Tamir Triad 02 - Die verborgene Kriegerin
werden es mit jedem Schwertkämpfer am Hof aufnehmen können, wenn sie erst erwachsen sind.«
»Es stimmt, Vater«, bestätigte Korin, schlürfte Wein aus seinem Kelch und salutierte in Tobins Richtung. »Tobin und Ki haben schon den meisten von uns eine gehörige Tracht Prügel erteilt.«
»Sie hatten gute Lehrer.« Der König erhob den Kelch auf Tharin und Porion, dann klopfte er Korin auf die Schulter. »Ich habe Geschenke für dich und deine Freunde mitgebracht.«
Diese entpuppten sich als plenimarische Langschwerter für Korin und Tobin und wunderschöne Gürtelmesser für den Rest. Dem Stahl haftete eine dunkelblaue Tönung an, die man in Skala nicht kannte, und die Schneide erwies sich als grausam scharf. Die Waffen zeugten von außergewöhnlicher Handwerkskunst, und die Jungen verglichen ihre Geschenke aufgeregt miteinander. Tobins Schwert besaß eine gekrümmte Parierstange aus Bronze und Silber, und das Metall war so bearbeitet worden, dass es wie ineinander verschlungene Wildrosen oder Ranken aussah. Bewundernd drehte er die Waffe in den Händen herum, dann betrachtete er jene Korins, deren Parierstange die Form von Schwingen verliehen worden war.
»Eine wunderbare Arbeit, nicht wahr?«, meinte Erius. »Die Handwerker im Osten halten sich noch enger an die alten Stile. In den Gewölben der Schatzkammer gibt es Waffen aus der Zeit der Priesterherrscher, die genauso aussehen. Diese hier habe ich selbst erbeutet; sie haben Generälen gehört.«
Er lehnte sich zurück und tauschte ein Zwinkern mit Korin. »Ich habe noch ein weiteres Geschenk zu vergeben, wenngleich dieses nicht mir eingefallen ist. Jungs?«
Korin, Caliel und Nikides verließen den Saal und kehrten mit einem sperrigen, in Tuch gehüllten Bündel und Tobins Bannerstange zurück. Das Banner selbst war eingerollt und mit weißem Stoff umwickelt.
Korin reichte das Bündel dem Pagen seines Vaters und grinste Tobin an. »Fürst Hylus bestellt dir seine Grüße, Vetter.«
Erius erhob sich und wandte sich an die Anwesenden im Saal. »Ich bin lange fort gewesen. Nun, da ich zurück bin, erwarten mich zahlreiche Belange, um die ich mich kümmern muss. Die erste Pflicht, die ich mit Freuden heute Abend erfülle, betrifft meinen Neffen. Erheb dich, Prinz Tobin, und empfange aus meiner Hand dein neues Wappen: die Macht Atyions vereint mit dem Ruhm Skalas.«
Nikides rollte das Banner aus, und der König öffnete das Bündel, aus dem er einen seidenen Waffenrock schüttelte, beides mit Tobins Wappen bestickt.
Den Wappenschild teilte lotrecht eine rote Spaltung, die zusammen mit dem Silberdrachenemblem oben von seinem königlichen Geblüt kündete. Die linke Seite zeigte die Eiche Atyions in Weiß auf schwarzem Hintergrund, gesäumt von silbriger Seide. Auf der rechten Seite des Schildes prangte der rote Drache Illiors unter der goldenen Flamme Sakors auf Himmelblau, gesäumt von Weiß – die Farben seiner Mutter.
»Das ist wunderschön!«, rief Tobin aus. Er hatte die Unterhaltung, die er mit Hylus und Nikides geführt hatte, beinah vergessen gehabt. Nun warf er Nikides einen dankbaren Blick zu.
»Ein schneidiges Symbol«, meinte Erius zu Tobin. »Du musst deinen Gefechtsschild umbemalen lassen und brauchst neue Röcke für deine Garde.«
Tobin sank auf ein Knie und hielt sich den Waffenrock vor die Brust. »Danke, Onkel. Ich fühle mich geehrt.«
Der König zerzauste ihm das Haar. »Und jetzt ist es an der Zeit, die Zeche zu bezahlen.«
»Onkel?«
»Ich habe Großes über dich und deinen Knappen gehört – nun möchte ich es gern mit eigenen Augen sehen. Tretet gegen einige der anderen Jungen an. Helme und Kettenhemden, das wird reichen. Knappe Kirothius, hol die Rüstung deines Herrn. Und ihr Spielleute, macht den Platz frei, wir wollen richtige Kriegerunterhaltung.«
»Du trittst gegen Garol an, Ki«, befahl Korin. »Wer nimmt es mit Tobin auf?«
»Ich, mein Prinz«, rief Alben, bevor sich jemand anders melden konnte.
»Mistkerl«, murmelte Ki. Jeder der anderen Jungen hätte es Tobin vermutlich leicht gemacht, damit er bei seinem ersten Auftritt vor dem König ein gutes Bild abgab. Aber nicht der eifersüchtige, stolze Alben.
»Ja, lasst meinen Sohn Euren Neffen auf die Probe stellen!«, rief einer der Adeligen weiter unten Tisch. Das muss der berühmte Baron Alcenar sein, dachte Tobin. Der Mann war dunkel und gut aussehend, und er wirkte genauso hochmütig wie sein Sohn.
Ki und Garol kämpften zuerst. Sie nahmen ihre Plätze ein,
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