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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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auf. »Sie ist sehr schwer, ehrenwerter Herr!« rief er zurück. »Was habt Ihr da drin?«
    »Ballast, Idiot!« brüllte Khalad. »Morgen werden sehr viele Leute auf Deck sein. Wenn die Barke kentert und der Kaiser in den Burggraben fällt, haben wir alle nichts zu lachen!«
    Sperber blickte seinen Knappen fragend an.
    »Wir laden die Naphtafässer in den Bauhütten auf die Barken«, erklärte Khalad. »Dort können wir's mehr oder weniger unbeobachtet.« Er blickte seinen Herrn an. »Es ist wahrscheinlich besser, wenn Ihr Eurer Gemahlin nicht erzählt, daß ich das gesagt habe, Sperber, doch ihr Plan hat ein paar Lücken. Das mit dem Naphta war eine gute Idee; aber wir haben zusätzlich Pech geladen, um dafür zu sorgen, daß das Naphta zu brennen anfängt, wann wir es wollen. Naphtafässer sind sehr dicht. Das Zeug nutzt uns gar nichts, wenn die Fässer auf den Grabenboden sinken, nachdem wir die Barken bombardiert haben. Außerdem möchte ich im Laderaum jeder Barke zwei von Krings Peloi unterbringen. Sie werden die Fässer im letzten Moment mit Äxten aufbrechen.«
    »Du denkst an alles, Khalad.«
    »Das muß in dieser Gruppe ja auch irgend jemand.«
    »Jetzt hörst du dich genau wie dein Vater an!«
    »Da ist noch etwas sehr Wichtiges, Sperber. Die Feiernden müssen äußerst vorsichtig sein! Auf den Barken gibt es Lampions, und vermutlich auch Kerzenleuchter. Schon ein kleines Versehen könnte den Brand viel früher auslösen als geplant. Und – äh, wir waren ein bißchen schneller, als wir dachten, Hoheit«, sagte er auf tamulisch, da sechs Arbeiter einen zweirädrigen Karren den Wehrgang entlangzogen. Der Karren war mit Lampions beladen, die jetzt von Arbeitern an der Brustwehr aufgehängt wurden. »Nein, nein, nein!« rügte Khalad. »Man hängt nicht zwei grüne nebeneinander. Ich habe es euch schon tausendmal gesagt: weiß, grün, rot, blau. Haltet euch daran! Zu Hause könnt ihr es machen, wie ihr wollt, aber nicht hier!« Er seufzte übertrieben. »Es ist wirklich nicht einfach, heutzutage gute Helfer zu bekommen, Hoheit.«
    »Du übertreibst, Khalad«, murmelte Sperber.
    »Ich weiß. Aber ich will sichergehen, daß sie kapieren.«
    Kring kam, sich den Kopf reibend, über den Wehrgang auf sie zu. »Ich brauche eine Rasur«, sagte er abwesend, »aber Mirtai ist heute zu beschäftigt.«
    »Ist das Sitte bei den Peloi, Domi?« fragte Sperber. »Ich meine, gehört es da zu den Pflichten einer Ehefrau, ihrem Mann den Kopf zu rasieren?«
    »Nein. Ehrlich gesagt, war das Mirtais Einfall. Es ist schwierig, den eigenen Hinterkopf zu sehen, und für gewöhnlich sind mir ein paar Stellen entgangen. Kurz nach unserer Verlobung nahm sie mir das Rasiermesser weg und sagte, von nun an würde sie mich rasieren. Sie macht es wirklich sehr gut – sofern sie nicht anderweitig beschäftigt ist.« Er straffte die Schultern. »Meine Männer weigern sich hartnäckig, Sperber. Natürlich war mir das von vornherein klar; dennoch habe ich versucht, sie zu überzeugen, so wie Ihr mich gebeten hattet. Auf gar keinen Fall wollen sie während der Schlacht in der Burg festsitzen. Wenn Ihr es recht bedenkt, müßt Ihr zugeben, daß sie ohnehin viel nützlicher sind, wenn sie draußen zu Pferde kämpfen. Ein paar Dutzend berittene Peloi werden den Mob umrühren wie kochende Suppe im Kessel. Wenn Ihr morgen abend da draußen Verwirrung wollt, können wir reichlich dafür sorgen. Jemand, der jederzeit befürchten muß, Bekanntschaft mit einem Säbel zu machen, ist ein unkonzentrierter Angreifer.«
    »Besonders wenn er auch noch herausfinden muß, daß seine Waffe nicht funktioniert«, fügte Khalad hinzu.
    Sperber brummte: »Wir wissen natürlich nicht, ob das Waffenlager mit den Armbrüsten, das Caalador entdeckte, wirklich das einzige war.«
    »Ich fürchte, das werden wir nicht vor morgen abend feststellen«, entgegnete Khalad. »Ich habe etwa sechshundert dieser Dinger unbrauchbar gemacht. Falls zwölfhundert Armbrustschützen in den Schloßkomplex kommen, wissen wir zumindest, daß die Hälfte ihrer Waffen funktionieren wird. Dann sollten wir lieber in Deckung gehen.« Er blickte plötzlich nach oben. »He, du!« brüllte er. »Du sollst die Girlande drapieren, nicht straff spannen!« Er schüttelte die Faust, während er den Arbeiter anfunkelte, der sich lebensgefährlich weit aus einem Fenster hoch oben in einem Turm beugte.
    Der Gelehrte, den Bevier zu Ehlana geleitete, war noch sehr jung, aber schon fast völlig kahlköpfig.

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