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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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was, Ehlana? Ihr erlaßt das Gesetz, und ich sorge dafür, daß den lautesten Schreihälsen einige sehr öffentliche und sehr blutige Unfälle zustoßen. Aristokraten sind nicht besonders klug, aber ich glaube, das werden sie begreifen.«
    »Was meint Ihr?« wandte Ehlana sich an den Grafen von Lenda. »Käme ich damit durch?«
    »Aber Majestät! Das könnt Ihr doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen!«
    » Irgend etwas muß ich tun, Lenda. Die Kirche verschlingt mein Land Morgen um Morgen, und kaum übernimmt sie einen Landbesitz, sehe ich keinen Heller Steuer mehr dafür!« Sie hielt nachdenklich inne. »Das könnte eine Möglichkeit sein, die Aufmerksamkeit der Kirche zu erlangen, wie Sperber vorschlug. Wie wär's, wenn wir ein übertrieben entrechtendes Gesetz entwerfen und dafür sorgen, daß eine Kopie ›zufällig‹ in die Hände eines Kirchenmannes mittelhohen Ranges fällt? Ich glaube, wir können davon ausgehen, daß Dolmant sie in den Fingern hat, noch ehe die Tinte trocken ist.«
    Lenda schüttelte den Kopf. »Das ist skrupellos, Majestät!«
    »Freut mich, daß Ihr mir beipflichtet, Graf.« Ehlana schaute sich um. »Sonst noch etwas, meine Herren?«
    »Bei Cardos treiben sich ein paar Banditen ohne Genehmigung im Gebirge herum, Ehlana«, brummte Platime. Der fette, schwarzbärtige Mann hatte im Sitzen die Füße auf den Tisch gelegt. Sein Wams war zerknittert und wies eine ganze Speisekarte von Flecken auf. Sein zotteliges Haar hing über Stirn und Augen. Er brachte einfach keine Titel über die Lippen, doch die Königin hatte sich daran gewöhnt.
    »Banditen ohne Genehmigung?« fragte Kalten amüsiert.
    »Ihr wißt, was ich meine«, knurrte Platime. »Sie haben keine Erlaubnis des Diebesrats, in der Gegend ihrem Gewerbe nachzugehen, und verstoßen gegen sämtliche Regeln. Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber ich glaube, es sind ehemalige Helfershelfer des Primas' von Cimmura. Da habt Ihr einen Fehler gemacht, Ehlana. Ihr hättet sie festnehmen lassen sollen, bevor Ihr sie für gesetzlos erklärt.«
    »Na ja«, Ehlana zuckte die Schultern, »niemand ist unfehlbar.« Ehlanas Beziehung zu Platime war höchst ungewöhnlich. Sie hatte erkannt, daß er beim besten Willen keine höfischen Phrasen über die Lippen brachte; deshalb erlaubte sie ihm eine Offenheit, ja, Vertraulichkeit, die sie bei jedem anderen als Beleidigung erachtet hätte. Trotz seiner vielen Fehler entwickelte Platime sich zu einem wertvollen Ratgeber, dessen Meinung sie sehr schätzte. »Es überrascht mich nicht, daß Annias' alte Kumpane in ihrer Notlage zu Wegelagerern geworden sind. Banditen waren sie im Grund genommen von Anfang an. Doch es hat in diesen Bergen immer schon Gesetzlose gegeben. Da bezweifle ich, daß eine Bande mehr oder weniger viel ausmacht.«
    »Ehlana«, er seufzte, »ich könnte eine kleine Schwester nicht mehr lieben als Euch, aber manchmal seid Ihr schrecklich unwissend. Ein Bandit mit Genehmigung kennt die Regeln. Er weiß, welche Reisenden ausgeraubt oder getötet werden dürfen und von welchen er die Pfoten lassen muß. Niemand regt sich übermäßig auf, wenn einem feisten Kaufmann der pralle Beutel geraubt und die Gurgel durchgeschnitten wird. Findet man jedoch einen Regierungsbeamten oder hohen Edelmann tot im Gebirge, müssen die Ordnungshüter einschreiten und zumindest den Eindruck von Zuständigkeit erwecken. Eine derartige behördliche Aufmerksamkeit ist sehr schlecht fürs Geschäft. Völlig unschuldige Banditen werden festgenommen und aufgehängt. Wegelagerei ist nichts für Amateure.
    Aber da gibt es noch ein weiteres Problem. Diese Banditen machen den Landleuten weis, daß sie gar keine wirklichen Räuber sind, sondern Patrioten, die sich gegen einen grausamen Tyrannen auflehnen – gegen Euch, kleine Schwester. Unter den Bauern herrscht stets ein wenig Unzufriedenheit, so daß einige dergleichen begrüßen. Ihr Edelleute habt kein Recht, Verbrechen zu begehen. Ihr vermischt das immer mit Politik!«
    »Aber mein lieber Platime«, sagte Ehlana verschmitzt, »ich dachte, Ihr wüßtet es: Politik ist ein Verbrechen.«
    Der Fette brüllte vor Lachen. »Ich liebe dieses Mädchen!« sagte er zu den anderen. »Macht Euch keine allzu großen Sorgen, Ehlana. Ich werde versuchen, ein paar Männer in ihre Bande einzuschleusen, und mir einen Plan ausdenken, wie ich diese Leute brotlos machen kann.«
    »Ich wußte, daß ich mich auf Euch verlassen kann.« Ehlana erhob sich. »Wenn das für heute vormittag

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