Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
kopfsteingepflasterte Straße entlang zur Festung vorausritt.
Kinder und Hunde rannten aufgeregt neben ihren Pferden einher, und Frauen beugten sich aus Fenstern, winkten den Männern unten mit Kopftüchern zu. Als Tobin über die Schulter zurückblickte, sah er, dass Ki so glücklich wirkte, als gehörte ihm der Ort selbst.
Als er sich Tobins Blick gewahr wurde, brüllte er: »Ich hab's dir ja gesagt, oder?«
»Endlich zu Hause!«, rief Tharin, der Ki gehört hatte.
Tobin hatte immer die Feste als sein Zuhause betrachtet, aber Tharin war hier geboren worden, ebenso dessen Vater. Sie waren zusammen über diese Straßen geritten, hatten entlang der Mauern und am Flussufer gespielt und in der vor ihnen aufragenden Festung gelebt.
Tobin holte das Siegel und den Ring hervor und umklammerte beides, stellte sich vor, wie sein Vater seine Braut hierher gebracht hatte und auf ähnliche Weise willkommen geheißen worden war. Doch sein neues Gefühl einer Heimkehr vermengte sich bereits mit etwas Düsterem; dies hätte auch sein Zuhause sein sollen.
Die Ortschaft erwies sich als sauber und gepflegt. Die Marktplätze, über die sie gelangten, säumten Geschäfte und Stände, und die aus Stein und Holz errichteten Gebäude schienen in gutem Zustand. Überall erblickte er mit edlen Pferden gefüllte Koppeln.
Sie hatten die Mauern der Burg beinah erreicht, ehe Tobin auffiel, dass er auf den Straßen weder Bettler noch Anzeichen der Pest gesehen hatte.
Ein breiter Graben trennte die Ortschaft von den Burgmauern. Die Zugbrücke war herabgelassen. Sie überquerten sie und galoppierten durch das Tor auf einen gewaltigen Burghof.
Innerhalb der Umfassungsmauer befand sich ein kleines Dorf aus Truppenunterkünften und Stallungen, Hütten und Reihen von Ständen und Essen verschiedener Handwerker. »Beim Licht!«, rief Lutha aus. »Hier würde der Großteil des Palatinkreises hereinpassen!«
Es gab weitere Pferdekoppeln, außerdem Herden von Schafen, Ziegen und Schweinen, die von Kindern gehütet wurden, die Tobin aufgeregt zuwinkten, als er an ihnen vorbeiritt.
Soldatenränge säumten den Weg; einige trugen seine Farben, andere jene Solaris. Sie brüllten seinen und Korins Namen, riefen Tharin zu und klopften mit den Schwertgriffen und Bogen auf ihre Schilde, als der Tross an ihnen vorüberzog. Tobin versuchte, sie zu zählen, was ihm jedoch misslang. Es waren Hunderte. Er freute sich, ab und an ein paar Gesichter zu erkennen, Männer, die seinem Vater gedient hatten.
»Wird aber auch Zeit, dass du den Prinzen nach Hause bringst«, wurde Tharin von einem alten Krieger zugerufen, der einen riesigen Saurüden an einer Kette hielt. Der Hund kläffte und bäumte sich gegen die Kette auf; Tobin hatte den Eindruck, das Tier sähe ihn an.
»Ich hab dir ja gesagt, dass ich es eines Tages tun würde!«, brüllte Tharin zurück, wodurch er den Jubel zusätzlich anfachte.
Solari und eine blonde Adelige erwarteten sie am Kopf der breiten Eingangstreppe der Burg.
Sein Herold hob eine Trompete an und blies einen schrillen Salut, dann rief er mit lauter, förmlicher Stimme: »Gegrüßt seien Korin, Sohn des Erius, Königlicher Prinz von Skala, und Prinz Tobin, Sohn des Rhius und der Ariani, Spross von Atyion. Herzog Solari, Fürst von Immersee und Feinhafen und Vogt von Atyion sowie seine Gemahlin, Herzogin Savia, heißen Euch herzlichst willkommen.«
Tobin schwang sich aus dem Sattel und ließ seinen Vogt zu ihm kommen. Solaris lockiges schwarzes Haar und sein Bart waren mittlerweile deutlicher grau gesprenkelt, aber seine rosigen Züge wirkten immer noch jugendlich, als er vor Tobin auf ein Knie sank und ihm seinen Schwertgriff darreichte.
»Mein Lehnsherr, es ist mir eine große Ehre, euch in Eures Vaters Haus willkommen zu heißen, das nun Euch gehört.
Seine Majestät, König Erius, hat mich zum Vogt von Atyion ernannt, bis Ihr volljährig seid. Ich ersuche Euch untertänigst um Euren Segen.«
Tobin ergriff das Heft des Schwertes und sah dem Mann eindringlich in die Augen. Trotz Bruders Warnung erkannte er darin nur Herzlichkeit und Achtung. Konnte sich Bruder irren oder gelogen haben, um Unfrieden zu stiften, wie er es bei Ki getan hatte?
Als Solari zu ihm emporlächelte, wünschte sich Tobin, Bruder möge Unrecht haben. »Ihr habt meinen Segen, Herzog Solari. Es ist schön, Euch wiederzusehen.«
Solari erhob sich und stellte Tobin die Frau vor. »Meine Gemahlin, Hoheit.«
Savia knickste tief und küsste ihn auf beide
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