweit.«
    Während ich mich neben ihn stellte, heftete er seinen Blick auf die Berge. Alles war still, abgesehen von unseren Atemgeräuschen. Ganz langsam erhob er die Hände, atmete laut aus und senkte die Arme wieder. In meinem Magen zog es übelkeiterregend, und ich machte die Augen zu. Als ich unter meinen Füßen plötzlich anderen Boden spürte, öffnete ich sie wieder, sah mich 144
    um und wäre um ein Haar

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