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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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diese Idee wäre ich nie gekommen! Die Führer der verschiedenen tamulischen Reiche begeben sich niemals nach Matherion. Nur wenn Seine Kaiserliche Majestät sie dorthin zitiert.«
    »Den Herrschern von Eosien sind da weniger Beschränkungen auferlegt, Exzellenz«, erklärte ihm Emban. »Sie sind völlig souverän.«
    »Erstaunlich. Dann hat Eure Kirche keine Gewalt über sie, Eminenz?«
    »Nur in geistlichen Dingen, fürchte ich.«
    »Erschwert das nicht alles?«
    »Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie sehr, Botschafter Oscagne.« Dolmant seufzte und blickte Ehlana vorwurfsvoll an.
    »Übertreibt es nicht, Sarathi«, murmelte sie.
    »Dann hat hier in Eosien niemand die Oberherrschaft? Die absolute Autorität, unanfechtbare Entscheidungen zu treffen?«
    »Das ist eine Verantwortung, die Dolmant und ich gemeinsam tragen, Exzellenz«, erklärte Ehlana. »Wir legen die Last gern auf mehrere Schultern, nicht wahr, Sarathi?«
    »Natürlich«, antwortete Dolmant ohne große Begeisterung.
    »Das Prinzip des Zusammenraufens in der eosischen Politik hat durchaus seine nützlichen Seiten, Exzellenz«, versicherte Stragen dem Botschafter. »Der Strang, an dem schließlich alle ziehen, ist das Ergebnis vieler verschiedener Meinungen.«
    »In Tamuli sind wir der Ansicht, daß es viel weniger verwirrend ist, nur eine Meinung zu haben.«
    »Die des Kaisers? Und was geschieht, wenn der Kaiser zufällig ein Idiot ist? Oder ein Wahnsinniger?«
    »Die Regierung findet eine Möglichkeit, über ihn hinweg zu bestimmen«, erwiderte Oscagne ruhig. »Doch solche kaiserlichen Fehlentwicklungen haben selten ein langes Leben.«
    »Ah!« sagte Stragen.
    »Ich glaube, wir sollten jetzt zur Sache kommen«, meinte Emban. Er durchquerte die Kammer und blieb vor einer großen Wandkarte der bekannten Welt stehen. »Am schnellsten kommen wir per Schiff voran«, stellte er fest. »Wir könnten eines von Madol in Cammorien aus nehmen, durch das Innenmeer segeln und dann die Ostküste empor nach Matherion.«
    »Wir?« fragte Ritter Tynian.
    »Oh, habe ich es noch nicht erwähnt?« fragte Emban. »Ich komme mit. Vorgeblich werde ich Königin Ehlanas geistlicher Berater sein, tatsächlich aber des Erzprälaten persönlicher Gesandter.«
    »Es ist wahrscheinlich das klügste, im Rahmen des elenischen Staatsbesuchs aufzutreten«, meinte Dolmant, »für die Öffentlichkeit jedenfalls. Es würde die Dinge nur komplizieren, wenn wir zwei getrennte Abordnungen gleichzeitig nach Matherion entsenden.«
    Sperber mußte rasch handeln, ohne daß ihm bisher eine gute Begründung eingefallen wäre. »Eine Seereise hat gewisse Vorteile«, sagte er nachdenklich, »aber ich fürchte, der Nachteil ist in diesem Fall größer.«
    »Ach?« Emban blickte ihn an.
    »Den Erfordernissen eines Staatsbesuchs wird damit zwar durchaus Rechnung getragen, aber für den eigentlichen Grund unserer Reise wäre das alles nicht sehr förderlich. Exzellenz, was wird voraussichtlich geschehen, wenn wir in Matherion ankommen?«
    »Das übliche.« Oscagne zuckte die Schultern. »Audienzen, Bankette, Truppenbesichtigungen, Konzerte. Der übliche bedeutungslose höfische Pomp, den wir alle so gern über uns ergehen lassen.«
    »Eben«, bestätigte Sperber. »Und wir werden in all der Zeit gar nichts erreichen, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Aber wir reisen nicht nach Tamuli, um einen ganzen Monat lang nur zu feiern. Wir wollen herausfinden, was hinter den Unruhen steckt. Wir brauchen Informationen, keine Unterhaltung, und die Informationen sind wohl eher im Hinterland zu bekommen als in der Hauptstadt. Ich finde, wir sollten uns einen glaubhaften Grund einfallen lassen, weshalb wir den Landweg nehmen.« Es war ein praktischer Vorschlag, der es Sperber erlaubte, den wirklichen Grund im dunkeln zu lassen.
    Emban verzog das Gesicht und sagte gequält: »Aber dann wären wir monatelang unterwegs!«
    »Wenn wir zu Hause bleiben, können wir genausoviel erreichen wie in Matherion, Eminenz. Wir müssen uns im Hinterland umhören!«
    Emban stöhnte. »Ihr wollt mich dazu zwingen, den ganzen Weg von hier nach Matherion zu reiten, Sperber?«
    »Ihr könntet zu Hause bleiben, Eminenz«, meinte Sperber. »Es wäre vielleicht sogar angebracht, an Eurer Statt Patriarch Bergsten mitzunehmen. Er ist ein besserer Kämpfer.«
    »Das reicht, Sperber!« rügte Dolmant.
    »Diese Politik der vielen Meinungen erscheint mir recht interessant, Durchlaucht Stragen«, sagte Oscagne. »In Matherion

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