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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Unsterblichen gehören, so wie es vom Anbeginn der Zeit bestimmt war.« Ortzel verstummte.
    »Das ist alles?« protestierte Talen heftig.
    »Ich habe einige Passagen übersprungen«, gab Ortzel zu, »Beschreibungen von Schlachten und dergleichen. Die alten Lamorker hatten eine übertriebene Vorliebe für eine bestimmte Art von … Buchhaltung, könnte man sagen. Sie wollten immer ganz genau wissen, wie viele Fässer Blut, wie viele Pfund Gehirn und wie viele Meter Gedärme nach solchen Anlässen gezählt und gemessen wurden.«
    »Aber die Geschichte endet nicht richtig!« beschwerte sich Talen. »Fyrchtnfles war der Held. Doch nachdem Starkad ihn gemordet hatte, wurde er zum Helden. Das ist nicht gerecht! Es darf doch nicht sein, daß die Bösen einfach Gute werden!«
    »Das ist ein sehr interessantes Argument, Talen – besonders, da es von dir kommt.«
    »Ich bin kein schlechter Mensch, Eminenz, nur ein Dieb. Das ist keineswegs dasselbe. Na ja, auf jeden Fall bekamen diese Bastarde von Kirchenherren, was sie verdient hatten!«
    »Du wirst dich noch sehr intensiv mit ihm beschäftigen müssen, Sperber«, bemerkte Bevier. »Wir alle haben Kurik wie einen Bruder geliebt, aber können wir wirklich sicher sein, daß sein Sohn das Zeug zu einem Ordensritter hat?«
    »Ich arbeite daran«, antwortete Sperber abwesend. »Darum also ging es bei Fyrchtnfles. Was meint Ihr, Eminenz, wie sehr glauben die einfachen Lamorker an diese Geschichte?«
    »Sie geht tiefer als der Glaube, Sperber«, antwortete Ortzel. »Die Geschichte steckt in unserem Blut. Ich bin der Kirche treu ergeben, doch wenn ich die Fyrchtnfles-Saga höre, werde ich zum Heiden – vorübergehend zumindest.«
    »Jedenfalls wissen wir jetzt, womit wir es zu tun haben«, sagte Tynian. »In Lamorkand geschieht das gleiche wie in Rendor. Die Häresie schießt rings um uns herum wie Pilze aus dem Boden. Aber es löst unser Problem nicht. Wie können Sperber und wir anderen nach Tamuli reisen, ohne den Kaiser zu kränken?«
    »Dieses Problem habe ich bereits gelöst, Tynian«, versicherte Ehlana.
    »Ich verstehe nicht, Majestät.«
    »Die Lösung ist so einfach, daß ich mich fast schäme, weil sie euch anderen nicht längst eingefallen ist.«
    »Erleuchtet uns, Majestät«, bat Stragen. »Beschämt uns getrost unserer Dummheit wegen.«
    »Es ist an der Zeit, daß die westelenischen Königreiche diplomatische Beziehungen zum Tamulischen Imperium aufnehmen«, erklärte Ehlana. »Schließlich sind wir Nachbarn. Es ist ein sehr vernünftiger politischer Schachzug, daß ich einen Staatsbesuch in Matherion mache. Und wenn ihr, meine Herren, alle besonders nett zu mir seid, lade ich euch ein, mich zu begleiten.« Sie runzelte die Stirn. »Das war wirklich nur ein kleines Problem. Jetzt müssen wir uns mit etwas viel Ernsterem beschäftigen.«
    »Und das wäre, Ehlana?« fragte Dolmant.
    »Ich habe nichts anzuziehen, Sarathi.«

6
    In den Jahren seiner Ehe mit Königin Ehlana hatte Sperber gelernt, seine Gefühle zu beherrschen, doch sein Lächeln war gezwungen, als die Zusammenkunft endete. Kalten hielt sich an seiner Seite, als sie die Ratskammer verließen. »Ich sehe dir an, daß du über die Absicht unserer Königin alles andere als erbaut bist«, bemerkte er. Kalten war Sperbers Freund seit frühester Kindheit, und er wußte in dessen narbigem Gesicht zu lesen.
    »Das könnte man sagen«, entgegnete Sperber verkniffen.
    »Darf ich dir einen Vorschlag machen?«
    »Ich höre«, brummte Sperber.
    »Wie wär's, wenn wir zwei jetzt zur Krypta unter der Basilika hinuntersteigen?«
    »Wozu?«
    »Du könntest dir ein bißchen Luft machen, ehe du die Angelegenheit mit deiner Gemahlin besprichst. Du kannst ziemlich unbeherrscht sein, wenn du wütend bist, Sperber, und ich mag deine Frau wirklich sehr. Wenn du ihr ins Gesicht sagst, daß sie eine Närrin ist, verletzt du ihre Gefühle.«
    »Versuchst du, komisch zu sein?«
    »Keineswegs, mein Freund. Im Grunde sehe ich die Dinge wie du, und ich hatte eine sehr vielseitige Erziehung. Wenn dir die Verwünschungen ausgehen, kann ich dir mit Worten aushelfen, die du wahrscheinlich noch nie gehört hast.«
    »Gehen wir!« Sperber bog abrupt in einen Seitengang ein.
    Sie eilten durch den Mittelgang des Kirchenschiffs, knieten im Vorübergehen flüchtig vor dem Altar nieder und stiegen zur Krypta hinab, wo seit Äonen die Gebeine der verblichenen Erzprälaten in ihren Sarkophagen ruhten.
    »Schlag nicht mit den Fäusten gegen die

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