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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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durchdacht, kann sein, daß sie ganz einfach unfähig sind, sich ihre Sterblichkeit vor Augen zu halten. Oder aber sie sind der Meinung, daß die Geldsumme, die das Imperium ihnen zahlt, das Risiko wert ist.
    Aber egal, das ist nicht mein Problem.
    Ich wurde, glaube ich, über vier Mittelsmänner
    engagiert. Ich habe mich mit einem Kerl vor einem Gemüsehändler getroffen, und während wir um den Block spazierten, haben wir geredet. Loiosh ritt auf meiner linken Schulter. Der Tag war noch jung, und die Gegend um uns herum war leer. Aus irgendeinem Grund nannte der Kerl sich »Fuß«. Ich kannte ihn, und wenn er einen Auftragsmord an mich herantrug, dann wußte ich, es mußte etwas Großes sein, weil sein Rang in der Organisation ziemlich hoch war. Das wiederum hieß, wer auch immer ihn angewiesen hatte, dies zu erledigen, mußte wirklich wichtig sein.
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    Ich sagte zu ihm: »Ich kenne welche, die so etwas tun.
    Wollt Ihr mir davon erzählen?«
    Er gab zurück: »Es hat da ein Problem zwischen zwei guten Freunden von uns gegeben.« Das bedeutete, es waren zwei Jhereg. »Die Sache wurde ernst, und alles wurde äußerst unangenehm.« Das bedeutete, daß einer oder beide Beteiligten einen hohen Rang in der
    Organisation hatten. »Einer der beiden befürchtete, es könne ihm etwas zustoßen, da ist er in Panik geraten und hat sich ans Imperium gewandt, um beschützt zu
    werden.«
    Ich stieß einen Pfiff aus. »Wird er offiziell aussagen?«
    »Bis zu einem gewissen Grad hat er das schon getan, und er wird weiterreden.«
    »Autsch. Das wird weh tun.«
    »Wir bemühen uns, die Sache zu erledigen. Vielleicht gelingt es uns. Wenn nicht, wird es allerseits eine ganze Weile lang böse aussehen.«
    »Hmm, das kann ich mir vorstellen.«
    »Wir brauchen jemand, der diese Arbeit ernsthaft erledigt. Ich meine richtig ernsthaft. Versteht Ihr?«
    Ich schluckte. »Ich denke schon, aber bitte drückt Euch doch deutlich aus.«
    »Morganti.«
    »Das hatte ich mir gedacht.«
    »Hat Euer Freund sowas schon mal gemacht?«
    »Und wenn nicht?«
    »Das wäre auch egal, nehme ich an. Euer Freund wird in dieser Angelegenheit volle Rückendeckung von vielen erhalten; jegliche Unterstützung, die er benötigt.«
    »Ja, aber ich werde etwas Zeit zum Nachdenken
    brauchen.«
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    »Gewiß. Nehmt Euch soviel Zeit, wie Ihr braucht. Der Lohn sind zehntausend Imperials.«
    »Verstehe.«
    »Wie lange wollt Ihr darüber nachdenken?«
    Wir liefen einige Minuten schweigend nebeneinander her. Dann sagte ich: »Gebt mir seinen Namen.«
    »Raiet. Kennt Ihr ihn?«
    »Nein.«
    Wir gingen noch ein bißchen weiter, dabei
    durchdachte ich das Angebot. In den Hütten um uns herum erwachte der nachbarschaftliche Alltag. Es war ein ganz eigentümlicher, friedvoller Spaziergang. Ich sagte:
    »Na schön. Ich mach es.«
    »Gut«, antwortete er. »Gehen wir zu mir. Dort werde ich Euch entlohnen und Euch für den Anfang die
    Informationen geben, die wir haben. Falls Ihr mehr braucht, laßt es uns wissen, wir werden alles in unserer Macht Stehende tun.«
    »Alles klar«, meinte ich.

    Ich trat unwillkürlich einen Schritt vom Vater des Dragaeranischen Imperiums zurück, wobei mir sich widersprechende Gedanken und Gefühle schneller durchs Gehirn schwirrten, als ich verstehen konnte. Furcht und Wut kämpften um die Kontrolle meines Mundwerks, doch zur Abwechslung hat die Vernunft mal gewonnen.
    Eine Weile blieben wir so stehen. Kieron blickte weiter auf Aliera hinab. Irgendwas in ihren Blicken schien anzudeuten, daß die beiden sich schon einmal begegnet waren. Ich weiß nicht, wie das hätte passieren können, schließlich war Kieron so alt wie das Imperium und Aliera jünger als tausend Jahre, egal, wie man ihr 220
    Alter maß.
    Kieron sagte: »Nun, wirst du aufstehen?«
    Ihre Augen funkelten. Sie zischte: »Nein, ich werde hier einfach für immer liegenbleiben.« Ja, ich weiß, in diesem Satz sind gar keine Zischlaute. Das ist mir egal, sie hat es gezischt.
    Kieron grinste. »Wohlan«, sagte er. »Solltest du doch jemals aufstehen, kannst du zu mir kommen und mit mir reden.« Er wollte sich abwenden, hielt aber inne und sah mir direkt ins Gesicht. »Hast du mir irgend etwas zu sagen?« fragte er.
    Meine Zunge fühlte sich ganz geschwollen an. Ich konnte keine Worte finden. Kieron ging.
    Morrolan erhob sich wieder. Aliera schluchzte still am Boden vor sich hin. Morrolan und ich begutachteten ausgiebig unsere Gürtelschnallen. In dem Moment wurde Aliera wieder ruhig, dann

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