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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Mädchen hatte zwar Angst vor dem Wald, aber Heuböden konnten sie nicht schrecken. Ich habe sie oft auf die Probe gestellt, doch sie zeigte niemals Scheu davor. Vor Ziegenställen übrigens auch nicht.«
    »Ich sehe da keinen Zusammenhang«, brummte Kalten. »Wir sprachen darüber, daß die Peloi Angst vor dem Wald haben. Falls uns hier, in diesem Wald, jemand überfällt, werden wir wohl kaum die Zeit haben, schnell eine Scheune für die Peloi zu bauen.«
    »Ich fürchte, da hast du recht«, murmelte Ulath »Also gut. Wo ist dann der Zusammenhang?«
    »Keine Ahnung.«
    »Warum hast du mir dann diese Geschichte erzählt?«
    »Weil es eine sehr romantische Geschichte ist, findest du nicht?« fragte Ulath gekränkt.
    Kalten verdrehte seufzend die Augen.
    Talen kam an die Spitze galoppiert. »Ich glaube, Ihr solltet zur Karosse zurückkommen, meine Herren Ritter.« Er bemühte sich, ein Lachen zu unterdrücken.
    »Was ist los?« fragte ihn Sperber.
    »Wir haben Besuch – na ja, nicht direkt Besuch, aber wir werden beobachtet.«
    Sperber und die anderen wendeten ihre Pferde und ritten an der Kolonne entlang zur Karosse zurück.
    »Das müßt Ihr Euch ansehen, Sperber!« Auch Stragen versuchte ein Lachen zu unterdrücken. »Macht es nicht zu auffällig, wenn Ihr hinschaut – ganz oben auf dem Felsen links der Straße ist ein Reiter.«
    Sperber beugte sich vor, als würde er zu seiner Gemahlin sprechen; dabei hob er den Blick, um zu dem zerklüfteten Felsen hinaufzuschauen, der sich aus dem Waldboden hob.
    Der Reiter befand sich etwa vierzig Meter entfernt und war durch die untergehende Sonne im Hintergrund deutlich zu sehen. Er machte keine Anstalten, sich zu verbergen. Der Mann saß auf dem Rücken eines nachtschwarzen Rappen und trug ebenso schwarze Kleidung. Der starke Wind fächerte seinen Umhang hinter ihm aus, konnte jedoch den breitkrempigen Hut nicht bewegen, den der Mann tief in die Stirn gezogen hatte. Eine beutelartige schwarze Maske mit leicht verrutschten Augenöffnungen bedeckte sein Gesicht.
    »Ist das nicht das Lächerlichste, das Ihr je gesehen habt?« Stragen grinste.
    »Sehr beeindruckend«, murmelte Ulath. »Zumindest ist er beeindruckt.«
    »Ich wünschte, ich hätte eine Armbrust«, brummte Kalten. »Berit, meinst du, du könntest ihn mit einem Pfeil ein wenig ankratzen?«
    »Das ist bei diesem Wind zu riskant, Kalten«, entgegnete der junge Ritter. »Wenn mein Pfeil abgelenkt wird, könnte er den Mann versehentlich töten.«
    »Wie lange will er dort oben herumsitzen?« fragte Mirtai.
    »Wahrscheinlich, bis er sicher ist, daß jeder aus unserer Kolonne ihn gesehen hat«, vermutete Stragen. »Er hat sich viel Mühe gemacht, sich so herauszuputzen. Was meint Ihr, Sperber? Könnte es der Kerl sein, von dem Elron uns erzählt hat?«
    »Der eindrucksvollen Maske nach schon möglich«, stimmte Sperber ihm zu. »Der Rest läßt allerdings zu wünschen übrig.«
    »Was ist los?« fragte Emban.
    »Falls Sperber und ich uns nicht irren, Eminenz, haben wir die Ehre, eine lebende Legende bewundern zu dürfen. Ich glaube, der Mann dort ist Säbel, der maskierte Was-auch-immer auf seiner abendlichen Runde.«
    »Was in aller Welt tut er?« fragte Oscagne verblüfft.
    »Ich nehme an, er ist unterwegs, für das Unrecht einzutreten, den Unterdrückten jede Hoffnung zu rauben und sich ganz allgemein zum Esel zu machen, Eminenz. Sieht ganz so aus, als hätte er großen Spaß dabei.«
    Der maskierte Reiter ließ sein Pferd dramatisch tänzeln, und sein schwarzer Umhang wirbelte um ihn. Dann ritt er die andere Seite des Felsens hinunter und war verschwunden.
    »Wartet!« mahnte Stragen, ehe die anderen sich rühren konnten.
    »Worauf?« fragte Kalten.
    »Horcht!«
    Von irgendwo hinter dem Felsen erschallte der blecherne Klang eines Horns, der in einem ausgesprochen unmelodischen Kreischen endete.
    »Er mußte einfach ein Horn haben«, erklärte Stragen. »Keine derartige Vorstellung wäre ohne Horn denkbar.« Er lachte. »Wenn er fleißig übt, gelingt ihm irgendwann vielleicht sogar eine Melodie.«
    Darsas war eine altertümliche Stadt am Ostufer des Astels. Die Brücke, die zur Ortschaft führte, war ein steinerner Bogen, der seinen Zweck gewiß schon mehrere tausend Jahre erfüllte, und die meisten Häuser der Stadt schienen nicht jünger zu sein. Die mit Kopfsteinen gepflasterten Straßen waren eng und gewunden, wahrscheinlich folgten sie Pfaden, auf denen man Äonen zuvor Kühe zur Tränke getrieben hatte. Obwohl

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