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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sagte Oscagne zweifelnd.
    »Zwölf Fuß groß? Mit Hörnern? Fängen? Krallen statt Fingern? Das ist doch ein Oger, nicht wahr?«
    »Nun …«
    »So jedenfalls sehen die thalesischen ›Tiere‹ aus. Wenn es keine Oger sind …«, Ulath zuckte die Schultern, »warten wir, bis Ihr uns ein paar echte zeigt.«
    Oscagne starrte ihn an.
    »So schlimm sind sie gar nicht, Exzellenz. Mit den Trollen haben wir viel größere Schwierigkeiten – wahrscheinlich weil sie Fleischfresser sind. Oger hingegen sind Allesfresser. Sie fressen lieber einen Baum als einen Menschen. Besonders gern mögen sie Zuckerahornbäume – wahrscheinlich, weil sie süß schmecken. Es kommt sogar vor, daß ein hungriger Oger sich einen Weg mitten durch ein Haus bahnt, nur um an einen Zuckerahorn heranzukommen, der hinter dem Haus wächst.«
    » Wirklich?« fragte Oscagne die anderen beinahe flehentlich. Ulath konnte einen manchmal soweit bringen.
    Tynian streckte die Hand aus und klopfte mit den Knöcheln auf die Ogerhörner am Helm des Genidianers. »Sie scheinen mir ziemlich echt zu sein, Exzellenz. Und das wirft weitere Fragen auf. Wenn es wirklich Oger gibt, sollten wir die Geschichten über Vampire, Werwölfe und auch diese Leuchtenden vielleicht mit anderen Augen betrachten. Und unter diesen Umständen erscheint es mir angebracht, das Wort unmöglich einstweilen aus unserem Wortschatz zu streichen.«
    »Aber es ist so, Mirtai«, beharrte Prinzessin Danae.
    »Nein, Danae, das ist etwas anderes«, erklärte ihr die Atana. »In meinem Fall ist es nur symbolisch.«
    »Alles ist symbolisch, Mirtai«, versicherte Danae. »Alles, was wir tun, bedeutet etwas anderes. Überall um uns herum sind Symbole. Aus welcher Sicht du es auch betrachten willst, wir haben dieselbe Mutter, und deshalb sind wir Schwestern.« Aus irgendeinem Grund schien Danae diese Feststellung sehr wichtig zu sein.
    Sperber saß mit Sephrenia in einer Ecke des großen Gemachs, das König Androl ihnen in seinem Haus zur Verfügung gestellt hatte. Danae war hartnäckig darauf bedacht, ihre Verwandtschaft mit Mirtai zu bekräftigen, während Baroneß Melidere und Ehlanas Kammermaid ihr zuhörten.
    Mirtai lächelte sanft. »Na gut, Danae«, gab sie nach, »wenn dein Herz so daran hängt, sind wir Schwestern.«
    Danae jauchzte, sprang in Mirtais Arme und erstickte sie schier mit Küssen.
    »Ist sie nicht süß?« Baroneß Melidere lachte.
    »Ja, Baroneß«, murmelte Alean, dann runzelte sie die Stirn. »Ich werde es nie verstehen«, sagte sie. »So sehr ich auch auf sie aufpasse, es gelingt ihr immer wieder, sich die Füße schmutzig zu machen.« Sie deutete auf die Grasflecken an Danaes Füßen. »Manchmal glaube ich fast, sie hat eine Kiste mit Gras in ihrem Spielzeug versteckt, und wann immer ich ihr den Rücken zukehre, steigt sie hinein, nur um mich zu ärgern.«
    Melidere lächelte. »Sie läuft nun mal gern barfuß, Alean. Habt Ihr denn nie das Verlangen, die Schuhe auszuziehen und durch das Gras zu rennen?«
    Alean seufzte. »Ich stehe im Dienst der Königin, Baroneß«, antwortete sie. »Da steht es mir nicht zu, solchem Verlangen nachzugeben.«
    »Ihr seid so schrecklich sittsam, Alean«, stellte die honigblonde Baroneß fest. »Wenn ein Mädchen nicht hin und wieder seinem Verlangen nachgibt, wird es nie Spaß haben.«
    »Ich bin nicht hier, um Spaß zu haben, Baroneß. Ich bin hier, um zu dienen. Das hat meine erste Herrin mir sehr deutlich klargemacht.« Sie ging zu den beiden ›Schwestern‹ hinüber und tippte Danae auf die Schulter. »Zeit für Euer Bad, Prinzessin.«
    » Muß das sein?«
    »Ja.«
    »Es ist so lästig. Ich werde ja doch bloß wieder schmutzig.«
    »Um so mehr müssen wir uns anstrengen, daß wir unseren Vorsprung halten, Hoheit.«
    »Tu, was sie sagt, Danae«, riet Mirtai.
    »Wenn du meinst, Schwesterherz.« Danae seufzte.
    »Das war eine interessante Unterhaltung, nicht wahr?« flüsterte Sperber Sephrenia zu.
    »Ja«, pflichtete die niedliche Frau ihm bei. »Plaudert sie öfter so unvorsichtig?«
    »Ich weiß nicht recht, was Ihr meint.«
    »Sie sollte in der Gesellschaft von Heiden nicht auf diese Weise über Symbole sprechen.«
    »Ich wünschte, Ihr würdet dieses Wort nicht auf uns anwenden, Sephrenia!« beklagte sich Sperber.
    »Seid ihr etwa keine Heiden?«
    »Das hängt vom jeweiligen Standpunkt ab. Aber was ist so bedeutsam an Symbolen, daß meine Tochter sie verbergen sollte?«
    »Es sind nicht die Symbole selbst, Sperber, sondern was Danae

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