Tamir Triad 03 - Die prophezeite Königin
sich ihre Freunde dafür entschieden hatten, verkörperten sie zwei weitere Männer, denen sie auf dem Schlachtfeld zu begegnen fürchteten.
Tamír wandte sich zum Gehen, aber Ki hielt sie am Arm zurück, trat dicht zu ihr hin und sah sie eindringlich an. »Du bist in den letzten Tagen sehr blass, und dünner bist du auch geworden, und …« Seine andere Hand legte sich auf ihre Schulter, als erwartete er, sie könnte weglaufen. »Na ja, du siehst abgehärmt aus. So kannst du nicht weitermachen.«
»Wie meinst du das?«, hakte sie nach und fragte sich, ob sich ihre Ängste über ihn zeigten.
Er lächelte, und sie spürte, wie ihr ein Schauder über den Rücken lief. Durch die Ärmel ihres Kleides fühlte sie die Wärme seiner Hände, auf der Wange seinen Atem und in der Nase den Geruch der reifen Birne, die er während der Versammlung gegessen hatte. Unwillkürlich überlegte sie plötzlich, ob auch seine Lippen danach schmecken würden.
»Du hast dir seit dem Untergang von Ero keinen Augenblick Ruhe gegönnt«, antwortete Ki, dem ihr innerer Aufruhr entging. »Du musst dich ausruhen, Tamír. Derzeit gibt es keine Schlacht zu schlagen, und diese verfluchten Höflinge haben kein Recht, dich dermaßen zu beanspruchen. Wir sollten uns freinehmen, um jagen oder fischen zu gehen – irgendetwas, um von all dem hier wegzukommen.« Er deutete in Richtung der Halle. »Verdammt, ich mache mir Sorgen um dich, genau wie die anderen.«
Er klang so sehr wie sein altes Selbst, dass ihr Tränen in die Augen traten. »Da – siehst du?«, murmelte er und zog sie in eine Umarmung.
Wieder fühlte sich Tamír zerrissen; die Hälfte von ihr war nach wie vor Tobin und froh über die Geste des Freundes, die andere Hälfte – Tamír – verhedderte sich in Gefühlen, die sie nicht verstand. Sie wusste nur, dass sie immer noch Kis Lippen schmecken wollte.
Ungeachtet der einzelnen Träne, die ihr über die Wange kullerte, löste sie sich ein wenig von ihm und blickte ihm in die Augen. Ihre Lippen befanden sich nur wenige Zoll voneinander entfernte, waren sich so nahe …
Wie in meinen Träumen, dachte sie. Es wäre so einfach, sich leicht vorzubeugen und ihn zu küssen.
Bevor sie es tun konnte, ließ sie das Geräusch sich nähernder Schritte zusammenzucken und zurückweichen. Zwei junge Adelige gingen vorbei und verneigten sich hastig, als sie Tamír hinter der Säule erspähten.
Sie erwiderte die Geste mit aller Würde, die sie aufzubringen vermochte, und als sie weg waren, stellte sie fest, dass Ki heftig errötete.
»Es tut mir leid. Ich hätte nicht … Nein, warte. Ich hole unsere Pferde, und wir unternehmen einen Ausritt. Zum Henker mit all dem hier, zumindest bis zum Abendessen. Nur wir beide und die Gefährten, in Ordnung?«
Tamír nickte, ging los, um die anderen zu suchen, und dachte dabei verdrossen: Wie in meinem Traum, in jeder Hinsicht.
Kapitel 22
Lutha wohnte gähnend einer weiteren eintönigen Abendveranstaltung bei und wollte Caliel sowie einige der jüngeren Offiziere gerade zu einem Spiel Bakshi in sein Zimmer einladen, als Bewegung in die Wachen an der Tür geriet. Porion erhob sich von seinem Platz und ging hinüber, um nachzusehen, was los war. Bald darauf kehrte er mit einem Herold zurück, der soeben eingetroffen war.
Der Mann war jung und sowohl durch sein langes, auffallend blondes Haar als auch durch den blutigen, um seinen linken Arm gewickelten Verband bemerkenswert.
»Ich habe noch nie einen verwundeten Boten gesehen«, sagte Barieus. Herolde galten als geheiligt.
Der junge Mann kam näher und verneigte sich anmutig vor Korin. »Majestät, bitte verzeiht die verspätete Überbringung dieser Botschaft. Ich wäre bereits vor einer Woche hier gewesen, wurde jedoch unterwegs aufgehalten.«
»Wie ich sehe, bist du verletzt. Wurdest du angegriffen?«, fragte Korin.
»Ja, Majestät. Ich bin auf der Straße einigen Wegelagerern begegnet, doch die Botschaft, die ich befördere, ist unversehrt.« Er presste eine Hand auf die Brust und verneigte sich abermals. »Es handelt sich um einen äußerst wichtigen Brief, und der Absender hat mir aufgetragen, ihn Euch persönlich auszuhändigen. Wäre es Eurer Majestät Recht, wenn wir uns zurückziehen?«
Lutha schaute zu Niryn, aber der Mann schien dem Geschehen wenig Beachtung zu schenken.
Korin allerdings zog fragend eine Augenbraue hoch. »Von wem stammt die Botschaft?«
»Auch das darf ich nur Euch alleine mitteilen, Majestät.« Selbst ein König
Weitere Kostenlose Bücher