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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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anziehend machte, und sie hatte ihr Haar kunstvoll frisiert. Doch sie wirkte leicht angespannt.
    »Guten Abend, Liebling«, begrüßte Sperber sie. »Anstrengender Tag heute, nicht wahr? Besprechungen können manchmal sehr ermüdend sein.« Er durchquerte das Gemach, hielt fast beiläufig inne, um sie zu küssen; dann schenkte er sich ein Glas Wein ein.
    Sie blickte ihn herausfordernd an. »Ich weiß, was du sagen wirst, Sperber.«
    »Ach?« Er schaute betont arglos drein.
    »Du bist verärgert über mich, nicht wahr?«
    »Nein. Bin ich nicht. Wie kommst du darauf?«
    Ihre Selbstsicherheit schwand merklich. »Du bist nicht wütend?
    Ich dachte, du würdest toben, weil ich beschlossen habe, diesen Staatsbesuch in Tamuli zu machen.«
    »Das ist doch eine hervorragende Idee. Natürlich müssen wir ein paar Vorsichtsmaßnahmen zu deiner Sicherheit treffen – aber das müssen wir ja immer. Das ist nichts Neues für uns, nicht wahr?«
    »Von welchen Vorsichtsmaßnahmen sprichst du?« fragte sie mißtrauisch.
    »Oh, nichts Besonderes, Schatz. Beispielsweise solltest du nicht allein durch einen Wald spazieren oder ohne Begleitung eine Räuberhöhle aufsuchen. Nichts Außergewöhnliches. An gewisse Einschränkungen deiner Bewegungsfreiheit bist du ja ohnehin gewöhnt. Wir werden in einem fremden Land sein, über dessen Bewohner wir nicht viel wissen. Wir sind uns wohl darüber einig, daß ich nur dann für Sicherheit sorgen kann, wenn du meiner Beurteilung der Lage vertraust und nicht widersprichst, falls ich dir sage, dies oder das ist zu gefährlich. Dann werden wir gut zurechtkommen, da bin ich sicher. Du bezahlst mich schließlich, dich zu beschützen, also werden wir keine kleinlichen Streitereien wegen irgendwelcher Sicherheitsmaßnahmen vom Zaun brechen, nicht wahr?« Er brachte einen milden, vernünftig klingenden Tonfall zuwege und gab ihr keinen Grund, mißtrauische Fragen zu stellen, wie diese »Sicherheitsmaßnahmen« genau aussehen sollten.
    »Du verstehst viel mehr von diesen Dingen als ich, mein Liebling«, gestand sie ihm zu, »also überlasse ich das völlig dir. Wenn eine Frau einen Streiter hat, der obendrein noch der größte Ritter der Welt ist, wäre sie töricht, nicht auf ihn zu hören. Habe ich recht?«
    »Vollkommen«, pflichtete er ihr bei. Genau besehen war es ein kleiner Sieg, doch wenn man es mit einer Königin zu tun hat, sind alle Arten von Siegen schwer zu erringen.
    »Tja, dann«, sie erhob sich, »da wir nicht streiten, könnten wir eigentlich ins Bett gehen.«
    »Das ist eine großartige Idee!«
    Das Kätzchen, das Talen Prinzessin Danae geschenkt hatte, hieß Murr, und Murr hatte eine Angewohnheit, die Sperber ganz besonders störte. Kätzchen haben gern Gesellschaft, wenn sie schlafen, und Murr hatte festgestellt, daß Sperber die Beine anzog, wenn er schlief, und daß seine Kniebeuge dann zum perfekten Kuschelplatz wurde. Sperber schlief für gewöhnlich mit am Hals fest zugezogener Decke, doch das war für Murr kein Hindernis. Wenn das kalte, nasse Katzennäschen Sperbers Nacken berührte, zuckte er heftig zusammen, und durch diese ungewollte Bewegung entstand ein Durchschlupf, der gerade weit genug für ein geschicktes Kätzchen war. Murr fand diese erfolgreiche Methode recht befriedigend, ja, sogar amüsant.
    Sperber dagegen nicht. Kurz vor Morgengrauen taumelte er zerzaust, leicht gereizt und mit geröteten Augen aus dem Schlafzimmer.
    Prinzessin Danae schlenderte in das große mittlere Wohngemach und zog Rollo abwesend hinter sich her. »Hast du meine Katze gesehen?« fragte sie ihren Vater.
    »Sie liegt im Bett bei deiner Mutter«, antwortete er kurz angebunden.
    »Das hätte ich mir eigentlich denken können. Murr mag es, wie Mutter riecht. Das hat sie mir selbst gesagt.«
    Sperber schaute sich um, dann schloß er vorsichtig die Schlafzimmertür. »Ich muß wieder mit Sephrenia sprechen«, erklärte er.
    »Gut.«
    »Aber nicht hier. Ich werde mir erst einen Treffpunkt überlegen.«
    »Was ist gestern abend geschehen?«
    »Wir müssen nach Tamuli.«
    »Ich dachte, du wolltest etwas wegen Fyrchtnfles unternehmen.«
    »Tue ich auch – gewissermaßen. Es hat den Anschein, daß es auf dem daresischen Kontinent etwas – oder jemanden – gibt, der dafür verantwortlich ist. Ich glaube, daß wir dort weitaus mehr über Fyrchtnfles herausfinden können als hier. Ich werde dafür sorgen, daß du nach Cimmura zurückgebracht wirst.«
    Sie spitzte den kleinen Mund. »Nein, lieber nicht.

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