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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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gab er widerwillig zu. »Schreiber formulieren die Dinge mitunter recht undiplomatisch.«
    »Vielleicht habe ich ein klein wenig zu heftig reagiert«, räumte Ehlana ein.
    »Und ich war ein bißchen überarbeitet.« Dolmants Entschuldigung hörte sich wie ein Friedensangebot an.
    »Und ich war gereizt an dem Tag, als Euer Schreiben kam«, entgegnete Ehlana.
    Sperber lehnte sich zurück. Die Spannung in der Kammer hatte merklich nachgelassen. Dolmant hatte sich seit seiner Erhebung zum Erzprälaten verändert. Zuvor war er sehr zurückhaltend gewesen – so sehr, daß seine Brüder in der Hierokratie ihn für dieses hohe Amt nicht einmal in Erwägung gezogen hatten, bis Ehlana auf seine vielen unübertrefflichen Fähigkeiten hinwies. Die Ironie entging Sperber nicht. Jetzt aber schien Dolmant mit zwei Stimmen zu sprechen. Die eine war die vertraute Stimme ihres alten Freundes, die andere die des Erzprälaten, herrisch und streng. Offenbar ging ihr alter Freund in seinem Amt allmählich ganz auf. Sperber seufzte. Vermutlich war das unausbleiblich, aber er bedauerte es trotzdem.
    Ehlana und der Erzprälat fuhren fort, Entschuldigungen für ihr Verhalten aufzuführen. Nach einer Weile einigten sie sich darauf, einander Respekt zu zollen, und beendeten ihre Konferenz mit dem gegenseitigen Versprechen, in Zukunft besser auf die kleinen Höflichkeiten zu achten.
    Prinzessin Danae, die immer noch auf des Erzprälaten Schoß saß, zwinkerte Sperber heimlich zu. Was sie gerade vollbracht hatte, ließ für die Zukunft handfeste politische und theologische Verwicklungen erahnen, über die Sperber gar nicht erst nachdenken wollte.
    Der Grund für das Schreiben des Erzprälaten, das beinahe zum Privatkrieg zwischen ihm und Ehlana geführt hätte, war die Ankunft eines hohen Gesandten des Tamulischen Imperiums auf dem Daresischen Kontinent, jener gewaltigen Landmasse östlich von Zemoch. Formelle diplomatische Beziehungen zwischen den elenischen Königreichen von Eosien und dem Tamulischen Imperium von Daresien gab es nicht. Doch die Kirche schickte routinemäßig Gesandte im Botschafterrang in die Reichsstadt Matherion, vor allem weil die drei westlichsten Königtümer von Eleniern bewohnt waren, deren Religion sich nur geringfügig von jener der eosischen Kirche unterschied.
    Der Gesandte war ein Tamuler von derselben Rasse wie Mirtai, allerdings hätte die Riesin gut zwei seinesgleichen abgegeben. Die Haut des Mannes besaß jedoch den gleichen bronzegoldenen Ton, sein schwarzes Haar hatte einen Hauch von Grau, und seine dunklen Augen waren an den Winkeln hochgezogen.
    »Er ist sehr klug«, warnte Dolmant leise, als sie in einer der Audienzkammern saßen, während Emban und der Gesandte in der Nähe der Tür Höflichkeiten austauschten. »In gewisser Hinsicht ist er sogar klüger als Emban. Seid vorsichtig, was Ihr in seinem Beisein sagt. Tamuler sind sehr empfänglich für Nuancen in der Wahl der Worte.«
    Emban geleitete den in Seide gewandeten Gesandten zu ihnen. »Majestät, ich habe die Ehre, Euch Seine Exzellenz, Botschafter Oscagne, vorzustellen, den Gesandten des kaiserlichen Hofes in Matherion.« Der kleine fette Mann verbeugte sich vor Ehlana.
    »Die göttliche Anwesenheit Eurer Majestät raubt mir die Sinne.« Der Gesandte machte einen eleganten Kratzfuß.
    »Ach, wirklich, Exzellenz?« Ehlana lächelte.
    »Nein, natürlich nicht«, entgegnete er ohne jede Verlegenheit. »Ich hielt die Phrase jedoch für höflich. War sie zu übertrieben? Ich bin in den Feinheiten elenischer Höflichkeitsfloskeln nicht bewandert.«
    »Ihr habt wahrlich keine Schwierigkeiten damit, Exzellenz.« Ehlana lachte.
    »Ich kann nicht umhin zu sagen, daß Ihr eine verflixt attraktive junge Dame seid, wenn Majestät gestatten. Ich habe im Lauf der Zeit schon so manche Königin kennengelernt, bei der sich die üblichen Komplimente nur mit größter Ignoranz mit dem Gewissen vereinbaren ließen.« Botschafter Oscagne sprach ein tadelloses Elenisch.
    »Ich möchte Euch mit meinem Gemahl, Prinz Sperber, bekannt machen«, sagte Ehlana.
    »Der legendäre Ritter Sperber? Es ist mir eine Ehre, holde Dame. Ich bin um die halbe Welt gereist, seine Bekanntschaft zu machen. Meine Hochachtung, Ritter Sperber.« Oscagne verbeugte sich.
    »Exzellenz«, dankte Sperber und verneigte sich ebenfalls kurz.
    Anschließend stellte Ehlana die übrigen vor, und der Austausch diplomatischer Höflichkeiten zog sich eine Stunde dahin. Oscagne und Mirtai unterhielten sich

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