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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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verdeckt war, an dem er mehrmals zupfte. »Macht euch bereit«, flüsterte er. »Wenn die Schlägerei beginnt, mischen wir uns unter die Gäste und verschwinden nach einer Weile. Benehmt euch, als wärt ihr leicht betrunken. Aber übertreibt nicht.«
    »Ich bin beeindruckt«, stellte Stragen anerkennend fest.
    »Ich bin mehr als beeindruckt«, warf Talen ein. »Nicht einmal Platime weiß, daß es mehr als einen Ausgang aus diesem Gasthof gibt.«
    Die Schlägerei begann kurz darauf. Es wurde gebrüllt, geflucht, gestoßen und geschlagen. Zwei harmlose Zuschauer, die offenbar überhaupt nichts mit der Rauferei zu tun hatten, landeten bewußtlos zwischen den Tischen. Sperber und seine Freunde mischten sich unauffällig unter die Menge und taumelten etwa zehn Minuten später durch die Tür nach draußen.
    »Ziemlich unprofessionell, das Ganze«, stellte Stragen abfällig fest. »Bei einer gespielten Schlägerei sollten Außenstehende ungeschoren bleiben.«
    »Manchmal ist es sicherer, sie zu verprügeln«, entgegnete Sperber, »es könnte ja sein, daß sie wegen etwas anderem als ein paar Krug Bier gekommen sind. Die beiden, die ins Traumland geschickt wurden, waren keine Stammgäste. Möglich, daß die Burschen völlig harmlos waren – aber vielleicht auch nicht. So brauchen wir uns wenigstens keine Sorgen zu machen, daß sie hinter uns herschleichen.«
    »Es gehört offenbar mehr dazu, pandionischer Ritter zu sein, als ich dachte«, bemerkte Talen. »Vielleicht wird es mir doch Spaß machen.«
    Sie schritten durch die nebligen Straßen auf das ärmliche Viertel nahe dem Westtor zu – ein wahres Labyrinth aus ungepflasterten schmalen Straßen und verschachtelten Gassen. In eine dieser Gassen bogen sie ein und begaben sich zu einer schmutzigen Steintreppe, die in die Tiefe führte. Ein dicker Mann kauerte am oberen Ende. »Ihr kommt spät«, sagte er mürrisch zu Talen.
    »Wir mußten sichergehen, daß niemand uns folgt«, erwiderte der Junge.
    »Geht hinunter«, forderte der Wächter sie auf. »Platime wartet.«
    Im Keller hatte sich augenscheinlich nichts verändert. Er war immer noch rauchig und düster, und ein Stimmengewirr der Diebe, Huren und Meuchler, die hier hausten, schlug den Gefährten entgegen.
    »Ich verstehe nicht, wie Platime es hier aushält.« Stragen schüttelte sich.
    Platime thronte auf einem großen Stuhl auf der gegenüberliegenden Seite eines rauchigen Feuers, das in einer offenen Grube brannte. Er stemmte sich auf die Füße, als er Sperber sah. »Wo habt ihr so lange gesteckt?« brüllte er.
    »Wir mußten uns erst vergewissern, daß niemand uns folgt«, antwortete Sperber.
    Der feiste Mann schnaufte. »Er ist dort drüben«, sagte er dann und führte die Gefährten zum hinteren Ende des Kellers. »Er ist zur Zeit sehr auf seine Gesundheit bedacht, drum sorg' ich dafür, daß ihn keiner sieht.« Platime zwängte sich durch den Eingang zu einer winzigen Kammer, in der ein Mann auf einem Hocker kauerte und an einem Krug verwässertem Bier nippte. Der Mann war ein kleiner, nervöser Kerl mit spärlichem Haar und kriecherischem Benehmen.
    »Das ist Pelk«, stellte Platime ihn vor. »Ein Dieb und Einbrecher. Ich hab' ihn nach Cardos geschickt, damit er sich dort umsieht und möglichst viel über die Leute in Erfahrung bringt, an denen wir interessiert sind. Erzähl ihm, was du herausgefunden hast, Pelk.«
    »Nun, Herr Ritter und meine guten Herren«, begann der Schmächtige, »es war gar nicht so leicht, an diese Burschen heranzukommen, das dürft Ihr mir glauben. Aber ich hab' mich nützlich gemacht, und schließlich haben die Kerle mich halbwegs akzeptiert. Aber ich mußte allerlei Hokuspokus über mich ergehen lassen – Eide schwören und mir anfangs die Augen verbinden lassen, wenn sie mich zum Lager mitnahmen. Aber mit der Zeit haben sie's nicht mehr so genau genommen, und ich konnte mehr oder weniger kommen und gehen, wann ich wollte. Wie Platime Euch wahrscheinlich schon gesagt hat, hielten wir sie für blutige Amateure, die keine Ahnung haben, worauf man in unserem Gewerbe achten muß. So was kommt uns häufig unter, nicht wahr, Platime? Ihresgleichen wird schnell erwischt und aufgehängt.«
    »Und es ist nicht schade um sie«, brummte Platime.
    »Nun, mein Herr«, fuhr Pelk fort, »wie ich schon sagte, hielten ich und Platime diese Kerle in den Bergen für eine Bande von Amateuren – Burschen, die bloß zum Vergnügen und um des Gewinns willen Reisende überfallen. Aber wie sich

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