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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Quelle und Ziel zu schmieden, den Pfad zu errichten, an dem entlang die Wirklichkeit sich beugen würde.
    Das Messer erbebte und sagte: »Beginne hier.« Na schön, gut. Beginne hier, und dann? Ich schaute vom Messer zur Rune und wieder zurück. Dann streckte ich die rechte Hand aus, den Zeigefinger, und zog eine Linie. Das gleiche noch einmal. Und nochmal.
    Unablässig, immer vom Messer zur Rune. Nach einer Weile verband sie eine flammende Linie.
    Das fühlte sich richtig an. Ich blickte auf. Noch 148
    immer waberte die Landschaft, als wäre ich vom Unwirklichen umgeben, das darauf lauerte, mich zu verschlucken. Das könnte mir ziemliche Angst einjagen, wenn ich es zuließe.

    Die Fälle der Toten lassen sich geographisch exakt orten; das geht demzufolge auch mit den Pfaden der Toten, nur geht das nicht. Fragt gar nicht erst, ich kann es nicht erklären. Ich weiß, daß es irgendwo in den Aschenbergen eine sehr tiefe Spalte gibt, die man Graunebeltal nennt.
    Der möglicherweise legendäre Attentäter Mario
    Graunebel wurde nach diesem Ort benannt, weil er so viele Leute dorthin geschickt hat.
    Die Leichen jener Dragaeraner, die man für wichtig (und reich) genug hielt, um sich die Mühe zu machen, werden in jenes Tal gebracht. Der Blutfluß fließt durch das Tal und mündet in einen Wasserfall, und soweit es die Lebenden angeht, ist die Sache damit erledigt.
    Die Höhe des Wasserfalls wurde von jenen Untoten überliefert, die von den Pfaden zurückgekehrt sind. Ihre Berichte sprechen von gerade mal zwanzig Schritten, von tausend Schritten und von allem, was dazwischen liegt.
    Jede Schätzung kommt wahrscheinlich gleich nahe an die Wahrheit, und das meine ich so, wie ich es sage.
    Niemand ist je auf einem anderen Weg als über die Klippen an den Fuß der Fälle gelangt, wenngleich es viele, vor allem die Hawk und Athyra, versucht haben. Es liegt nunmal in der Natur der Angelegenheit, daß der Fuß der Fälle nicht in der gleichen Welt liegt wie der obere Teil. Über die Frage, ob die Götter es so erschaffen haben oder ob es einfach eine Laune der Natur ist, sind schon Bände geschrieben worden. Um die Fruchtlosigkeit dieser Debatte zu zeigen: viele der Götter haben schon auf verschiedenen Seiten daran teilgenommen.
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    Die wenigen, die die Pfade der Toten verlassen (untot, wie Sethra und die Imperatorin Zerika, die eine besondere Genehmigung bekommen hatte), kommen
    nicht über die Pfade zurück. Statt dessen geben sie an, sie hätten sich durch eine langgezogene Höhle laufen sehen, die sie danach nicht wiederfinden, oder sie wären am Fuße der Aschenberge aufgewacht oder hätten sich im Verbotenen Wald verirrt oder gar, sie wären tausend Meilen entfernt am Ufer des Meeres entlangspaziert.
    Ich nehme an, es soll auch gar keinen Sinn ergeben.
    Ich stand also oben am Wasserfall und blickte auf einen orangefarbenen Horizont, aus dem vereinzelt steinige Gipfel herausbrachen. Unter mir wirbelten und wehten graue Nebel, die den Boden hunderte von
    Schritten unter uns verbargen. Der ohrenbetäubende Lärm der Fälle machte jedes Gespräch unmöglich. Auf seinem donnernden Weg nach unten wurde der Blutfluß irgendwie weiß.
    Ich trat vom Abgrund zurück. Fast im gleichen
    Augenblick tat Morrolan neben mir das gleiche. Wir entfernten uns. Das Tosen ließ schnell nach, und ebensoschnell wurde der Fluß wieder breiter und ruhiger, bis er nur zwanzig Schritte von den Fällen entfernt so aussah, als könnte man hindurchwaten, und wir konnten uns auch atmen hören.
    Zwar kam mir das nicht normal vor, aber ich sah keinen Grund, nach dem Warum zu fragen.
    Morrolan sah sich mit einem seltsamen
    Gesichtsausdruck um. Wehmütig, würde ich fast sagen, wenn ich ihn so eingeschätzt hätte. Ich merkte, wie er auf ein Podest starrte, welches sich einige Meter vom Wasser entfernt erhob. Ich ging zu ihm, vermutlich glaubte ich, ich würde den Namen irgendeines Toten lesen und Morrolan fragen, ob es ein Verwandter war. Statt dessen 150
    konnte ich einen stilisierten Dzurschädel erkennen.
    Fragend sah ich Morrolan an. Der deutete hinter sich auf den Fluß, wo ich eine seichte Stelle bemerkte. »An diesem Ort werden die Überreste jener aus dem Hause der Dzur in den Fluß gegeben, damit sie die Fälle hinabstürzen können.«
    »Platsch«, machte ich. »Wenigstens sind die schon tot.
    Das wird sie wohl kaum stören.«
    Er nickte und starrte weiterhin auf das Podest. Mit bemüht beiläufiger Stimme fragte ich: »Kennst du irgendwelche

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