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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Engessa«, versicherte Sperber ihm mit einem Blick auf seine Kameraden, die sich um die zierliche Frau drängten. »Sie rührt unsere Herzen auf eine unbeschreibliche Weise. Wir würden die ganze Welt für sie erobern und sie ihr zu Füßen legen, wenn sie uns darum bäte.«
    »Das ist eine sehr gewaltige Macht, Sperber-Ritter«, sagte Engessa anerkennend. Der Atan respektierte Macht.
    »Das ist es wahrhaftig, mein Freund«, bestätigte Sperber. »Zudem ist sie weise und schön, und ihre Kräfte sind so groß, daß sie die Gezeiten anhalten könnte, wenn sie wollte.«
    »Sie ist aber ziemlich klein«, bemerkte Engessa.
    »Das täuscht. In unseren Augen ist sie mindestens hundert Fuß groß – vielleicht sogar zweihundert.«
    »Die Styriker sind ungewöhnliche Menschen mit ungewöhnlichen Kräften, doch ich habe noch nie davon gehört, daß sie ihre Größe verändern könnten.« Engessa nahm alles wörtlich; rhetorische Übertreibungen verstand er nicht. »Zweihundert Fuß, sagt Ihr?«
    »Wenn nicht mehr, Atan.«
    Während der überschwenglichen Begrüßung konnte Sperber Sephrenia unbemerkt beobachten. Sie hatte sich verändert. Sie kam ihm gelöster vor. Kein Styriker vermochte sich in der Gesellschaft von Eleniern völlig zu entspannen. Jahrtausende von Vorurteilen und Unterdrückung hatten die Styriker gelehrt, wachsam zu sein – selbst jenen Eleniern gegenüber, die sie am meisten liebten. Sephrenias Schutzschild – jenen Schild, den sie so lange vor sich gehalten hatte, daß sie ihn vielleicht gar nicht mehr bemerkte – gab es nicht mehr. Alle Barrieren waren gefallen.
    Doch das war nicht alles. Ihr Gesicht strahlte, und die bedauernde Sehnsucht, die früher in ihren Augen gelegen hatte, war verschwunden. Zum ersten Mal in den vielen Jahren, die Sperber Sephrenia bereits kannte, schien sie uneingeschränkt glücklich zu sein.
    »Wird das noch lange so weitergehen, Sperber-Ritter?« erkundigte Engessa sich höflich. »Es ist nicht mehr weit bis Sarsos, aber …« Er beließ es bei dieser Andeutung.
    »Ich werde mit den anderen reden, Atan. Vielleicht gelingt es mir, sie zu überzeugen, daß sie mit ihren Bekundungen der Freude und des Respekts auch später weitermachen können.« Sperber schritt zu der aufgeregten Schar neben der Karosse. »Atan Engessa hat mir soeben einen interessanten Vorschlag unterbreitet«, sagte er zu den begeisterten Rittern. »Es ist zwar ein völlig unerwarteter Gedanke, der gründlich bedacht werden muß, aber Engessa hat darauf hingewiesen, daß wir unser Freudenfest im Grunde auch innerhalb der Mauern von Sarsos weiterfeiern könnten – vor allem, da es nicht mehr weit zur Stadt ist.«
    »Ich sehe, eines hat sich nicht geändert«, sagte Sephrenia zu Ehlana. »Versucht er immer noch, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit witzig zu sein?«
    »Ich fürchte, er ist unverbesserlich, kleine Mutter«, erwiderte Ehlana lächelnd.
    »Meine eigentliche Frage ist, ob die Damen den Weg zur Stadt fortsetzen möchten, oder ob wir das Nachtlager lieber hier aufschlagen sollen?«
    »Spielverderber!« rügte Ehlana.
    »Wir sollten uns jetzt wirklich auf den Weg zur Stadt machen«, riet Sephrenia. »Vanion wartet, und ihr wißt ja, daß er Unpünktlichkeit nicht ausstehen kann.«
    »Vanion?« rief Ehlana. »Ich dachte, er wäre bereits gestorben!«
    »Keineswegs. Er ist recht munter. Sehr munter bisweilen. Er hätte mich sicher hierher begleitet, wenn ihm gestern nicht ein Mißgeschick mit seinem Knöchel passiert wäre. Er läßt sich nichts anmerken, aber die Schmerzen sind größer, als er zugeben will.«
    Stragen kam herbei und hob die zierliche Styrikerin mühelos in die Kutsche. »Was erwartet uns in Sarsos, liebe Schwester?« fragte er sie in einwandfreiem Styrisch.
    Ehlana blickte ihn überrascht an. »Ihr wart nicht ganz offen zu mir, Durchlaucht Stragen! Ich hatte keine Ahnung, daß Ihr Styrisch sprecht.«
    »Ich wollte es Euch längst sagen, Majestät, habe es jedoch immer wieder vergessen.«
    »Macht Euch besser auf einige Überraschungen bereit, Stragen«, warnte Sephrenia ihn. »Das solltet ihr alle.«
    »Überraschungen welcher Art?« erkundigte sich Stragen. »Ihr müßt bedenken, daß ich ein Dieb bin, Sephrenia, und Überraschungen sind für Diebe gar nicht gut. Sie neigen dazu, die Fassung zu verlieren, wenn sie überrascht werden.«
    »Werft alle eure bisherigen Vorstellungen von Styrikern über Bord«, riet ihnen Sephrenia. »Wir haben keine Veranlassung, uns in

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