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Taltos

Taltos

Titel: Taltos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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hervor.
    Es gab kein Zurückhalten, kein Bedauern; Zweifel wurden abstrakt und fern. Alles war darauf
    konzentriert gewesen, auf diesen Zeitpunkt
    hinzuarbeiten, und ich fühlte mich lebendig wie sonst nie, außer in solchen Momenten. Der Überschwang, die Erlösung, der Sprung ins Ungewisse, das alles war hier. Und was am besten war, Zweifel hatten überhaupt keinen Sinn mehr. Falls ich zerstört würde, wäre es jetzt zu spät, etwas dagegen zu unternehmen.
    Alles, was ich gesagt und zurückgehalten hatte, strömte hervor. Ich spürte meine Energie ausfließen, als hätte jemand einen Stöpsel gezogen. Sie schoß hervor, und in jenem Augenblick war ich viel zu verwirrt, um zu wissen oder auch nur zu überlegen, ob der rechte Moment gekommen war. Tod und Wahnsinn oder Erfolg. Jetzt war es soweit.
    Meine Augen öffneten sich schlagartig, und ich überblickte ein Tollhaus.

    Nicht mal, wenn mein Leben davon abhinge, könnte ich sagen, wie wir dort oben gelandet sind, aber irgendwie hat uns die Purpurrobe wieder in die weiße Halle geführt, von der aus wir uns den Göttern genähert hatten. Dort 225
    gab es einen Seiteneingang, obwohl mir vorher keiner aufgefallen war, und wir gingen hindurch, folgten seinen Kurven und Winkeln bis in einen Raum, der leer war, abgesehen von vielen Kerzen und Kieron dem Eroberer.
    Er stand mit dem Rücken zur Tür, und mit gesenktem Kopf beschäftigte er sich mit ich weiß nicht was vor einer der Kerzen. Als wir eintraten, wandte er sich um und heftete seinen Blick auf Aliera.
    »Du kannst also alleine stehen, wie ich sehe.«
    »Ja«, erwiderte sie. »Und jetzt, da es so ist, kann ich auch verkünden, wie stolz ich bin, von jemandem abzustammen, der Verletzte verhöhnt.«
    »Schön, daß du stolz bist, Aliera e’Kieron.«
    Sie machte sich so groß sie konnte. »Wage es nicht –«
    »Wage es nicht, mir Anweisungen zu erteilen«,
    unterbrach er. »Das steht dir nicht zu.«
    »Bist du sicher?« meinte sie. »Ich kenne dich, Kieron.
    Und wenn du mich nicht kennst, dann liegt es daran, daß du so blind bist wie eh und je.«
    Er starrte sie an, ohne daß in seinem Gesicht auch nur ein Muskel zuckte. Dann blickte er auf mich, und ich spürte, wie mein Rückgrat sich in Wasser verwandelte.
    Allerdings zeigte ich es nicht. Er sagte: »Wohlan, Aliera: was ist mit ihm?«
    »Er geht dich nichts an«, erwiderte sie.
    Ich lehnte mich zu Morrolan rüber und sagte: »Wie ich es liebe, wenn man über mich spricht, als wäre –«
    »Halt’s Maul, Vlad.«
    »Gute Kinderstube, diese Mistkerle.«
    »Ich weiß, Boß.«
    Kieron sagte zu Aliera: »Bist du auch sicher, daß er mich nichts angeht?«
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    »Ja«, erwiderte sie. Wenn ich nur wüßte, worum es überhaupt ging.
    Dann sprach Kieron: »Nun denn, vielleicht nicht.
    Möchtest du dich setzen?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Was willst du dann?«
    Auf noch immer etwas unsicheren Beinen näherte sie sich ihm. Ein paar Zentimeter vor ihm blieb sie stehen und sagte: »Du darfst uns aus den Pfaden herausgeleiten, als Entschädigung für deine fehlende Höflichkeit.«
    Ein Lächeln wollte sich auf seinem Gesicht ausbreiten, tat es dann aber doch nicht. Er sagte: »Ich will diesen Ort nicht wieder verlassen. Ich habe –«
    »– in den letzten zweihunderttausend Jahren nichts getan. Ist das nicht lange genug?«
    »Es steht dir nicht zu –«
    »Schweig still. Wenn du so erpicht darauf bist, die Geschichte weiter an dir vorüberziehen zu lassen, dann gib mir dein Schwert. Ich werde mir den Weg nach draußen selbst erkämpfen und ihm die gebührende Anwendung verschaffen, für die es einst geschmiedet wurde.
    Vielleicht hast du damit abgeschlossen, aber ich glaube nicht, daß es seine Aufgabe schon erfüllt hat.«
    Kieron hatte die Zähne gefletscht, und die Feuer aus Verras Hölle brannten in seinen Augen.
    Er sagte: »Also schön, Aliera e’Kieron. Wenn du glaubst, du kannst es führen, dann nimm es!«
    So, falls Teile dieser Unterhaltung unverständlich sein sollten, kann ich nur sagen, daß ich sie auch nicht verstanden habe. Darüber hinaus hat auch Morrolan, wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig gedeutet habe, seine Schwierigkeiten gehabt, dem zu folgen. Aber ich 227
    erzähle es nach bestem Wissen, wie ich mich daran erinnere, und das muß für mich und alle anderen genügen.
    Aliera sagte also: »Ich kann es führen.«
    »Dann trage ich dir auf, es bedacht zu benutzen, und eher an diesen Ort zurückzukehren, als es jemand anderem zu geben oder es dir

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