Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt
Zeichenblock wieder hervor.«
»Wißt Ihr, Sperber«, wandte der Junge ein, »ich könnte mit Bilderzeichnen eine Menge Geld verdienen, wenn Ihr nicht so versessen darauf wärt, mich zu einem Pandioner zu machen und mir all diese hehren Ideale aufzubürden.«
»Zu dienen ist Lohn genug, Talen«, versicherte Sperber ihm salbungsvoll.
»Caalador«, sagte Sephrenia nachdenklich.
»Ja, hohe Zauberin?«
»Bitte, nennt mich nicht so«, wehrte sie ab. »Es treiben sich, wie mir scheint, eine Menge von diesen Unruhestiftern in Tamuli herum. Haltet Ihr es für möglich, daß die hiesigen Diebe welche davon gesehen haben?«
»Ich werde mich umhören, erhabene Sephrenia, auch in den anderen Königreichen, falls Ihr es für erforderlich haltet. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob Beschreibungen viel nutzen. Wenn Ihr sagt, der Mann ist mittelgroß, trifft das auf die halbe Bevölkerung zu.«
»Die Erhabene kann für mehr als nur eine Beschreibung des Äußeren sorgen, Caalador«, versicherte Talen ihm. »Sie wackelt mit den Fingern und zaubert ein Abbild der Person, die Ihr gesehen habt, in eine Schüssel voll Wasser. Danach kann ich eine Zeichnung anfertigen.«
»Es wäre wahrscheinlich keine schlechte Idee, Bilder dieser verschiedenen Patrioten in Umlauf zu bringen«, murmelte Sephrenia. »Wenn Elron und Krager hier sind, entschließen sich vielleicht noch andere, Matherion zu besuchen. Falls sie hier eine Zusammenkunft planen, wäre es gut, wenn wir davon wüßten.«
»Solltet ihr nicht auch ein Bild von Graf Gerrich zeichnen?« schlug Danae vor.
»Aber er befindet sich die halbe Welt entfernt in Lamorkand, Prinzessin«, gab Kalten zu bedenken.
» Trotzdem gehört er zu den Leuten, die in diese Sache verwickelt sind. Wenn ihr etwas tun wollt, dann tut es gleich richtig. Was kostet es schon? Ein paar Blatt Papier, Talens Bleistift und für eine halbe Stunde seine Mühe?«
»Na gut. Ich glaube zwar nicht, daß Gerrich je hier auftauchen wird, aber laß sein Bild von Talen zeichnen, wenn du möchtest.« »O danke, Kalten. Danke, danke, danke.«
»Ist es nicht Zeit, daß sie ins Bettchen kommt?« brummte Kalten verärgert.
»Weil wir gerade von Krager sprachen«, sagte Sperber, »ist er inzwischen wieder gesehen worden?«
»Nur die zwei Kerle, die ich nannte«, antwortete Caalador. »Gehört dieser Krager zu denen, die sich gern verkriechen?«
Kalten nickte heftig. »Das kann man wohl sagen. Sogar bei den Kanalratten fühlt er sich wohl – weil er selbst schon fast eine ist. Solange er jemanden hat, der ihm Wein holt, ist er's zufrieden, sein Loch nicht zu verlassen, und kriecht sechs Monate nicht heraus.«
»Ich will ihn haben, Caalador«, knirschte Sperber. »Alle meine Freunde haben es besser gewußt, und das muß ich mir nun lange genug anhören!«
Caalador blickte ihn verwirrt an. »Ich fürchte, ich hab' Euch nicht verstanden.«
»Sie sind alle der Meinung, daß ich Krager hätte töten sollen. Sogar Sephrenia dürstet nach seinem Blut.«
»Also, ich weiß nicht. Ich finde es gut, daß Ihr ihn nicht getötet habt. Ihr und Eure Freunde kennt diesen Kragerhalunken«, gab Caalador zu bedenken, »und wißt, daß er bei den andern so was wie ein hohes Tier ist. Das wär' aber nicht der Fall, wenn Ihr ihm die Kehle durchgeschnitten hättet, nicht wahr? Diesen Krager kennen wir, und irgendwann finden wir ihn schon und bringen ihn zum Reden. Das könnten wir aber nicht, wenn wir nicht wüßten, nach wem wir Ausschau halten müssen, oder?«
Sperber lächelte seine Freunde selig an. »Seht ihr«, sagte er. »Ich hab' euch damals gleich gesagt, daß ich weiß, was ich tue!«
Später an diesem Tag trafen sich Sperber und Ehlana mit Kaiser Sarabian und Außenminister Oscagne zu einer Besprechung. »Könnte jemand in der Regierung schon von dieser Losung Notiz genommen haben, Exzellenz?« fragte Sperber Oscagne.
»Durchaus, Prinz Sperber. Der Innenminister hat seine Spione überall. Aber ihre Berichte werden frühestens in sechs Monaten, vielleicht erst in einem Jahr eintreffen. Im Innenministerium irren Berichte endlos herum.«
»Subat hat seine eigenen Spitzel«, sagte Sarabian düster, »aber er würde mir nicht sagen, ob er auf irgend etwas gestoßen ist. Ich glaube, er würde mich nicht einmal informieren, wenn jemand die Insel Tega vom Meeresboden losgemacht und fortgeschafft hätte.«
»Alle Traditionen seines Amtes verlangen, daß er Euch vor sämtlichen Ungelegenheiten bewahrt, Kaiserliche
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