Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt
Feindes nicht funktionieren werden, weil Khalad sie während der letzten zwei Nächte im dazitischen Lagerhaus unbrauchbar gemacht hat, werden wir es mit einer großen Menschenmasse zu tun bekommen, die wütend und verwirrt um unsere Mauern herumtobt, bis schließlich, etwa gegen Mitternacht, die neue atanische Einheit das Schloß erreicht und den Pöbel in den Boden stampft.«
»Ja!« rief Engessa begeistert.
»Das ist ein brillanter Plan, Ritter Ulath«, lobte Sarabian den riesenhaften Thalesier. »Was gefällt Euch daran nicht?«
»Ich kann mich für Belagerungen nicht erwärmen, Majestät.«
»Ulath«, Tynian zuckte leicht zusammen, als er seine gebrochene Schulter bewegte, »meinst du nicht, daß du mit diesen Sprüchen Schluß machen solltest? Wenn die Lage es erfordert, bist du so schnell wie jeder andere von uns bereit, Befestigungen zu errichten.«
»Von Thalesiern erwartet man, daß sie Belagerungen hassen, Tynian. Das gehört zu unserem Volkscharakter. Angeblich sind wir aufbrausend und ungeduldig und neigen eher zu roher Gewalt als zu wohlüberlegtem Durchhalten.«
Bevier lächelte leicht. »Ulath, König Warguns Vater stand eine siebzehn Jahre währende Belagerung durch, ohne daß es ihm irgendwie geschadet hätte.«
»Schon, aber es gefiel ihm nicht, Bevier. Darum geht es!«
»Ich glaube, wir übersehen eine Möglichkeit, meine Freunde«, warf Kring ein. »Der Mob wird zum Schloß kommen, richtig?«
»Ja, wenn wir mit unserer Einschätzung recht haben«, bestätigte Tynian.
» Einige werden politische Fanatiker sein – aber nicht sehr viele, glaube ich. Der Großteil interessiert sich hauptsächlich für die Plünderung des Schlosses und der anderen Gebäude.«
Sarabian erbleichte. »Hölle und Verdammnis!« fluchte er. »Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht!«
»Macht Euch deshalb keine übergroßen Sorgen, Freund Kaiser«, beruhigte der Domi ihn. »Ob nun Politik oder Gier die Meute hierher führt, spielt keine Rolle. Die Mauern rundum sind hoch, und das Tor ist unüberwindlich. Wie wär's, wenn wir sie alle hereinließen – und dann dafür sorgen, daß sie nicht mehr hinaus können? Ich kann Männer in der Nähe des Wachthauses am Tor verstecken. Nachdem der Mob durchs Tor ist, schließen wir es einfach. Dann haben wir die Kerle allesamt auf einem Haufen, wenn die Ataner eintreffen. Die Beute wird den Mob hereinlocken, und die Tore werden ihn einsperren. Natürlich werden diese Leute plündern – aber die Beute gehört einem erst, wenn man damit entkommen kann. Auf diese Weise schnappen wir sie alle und brauchen sie später nicht aus verborgenen Schlupflöchern zu holen.«
»Das hat eine Menge für sich, Kring«, lobte Kalten.
»Ich habe nichts anderes von ihm erwartet«, bemerkte Mirtai. »Er ist ja ein brillanter Krieger – und mein Verlobter!«
Kring strahlte.
»Noch etwas«, fügte Stragen hinzu. »Ich bin sicher, wir alle verspüren eine brennende Neugier, was gewisse Dinge betrifft, und wir haben diese Liste von Personen aufgestellt, die möglicherweise Antworten auf einige unserer dringendsten Fragen geben können. Schlachten sind riskant, und mitunter lassen dabei wichtige Leute ihr Leben. Da draußen in Matherion gibt es einige Herrschaften, die in Sicherheit gebracht werden sollten, ehe der Kampf ausbricht.«
»Gute Idee, Durchlaucht Stragen«, pflichtete Sarabian ihm bei. »Ich werde am Morgen des großen Tages ein paar Einheiten ausschicken, um jene Personen in Gewahrsam zu nehmen, die am Leben bleiben sollen.«
»Äh – vielleicht gibt es eine bessere Methode, Majestät. Überlassen wir das doch Caalador. Als Gruppe sind Ordnungshüter zu auffällig, wenn sie Leute festnehmen – Uniformen, Ketten, Gleichschritt und dergleichen mehr. Berufsmörder sind viel unauffälliger. Man muß niemandem Ketten anlegen, wenn man ihn verhaftet. Eine Dolchspitze, unbemerkt an empfindlicher Stelle angesetzt, ist ebenso wirkungsvoll, wie ich weiß.«
»Ihr sprecht aus Erfahrung, nehme ich an?« fragte Sarabian mit forschendem Blick.
»Mord ist ein Verbrechen, Majestät«, erwiderte Stragen. »Und als Anführer von Verbrechern muß ich Erfahrung in allen Sparten dieses Berufs besitzen. Man muß schließlich wissen, wovon geredet wird.«
28
»Sperber, es war ohne jeden Zweifel Scarpa!« versicherte Caalador dem großen Pandioner. »Wir brauchten uns nicht nur auf die Zeichnung zu verlassen. Eine der hiesigen Huren stammt aus Arjuna und hatte früher manchmal geschäftlich mit
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