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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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steht bereits seit Jahrhunderten am Rand des Zusammenbruchs. Unsere Heilige Mutter schwankt von Krise zu Krise wie ein betrunkener Seemann.«
    »Emban!« tadelte Dolmant sanft.
    Oscagne lächelte.
    »Manchmal sieht es wirklich so aus, nicht wahr, Eminenz?« wandte er sich an Emban. »Ich könnte mir vorstellen, daß die Kirchenverwaltung sich nicht allzusehr von der Regierung des Imperiums unterscheidet. Bürokraten brauchen Krisen, um zu überleben. Gibt es nicht dann und wann eine Krise irgendwelcher Art, könnte jemand auf den Gedanken kommen, das ein oder andere Amt abzuschaffen.«
    »Das könnte man so formulieren, ja«, pflichtete Emban ihm bei.
    »Ich versichere euch jedoch, daß es sich bei den Vorkommnissen in Tamuli nicht um lächerliche Manöver handelt, die lediglich dazu dienen sollen, irgendwelche Posten und Ämter zu sichern. Ich übertreibe wirklich nicht, wenn ich behaupte, daß sich das Imperium am Rand des Zusammenbruchs befindet.« Oscagnes bronzefarbene Züge wurden nachdenklich. »Wir sind kein einheitliches Volk wie ihr hier in Eosien. Auf dem daresischen Kontinent gibt es fünf Rassen. Wir Tamuler leben im Osten, im Westen gibt es Elenier, um Sarsos Styriker, die Valesianer haben ihre eigene Insel, und die Cynesganer befinden sich im Zentrum. Vermutlich ist es ungewöhnlich, daß sich so viele unterschiedliche Völker zusammengeschlossen haben. Unsere Kulturen sind verschieden, wie auch unsere Religionen, und jede Rasse hält sich insgeheim für die Krone der Schöpfung.« Er seufzte. »Wahrscheinlich wäre es besser für uns alle, wären wir getrennt geblieben.«
    »Aber irgendwann in der Vergangenheit hat jemanden der Ehrgeiz gepackt«, vermutete Tynian.
    »Keineswegs, Herr Ritter«, entgegnete Oscagne. »Man könnte fast sagen, daß wir Tamuler regelrecht ins Imperium hineinstolperten.« Er blickte Mirtai an, die still mit Danae auf dem Schoß dasaß. »Und das ist der Grund.« Er deutete auf die Riesin.
    »Es war nicht meine Schuld, Oscagne!« protestierte sie.
    »Ich beschuldige nicht Euch persönlich, Atana.« Er lächelte. »Ich spreche von Eurem Volk.«
    Mirtai lächelte. »Ich habe dieses Wort nicht mehr gehört, seit ich aus den Kinderschuhen schlüpfte. Noch nie zuvor hat jemand mich Atana genannt.«
    »Was bedeutet es?« fragte Talen neugierig.
    »Krieger.« Sie zuckte die Schultern.
    »Genauer gesagt Kriegerin«, berichtigte Oscagne. Er runzelte die Stirn. »Ich möchte euch nicht kränken, aber die elenische Sprache ist ein wenig beschränkt, wenn es um Feinheiten des Ausdrucks geht.« Er blickte Ehlana an. »Majestät, ist Euch aufgefallen, daß Eure Sklavin nicht ganz so wie andere Frauen ist?«
    »Sie ist meine Freundin«, sagte Ehlana, »nicht meine Sklavin.«
    »Stellt Euch nicht so an, Ehlana«, rügte Mirtai. »Natürlich bin ich eine Sklavin. So soll es sein. Erzählt weiter, Oscagne. Ich werde es ihnen später erklären.«
    »Glaubt Ihr, daß sie es wirklich verstehen?«
    »Nein. Aber ich werde es trotzdem erklären.«
    »Also gut. Bei den Atanern, hochverehrter Erzprälat«, wandte Oscagne sich an Dolmant, »liegt der Schlüssel zum Imperium. Vor etwa fünfzehnhundert Jahren unterwarfen sie sich uns mit der Bedingung, unsere Leibeigenen zu sein, weil sie verhindern wollten, daß ihre mörderischen Instinkte zur Ausrottung ihrer Rasse führten. Diesem Umstand verdanken wir Tamuler, daß wir über die beste Armee der Welt verfügen – obwohl wir im Grunde genommen ein friedliebendes Volk sind. Kleinere Meinungsverschiedenheiten, wie sie hin und wieder mit anderen Nationen unvermeidlich sind und üblicherweise durch Verhandlungen beigelegt werden, haben wir problemlos aus der Welt geschafft. In unserem Augen sind unsere Nachbarn wie kleine Kinder – einfach nicht imstande, auch nur mit ihren eigenen Angelegenheiten fertig zu werden. Das Imperium ist hauptsächlich deshalb entstanden, um Ordnung herzustellen.« Er ließ den Blick über die Ordensritter schweifen. »Ich möchte euch nicht kränken, werte Herren, aber Krieg zu führen, dürfte die dümmste aller menschlichen Handlungen sein. Es gibt viele wirkungsvollere Methoden, jemanden zu einer anderen Ansicht zu bekehren.«
    »Zum Beispiel die Drohung, die Ataner von der Kette zu lassen?« meinte Emban verschmitzt.
    »Das erfüllt seinen Zweck recht gut, Eminenz«, gestand Oscagne. »Früher hat die Anwesenheit der Ataner für gewöhnlich verhindert, daß politische Streitigkeiten zu hitzig wurden. Ataner geben

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