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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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hier zu dienen. Nach dem zu urteilen, was ich gestern Abend gesehen habe, wirst du mir eine große Hilfe dabei sein. Tobin braucht jemand seiner Größe zum Üben.« Er griff nach seiner Schale und trank einen Schluck. »Das war sehr anständig, was du gestern gemacht hast.«
    »Was habe ich denn gemacht?«, fragte Ki.
    »Du bist vorgetreten, um Tobin zu beschützen, als der Dämon in der Halle gewütet hat«, erwiderte Tharin so beiläufig, als unterhielten sie sich über das Wetter oder die Ernte. »Ich glaube, du hast nicht einmal darüber nachgedacht. Du hast es einfach getan, obwohl du Tobin noch kaum kanntest. Ich habe eine Menge Knappen gesehen – ich war mit Rhius in unserer Jugend bei den Königlichen Gefährten –, und ich kann dir sagen, dass es selbst unter den Besten nicht viele gibt, die unter solchen Umständen daran gedacht hätten, so zu handeln. Gut gemacht, Ki.« Er stellte seine Schale ab und zerzauste Ki das Haar. »Später führen Tobin und ich dich die Straße hinauf und zeigen dir ein paar gute Jagdgefilde. Ich habe Lust auf Köchins hervorragende Waldhuhnpastete.«
    Sprachlos durch dieses unerwartete Lob, konnte Ki nur nicken, als der Mann wieder hinausging. Wie Tharin gesagt hatte, er hatte gehandelt, ohne darüber nachzudenken und deshalb nichts dabei gefunden. Seinem Vater fiel es selten auf, wenn er etwas richtig machte, nur, wenn er versagte.
    Eine Weile saß er nachdenklich da, dann schüttete er den Rest seiner Brühe ins Feuer und betete zu Sakor, er möge sich stets der Achtung dieses Mannes als würdig erweisen.
     
    Als Arkoniel auf den Kasernenhof zurückkehrte, war Iya zu einer unbehaglichen Entscheidung gelangt.
    »Bist du bereit zum Aufbruch?«, fragte er.
    »Ja, aber da ist noch eine letzte Sache, über die wir reden müssen, bevor ich gehe.« Sie stand sie auf, ergriff seinen Arm und führte ihn hinein. »Wahrscheinlich werden wir eine Weile getrennt sein.« Iya fasste hinter die schmale Pritsche, auf der sie geschlafen hatte, zog den Lederbeutel hervor und legte ihn in Arkoniels Arme. »Ich denke, es ist an der Zeit, dies hier an dich weiterzugeben.«
    Erschrocken starrte Arkoniel sie an. »Das wird nur weitergegeben, wenn der vorherige Hüter stirbt!«
    »Noch brauchst du meine Asche nicht zu verstreuen!« Sie gab sich Mühe, sich verärgert anzuhören. »Ich habe darüber nachgedacht, was du früher gesagt hast. Die Spürhunde werden in Ero tatsächlich wachsamer sein, und die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass sie dort etwas wie das bemerken würden. Vorläufig ist es hier bei dir sicherer.« Als er weiter zweifelnd dreinschaute, packte sie ihn fest am Arm. »Hör mir gut zu, Arkoniel. Du weißt, was Agazhar widerfahren ist. Was glaubst du wohl, wozu ich dich all die Jahre ausgebildet habe, wenn nicht dafür? Du bist mittlerweile ebenso sehr der Hüter wie ich. Du kennst all die Zauber, um das Ding zu verbergen und zu verschleiern. Du kennst die Geschichte, so wenig davon übrig sein mag. Ich kann dir nichts mehr beibringen. Sag, dass du das für mich tun wirst. Ich bin bereit, mich davon zu befreien. Ich muss nun alles Augenmerk auf Tobin richten.«
    Arkoniel umklammerte den Beutel mit beiden Händen. »Selbstverständlich mache ich es. Das weißt du. Aber – du kommst doch zurück, oder?«
    Iya seufzte und war fest entschlossen, nicht denselben Fehler bei ihm zu begehen, der ihr bei Tobin unterlaufen war. »Ich habe es auf jeden Fall vor, mein lieber Junge, aber wir leben in gefährlichen Zeiten. Falls einer von uns fällt, muss der andere bereit sein, die Aufgabe fortzuführen, mit der Illior uns betraut hat. Die Schale ist hier sicherer, genau wie Tobin.«
    Als sie sich zum Gehen wenden wollte, umarmte er sie, was er nicht mehr getan hatte, seit er ein Kind gewesen war. Mittlerweile reichte ihm ihre Wange nur noch bis zur Schulter. Sie erwiderte seine Umarmung und dachte: Zu was für einem prachtvollen Mann du doch herangewachsen bist.

K APITEL 26
     
    Iya kleidete sich zum Betreten der Stadt als Händlerin. Seit jener Nacht in Sylara hatte sie kein Amulett mehr getragen, und im Augenblick wollte sie erst recht keine übermäßige Aufmerksamkeit. Schon bald sollte sie froh über ihre Entscheidung sein.
    Ein paar Meilen außerhalb von Ero stieß sie auf einen am Straßenrand stehenden Galgen. Der Leichnam eines nackten Mannes baumelte daran und schwang leicht im Wind, der vom Meer landeinwärts wehte. Das Gesicht des Gehängten war zu schwarz und verquollen, um es

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