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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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ursprüngliche, aber es ist dort – wo einst die Stadt von Dragaera war.«
    »Wo sie war«, echote sie.
    »Die Hauptstadt des Imperiums ist jetzt Adrilankha.«
    »Adrilankha. An der Küste, oder? Steht da nicht Kierons Turm?«
    »Kierons Wache. Die war mal dort. Sie ist ins Meer gefallen, während des Interregnums.«
    »Inter – Oh. Natürlich. Wie ist es zu Ende gegangen?«
    »Zerika aus dem Hause der Phönix hat das Gestirn geborgen, das auf irgendeine Weise hier gelandet war, auf den Pfaden der Toten. Es wurde ihr gestattet, damit zurückzukehren. Ich half ihr dabei«, fügte er hinzu.
    »Ich verstehe«, sagte Aliera. Morrolan setzte sich neben sie. Ich setzte mich neben Morrolan. Dann sagte sie: »Ich kenne keine Zerika.«
    »Sie war damals noch nicht geboren. Sie ist die 212
    einzige Tochter von Vernoi und, äh, wen auch immer sie geheiratet hat.«
    »Loudin.«
    »Genau. Beide sind im Desaster umgekommen.«
    Sie nickte, unterbrach sich dann: »Halt. Wenn beide in der Explosion gestorben sind und Zerika damals noch nicht geboren war, wie kann…?«
    Morrolan zuckte die Achseln. »Sethra hatte etwas damit zu tun. Ich habe sie öfters darum gebeten, es mir zu erklären, aber sie schaut nur selbstgefällig vor sich hin.« Er blinzelte. »Ich habe den Eindruck, daß, was immer sie auch getan hat, sie zu sehr beschäftigt hat, um dich so sorgfältig zu retten, wie sie gewollt haben muß.
    Ich nehme an, du bist erst an zweiter Stelle gekommen, zuallererst mußte einmal sichergestellt werden, daß es eine Imperatorin gibt. Zerika ist die letzte Phönix.«
    »Die letzte Phönix? Es kann keine mehr geben? Dann ist der Zyklus unterbrochen. Wenn nicht jetzt, dann in Zukunft.«
    »Möglich«, sagte Morrolan.
    »Kann es einen weiteren Phönix geben?«
    »Wie soll ich das wissen? Wir können uns einen
    ganzen Zyklus lang darüber den Kopf zerbrechen. Frag mich in ein paar hunderttausend Jahren nochmal, wenn es wichtig wird.«
    An Alieras Gesichtsausdruck konnte ich sehen, daß ihr diese Antwort nicht gefiel, aber sie erwiderte auch nichts.
    Nach einer Weile Schweigen sagte sie: »Was ist mit mir geschehen?«
    »Das habe ich nicht völlig begriffen«, antwortete Morrolan. »Sethra ist es gelungen, deine Seele in einer bestimmten Form zu erhalten, obwohl sie verlorenging.
    Schließlich – kurz nachdem Zerika das Gestirn an sich 213
    genommen hatte, wie ich glaube – hat ein Athyra-Magier dich gefunden. Er studierte Totenbeschwörung. Ich glaube nicht, daß ihm klar war, was er da gefunden hatte.
    Man hat dich aufgespürt und –«
    »Wer hat mich aufgespürt?«
    »Sethra und ich«, sagte er und beobachtete ihr
    Gesicht. Dann warf er mir einen kurzen Blick zu und sagte: »Und da haben auch andere geholfen, vor einer Weile.«
    Aliera schloß die Augen und nickte. Ich hasse es, wenn man über mich spricht, als wäre ich nicht da.
    »Hattet ihr Schwierigkeiten, mich zurückzuholen?«
    Morrolan und ich sahen einander an. »Keine
    nennenswerten«, meinte ich.
    Aliera sah mich an, sah nochmal genauer hin, wieder mit düsterem Blick. Sie starrte mich so an, als wollte sie in mein Innerstes schauen. Dann fragte sie: »Wer bist du?«
    »Vladimir Taltos, Baronet, Haus Jhereg.«
    Sie starrte mich ein Weilchen an, schüttelte dann den Kopf und wandte sich wieder Morrolan zu.
    »Was denn?« fragte der.
    »Egal.« Sie stand unvermittelt auf, das heißt, sie wollte und setzte sich wieder. Grimmig sagte sie: »Ich will hier raus.«
    »Ich glaube, sie werden Vlad gehen lassen. Wenn ja, wird er dir helfen.«
    Sie sah mich an, dann wieder Morrolan. »Und was ist mit dir?«
    »Als ein Lebender ist es mir nicht gestattet, von den Pfaden der Toten zurückzukehren. Ich werde
    hierbleiben.«
    214
    Aliera starrte ihn an. »Einen Teufel wirst du. Eher lasse ich dich sterben.«

    Es fällt mir schwer, den Zeitpunkt genau zu bestimmen, an dem ich aufhörte, mich als jemandes Eintreiber zu sehen, der hin und wieder ›Arbeit‹ übernahm, und mich statt dessen selbst als freiberuflichen Auftragsmörder bezeichnete. Zum Teil lag es daran, daß ich in einem kurzen Abschnitt während und nach dem Krieg für mehrere unterschiedliche Auftraggeber gearbeitet hatte, darunter auch Welok selbst, was die ganze Angelegenheit etwas verwirrend erscheinen ließ.
    Ganz sicher haben mich die Leute um mich herum
    schon so gesehen, bevor es mir aufgefallen ist, aber ich glaube nicht daß meine Einstellung sich geändert hat, erst als ich gewisse berufliche Angewohnheiten

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