Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt
Scarpa zu tun. Sie hat ihn sofort erkannt.« Die beiden Männer standen auf der Burgmauer, wo sie sich ungestört unterhalten konnten.
»Dann sind alle hier, außer Baron Parok von Dakonien«, stellte Sperber fest. »Wir haben Krager gesehen, und Gerrich, und Rebal von Edom, diesen Scarpa aus Arjuna und Elron aus Astel.«
»Ich dachte, der Verschwörer aus Astel heißt Säbel«, sagte Caalador verwundert.
Sperber verfluchte im stillen seine Unbedachtheit. »Säbel hält sich im Hintergrund«, erklärte er. »Elron ist ein Mitläufer – wahrscheinlich sogar mehr als das.«
Caalador nickte. »Ich kenne einige Asteler – auch einige Daziter – und halte es für sehr wahrscheinlich, daß Baron Parok irgendwo in Matherion lauert. Ganz sicher sammeln sie sich alle hier in der Stadt.« Er blickte nachdenklich über die perlmuttschillernde Wehrmauer in den Graben hinunter. »Wird dieser Burggraben denn überhaupt von Nutzen sein? Die Seiten sind so flach, daß Gras darauf wächst.«
»Von großem Nutzen«, versicherte Sperber, »wenn er erst mit spitzen Pfählen gespickt ist. Aber damit warten wir bis zum letzten Augenblick. Sind in den vergangenen paar Tagen viele Fremde nach Matherion gekommen? Alle unsere Gegner von außerhalb haben ihre Anhänger. Ein Mob von der Straße ist eine Sache – doch eine aus ganz Tamuli herangeschaffte Horde ist etwas ganz anderes.«
»Uns sind nicht ungewöhnlich viele Fremde in der Stadt aufgefallen«, antwortete Caalador, »und auf dem Lande gibt es auch keine größeren Ansammlungen Fremder – jedenfalls nicht in einem Umkreis von fünfzehn Meilen.«
»Sie könnten sich weiter außerhalb sammeln«, meinte Sperber.
»Wenn ich irgendwo da draußen heimlich eine Armee hätte, würde ich sie erst im letzten Moment heranmarschieren lassen.«
Caalador wandte sich um und blickte auf den Hafen. »Dort ist unsere schwache Stelle, Sperber«, sagte er mit Nachdruck. »In den Buchten entlang der Küste könnte sich eine ganze Flotte versteckt halten. Wir würden sie erst bemerken, wenn sie am Horizont auftaucht. Ich lasse die Küste zwar von Piraten und Schmugglern absuchen, aber …« Er spreizte die Hände.
»Ich fürchte, dagegen läßt sich nicht viel tun. Wir haben eine ganze Armee Ataner einsatzbereit, die sofort nach Ausbruch des Aufstands in die Stadt kommen werden. Kennen Eure Leute die Schlupfwinkel dieser ausgewählten Besucher? Wenn alles wie geplant läuft, möchte ich diese Burschen möglichst alle gleichzeitig festnehmen.«
»Die Besucher, wie Ihr sie nennt, sind noch nirgendwo gemeinsam aufgetaucht. Sie alle sind ziemlich viel unterwegs, aber sie werden beschattet. Wir könnten sie uns schon jetzt schnappen, wenn Ihr möchtet.«
»Damit würden wir nur Aufmerksamkeit auf unsere Vorbereitungen lenken. Wenn wir sie am Tag des Aufstands verhaften können, gut. Wenn nicht, verfolgen wir sie später. Ich möchte unseren Plan nicht gefährden. Eure Leute machen ihre Sache sehr gut, Caalador.«
»Nicht ganz ohne Zwang, mein Freund«, gestand Caalador bedauernd. »Ich mußte eine beachtliche Schar von Schlägern zur Einschüchterung einsetzen, um die tamulischen Verbrecher immer wieder daran zu erinnern, daß wir jetzt alle zusammenarbeiten.«
»Der Zweck heiligt die Mittel.«
»Der Vorschlag Ihrer Majestät hat gewisse Vorteile, Hochmeister Vanion«, sagte Bevier nach einiger Überlegung. »Dafür ist ein Burggraben schließlich vorgesehen. Er soll mit Wasser gefüllt sein, nicht mit Gras bewachsen.«
»Aber es würde offenkundig, daß wir Vorbereitungen zur Verteidigung der Burg treffen, Bevier«, wandte Vanion ein. »Wenn wir Wasser einzulassen beginnen, wird es binnen einer Stunde ganz Matherion wissen.«
»Ihr habt nicht den ganzen Plan gehört, Vanion«, sagte Ehlana geduldig. »Wir haben an Bällen und Banketten und verschiedenen anderen Vergnügungen teilgenommen, seit wir hier eingetroffen sind. Es ist nur recht, daß ich mich für diese Freundlichkeiten revanchiere. Ich möchte ein Galabankett geben, um meinen gesellschaftlichen Verpflichtungen Genüge zu tun. Purer Zufall, daß dieses Bankett ausgerechnet am Abend des Aufstands stattfindet. Wir haben hier eine elenische Burg, also geben wir eine elenische Gesellschaft. Wir werden eine Kapelle auf dem Wehrgang spielen lassen, bunte Lampions und Girlanden an den Wänden, und festlich geschmückte Barken im Burggraben – komplett mit Baldachinen und Bankettafeln. Ich lade den Kaiser und seinen ganzen Hof
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