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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Wände«, warnte Kalten, als Sperber fluchend hin und her stapfte und mit den Armen in der Luft fuchtelte. »Du wirst dir die Knöchel brechen!«
    »Es ist vollkommen verrückt, Kalten!« sagte Sperber, nachdem er mehrere Minuten lang Verwünschungen ausgestoßen hatte.
    »Es ist noch schlimmer, mein Freund. Verrücktheiten gehören mit zum Leben. Das macht es interessant. Aber diese Sache ist gefährlich. Wir wissen nicht, was uns in Tamuli erwartet. Ich habe deine Gemahlin ganz und gar ins Herz geschlossen, doch daß sie bei dieser Mission dabei ist, wird sich als ziemlich unpraktisch erweisen.«
    »Unpraktisch?«
    »Ich versuche es mit höflichen Worten zu sagen. Was hältst du von ›ein lästiger Klotz am Bein‹?«
    »Das trifft die Sache schon eher.«
    »Du wirst sie aber nicht umstimmen können. Du brauchst es gar nicht erst zu versuchen. Sie hat ganz offensichtlich ihren Entschluß gefaßt, und sie ist ranghöher als du. Mach das Beste daraus – sonst könnte es geschehen, daß sie dir befiehlt, den Mund zu halten und in dein Gemach zu verschwinden.«
    Sperber brummte.
    »Ich glaube, das beste ist, wir reden mit Oscagne. Wir geleiten Eleniens kostbarsten Schatz auf den daresischen Kontinent, wo es alles andere als ruhig zugeht. Deine Gemahlin reist dorthin, um dem Kaiser von Tamuli einen persönlichen Gefallen zu erweisen, also ist er verpflichtet, sie zu beschützen. Eine Eskorte von einigen Dutzend Legionen Atanern, die uns an der Grenze bei Astel erwarten, könnte als Zeichen der Wertschätzung Seiner Majestät erachtet werden, meinst du nicht auch?«
    »Das ist gar keine schlechte Idee, Kalten.«
    »Wie die meisten meiner Ideen, Sperber. Also, Ehlana rechnet bestimmt damit, daß du tobst und wetterst und ihr Vorwürfe machst. Sie ist darauf vorbereitet, also tu's gar nicht erst. Denn sie wird uns auf jeden Fall begleiten, daran ist nicht mehr zu rütteln.«
    »Es sei denn, ich kette sie ans Bett.«
    »Ein interessanter Gedanke.«
    »Und wer kettet Mirtai ans Bett?«
    Kalten lachte. »Es ist taktisch unklug, eine Entscheidung mit Gewalt zu erzwingen, solange man noch nicht mit dem Rücken zur Wand steht. Laß ihr diesen Sieg, dann hast du etwas bei ihr gut. Nutz diesen Vorteil und nimm ihr das Versprechen ab, während des Aufenthaltes in Tamuli nichts ohne dein Einverständnis zu unternehmen. Auf diese Weise können wir fast so gut für ihre Sicherheit sorgen, als wenn sie zu Hause bliebe. Mit ein bißchen Glück ist sie von deiner Friedfertigkeit so beeindruckt, daß sie sich einverstanden erklärt, ohne lange zu überlegen. Dann kannst du sie geschickt an die Leine nehmen, wenn wir dort sind – zumindest soweit, daß sie nicht in Gefahr gerät.«
    »Kalten, manchmal verblüffst du mich«, sagte Sperber kopfschüttelnd.
    »Ich weiß«, entgegnete der blonde Pandioner. »Mein unbedarftes Gesicht ist eine recht nützliche Maskerade.«
    »Wo hast du so viel über den rechten Umgang mit Monarchen gelernt?«
    »Hier geht's nicht um Monarchen, Sperber, sondern um eine Frau, und da bin ich Fachmann. Frauen lieben es, zu verhandeln. Wenn du zu einer Frau sagst: ›Ich tue das für dich, wenn du das für mich tust‹, wird sie fast immer bereit sein, wenigstens darüber zu reden. Frauen wollen immer über alles reden. Wenn du dich nicht ablenken läßt, bleibst du für gewöhnlich obenauf.« Er hielt inne. »Bildlich gesprochen«, fügte er hinzu.
    »Was führt Ihr im Schilde, Sperber?« fragte Mirtai mißtrauisch, als er sich der Gemächerflucht näherte, die Dolmant Ehlana und ihrem persönlichen Gefolge zur Verfügung gestellt hatte. Sperber verbarg hastig seinen selbstzufriedenen Gesichtsausdruck hinter einer besorgten Miene.
    »Versucht keine Tricks, Sperber«, warnte sie ihn. »Wenn Ihr Ehlana weh tut, muß ich Euch töten, das wißt Ihr.«
    »Ich werde ihr nicht weh tun, Mirtai. Ich werde sie nicht einmal anbrüllen.«
    »Aber Ihr habt etwas vor, nicht wahr?«
    »Natürlich. Nachdem Ihr mich bei Ehlana eingesperrt habt, braucht Ihr bloß das Ohr an die Tür zu drücken und zu lauschen.« Er bedachte sie mit einem schrägen Blick. »Aber das tut Ihr ja sowieso immer, nicht wahr?«
    Sperber konnte es kaum fassen, aber Mirtai errötete und riß rasch die Tür auf. »Geht hinein, Sperber!« befahl sie mit finsterem Gesicht.
    »So gereizt heute?«
    »Hinein!«
    »Ich eile und gehorche.«
    Ehlana war für den Augenblick gerüstet, das war offensichtlich. Sie trug ein hellrosa Nachthemd, das sie besonders

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