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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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die kaiserliche Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen und euch auszuruhen und zu erfrischen. Das ist eine recht geschickte Ausrede, die Audienz zu beenden, ehe irgend jemand vielleicht etwas sagt, das vom Kaiser eine Stellungnahme erfordern könnte, bevor Subat eine Möglichkeit hatte, ihn dabei zu beraten.«
    »Das ist möglicherweise gar keine so schlechte Idee«, meinte Ehlana. »Bis jetzt ist alles recht gut gegangen. Vielleicht sollten wir es heute dabei bewenden lassen.«
    »Ich richte mich ganz nach Euren Wünschen, Majestät«, versicherte Oscagne mit einem höfischen Kratzfuß.
    Nach einem weiteren überschwenglichen Austausch von Phrasen zwischen den beiden Majestäten geleitete der Reichsverweser die Besucher aus dem Thronsaal. Unmittelbar außerhalb der Tür stiegen sie eine Treppe hinauf und schritten über einen Korridor, der direkt zur gegenüberliegenden Seite des Schlosses führte. Auf diese Weise kamen sie um das Vergnügen, noch einmal den Umweg durch die schier endlose Spirale zu nehmen.
    Pondia Subat, der durch einen Dolmetscher mit den Besuchern sprach, wies unterwegs auf einige Sehenswürdigkeiten hin. Aber er ließ, für alle spürbar, jede Begeisterung vermissen. Ebenso deutlich war, daß er sich vorgenommen hatte, diese elenischen Barbaren auf den ihnen zustehenden Platz zu verweisen. Er rümpfte zwar nicht offen die Nase über sie, viel aber fehlte nicht. Nachdem er sie auf einem überdachten Spazierweg zu der schimmernden elenischen Burg geführt hatte, überließ er sie der Obhut Botschafter Oscagnes.
    »Ist seine Einstellung hier in Matherion weit verbreitet?« fragte Emban den Botschafter.
    »Keineswegs«, versicherte Oscagne. »Subat ist der Führer einer sehr kleinen Splittergruppe hier am Hof. Es handelt sich dabei um Erzkonservative, die seit fünfhundert Jahren keine neue Idee mehr gehabt haben.«
    »Wie ist er Reichsverweser geworden, wenn er einer solchen Minderheit angehört?« fragte Tynian.
    »Tamulische Politik ist ziemlich undurchsichtig, Ritter Tynian. Wir dienen dem Kaiser, und er ist in keiner Weise verpflichtet, in irgendeiner Sache auf unseren Rat zu hören. Der Vater Subats war ein enger Freund von Sarabians Vater, und Subats Ernennung zum Reichsverweser war mehr eine Geste des Sohnes denn eine Anerkennung überragender Leistungen. Subat ist ein brauchbarer Mann – solange nichts Ungewöhnliches eintritt. Dann kann es nämlich geschehen, daß er den Kopf verliert. Vetternwirtschaft ist ein großer Nachteil unserer Regierungsform. Das Oberhaupt unserer Kirche hatte in seinem ganzen Leben bestimmt noch keinen einzigen frommen Gedanken. Er kennt nicht einmal die Namen unserer Götter.«
    »Wie bitte?« rief Emban bestürzt. »Soll das heißen, daß kirchliche Ämter vom Kaiser verliehen werden?«
    »Natürlich. Es handelt sich dabei schließlich um Posten mit Amtsgewalt, und tamulische Kaiser geben keine Macht aus den Händen.«
    Sie hatten die große Halle der Burg betreten, die wie die Haupthalle jeder anderen elenischen Burg aussah, von ihrer schillernden Perlmuttoberfläche abgesehen.
    »Die Dienstboten hier sind Elenier«, erklärte Oscagne. »Ihr dürftet also keine Schwierigkeiten haben, von ihnen zu bekommen, was ihr ihnen auftragt. Tja, entschuldigt mich jetzt. Ich muß Seiner Kaiserlichen Majestät Bericht erstatten.« Er verzog das Gesicht. »Um ehrlich zu sein, ich bin nicht sehr erfreut darüber. Subat wird an Seiner Majestät Seite stehen und alles herunterspielen, was ich sage.« Er verbeugte sich vor Ehlana; dann wandte er sich um und ging.
    »Ich fürchte, da kommt ein Problem auf uns zu«, sagte Tynian. »Das Protokoll scheint es uns unmöglich zu machen, offen mit dem Kaiser zu reden. Und wenn wir ihm nicht erzählen können, was wir entdeckt haben, ist nicht damit zu rechnen, daß er uns die nötige Bewegungsfreiheit einräumt.«
    »Und die Feindseligkeit des Reichsverwesers verschlimmert alles noch«, fügte Bevier hinzu. »Es sieht ganz so aus, als hätten wir die halbe Welt durchquert, nur um unsere Hilfe anzubieten, um dann in diesem vornehmen Gefängnis festzusitzen.«
    »Werfen wir erst einmal einen Blick hinter die Kulissen, ehe wir unserer Ungeduld Ausdruck verleihen«, riet Emban. »Oscagne weiß, was er tut, und er hat fast alles gesehen, was wir sahen. Ich bin sicher, es wird ihm gelingen, Sarabian die Dringlichkeit der Lage klarzumachen.«
    »Wenn Ihr uns nicht benötigt, Majestät«, wandte Stragen sich an Ehlana, »werden Talen und ich

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