Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
meine den, der sich offenbar als Sucher ausgeben wollte?«
    »Ich vermute, er nimmt eine ähnliche Stellung ein wie Gerrich in Lamorkand und Säbel in Westastel«, erklärte Sperber. »Ich war allerdings überrascht, Säbel hier zu sehen«, fügte er hinzu. Sperber mußte vorsichtig sein. Sowohl er wie Emban hatten geschworen, nichts über Säbels echte Identität verlauten zu lassen.
    »Professionelle Höflichkeit wahrscheinlich«, murmelte Stragen. »Die Tatsache, daß Säbel hier war, bestätigt unsere Vermutung, daß all diese Rebellionen und Unruhen zusammenhängen. Jemand steckt hinter dem Ganzen – jemand, von dem wir noch nichts wissen. Aber eines Tages werden wir uns einen seiner Mittelsmänner schnappen und ihn ausquetschen.« Der blonde Diebeskönig von Emsat schaute sich um. »Und was jetzt?«
    »Wie lange, sagtet Ihr, wird es dauern, bis die Ataner aus Sarsos eintreffen, Engessa?« fragte Sperber den hünenhaften Krieger.
    »Übermorgen, Sperber-Ritter.« Der Ataner blickte nach Osten. »Nein, morgen«, verbesserte er sich, »es wird bereits Tag.«
    »Dann werden wir unsere Verwundeten versorgen und auf die Verstärkung warten«, entschied Sperber. »In Zeiten wie dieser habe ich gern möglichst viele freundliche Gesichter um mich.«
    »Eine Frage, Sperber-Ritter«, sagte Engessa. »Wer ist Anakha?«
    »Sperber«, sagte Ulath zu dem Ataner. »Die Styriker nennen ihn so. Es bedeutet ›ohne Bestimmung‹.«
    »Alle Menschen haben eine Bestimmung, Ulath-Ritter.«
    »Außer Sperber, wie's aussieht. Und Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie nervös das die Götter macht.«
    Wie Engessa vermutet hatte, trafen die Krieger aus der Garnison zu Sarsos gegen Mittag des nächsten Tages ein, und die gewaltig verstärkte Eskorte der Königin von Elenien zog weiter nach Osten. Zwei Tage später kamen sie über einen Hügel und blickten hinab auf eine marmorne Stadt in einer riesigen grünen Wiese, hinter der sich ein dunkler Wald bis zum Horizont erstreckte.
    Seit dem frühen Morgen hatte Sperber die Nähe von jemand Vertrautem gespürt und war erwartungsvoll vorausgeritten.
    Sephrenia saß auf ihrem Schimmelzelter neben der Straße. Sie war eine zierliche, schöne Frau mit schwarzem Haar, sehr heller Haut und tiefblauen Augen. Ihr weißes Gewand war aus feinerem Gewebe als dem groben Stoff, den sie für gewöhnlich in Eosien getragen hatte.
    »Hallo, kleine Mutter«, sagte Sperber lächelnd und in einem Tonfall, als wäre seit ihrer letzten Begegnung höchstens eine Woche vergangen. »Ich hoffe, es ist Euch gut ergangen?« Er nahm seinen Helm ab.
    »Einigermaßen, Sperber.« Ihre Stimme klang melodisch und vertraut.
    »Gestattet Ihr, daß ich Euch begrüße?« fragte er auf die förmliche Weise aller Pandioner, die sich nach einer Trennung wiedersehen.
    »Natürlich, Lieber.«
    Sperber saß ab, nahm ihre Handgelenke und drehte ihre Hände um. Dann küßte er ihre Handflächen im rituellen styrischen Gruß. »Und würdet Ihr mich segnen, kleine Mutter?«
    Voll Zuneigung legte Sephrenia die Hände an seine Schläfen und sprach ihren Segen auf styrisch. »Helft mir herunter, Sperber«, verlangte sie.
    Er streckte die Arme hoch, legte die Hände um ihre schmale Taille und hob die zierliche Frau mühelos aus dem Sattel. Doch ehe er sie absetzte, schlang sie ihm die Arme um den Hals und küßte ihn auf die Lippen, was sie zuvor kaum einmal getan hatte. »Ihr habt mir gefehlt, Lieber«, hauchte sie. »Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie sehr Ihr mir gefehlt habt!«

Dritter Teil
ATAN

16
    Die Karosse bog um eine Kurve und näherte sich der Stelle, wo Sperber und Sephrenia warteten. Ehlana unterhielt sich angeregt mit Oscagne und Emban, als ihre Augen sich plötzlich weiteten. » Sephrenia? « stieß sie hervor. » Tatsächlich! Es ist Sephrenia! «
    Alle königliche Würde war vergessen, als sie hastig aus der Kutsche stieg.
    »Nimm dich zusammen!« mahnte Sperber lächelnd.
    Ehlana kam zu ihnen gerannt, warf die Arme um Sephrenias Hals und küßte sie, während ihr Tränen der Freude über die Wangen liefen.
    Ihre Tränen blieben nicht die einzigen, die an diesem Nachmittag vergossen wurden. Selbst die Augen der sonst so unsentimentalen Ordensritter schimmerten feucht. Kalten weinte sogar ungeniert, als er sich niederkniete, um Sephrenias Segen entgegenzunehmen.
    »Ist die Styrikerin von einer besonderen Bedeutung für euch, Sperber-Ritter?« erkundigte Engessa sich neugierig.
    »Von einer ganz besonderen, Atan

Weitere Kostenlose Bücher