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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ihre Altertümlichkeit seltsam anmutete, besaß Darsas doch irgend etwas Vertrautes. Die Stadt war beinahe der Urtyp einer elenischen Ansiedlung, deren besondere Architektur in Sperber ein tiefes Gefühl der Vertrautheit erweckte.
    Botschafter Oscagne führte die Gruppe durch eine enge Straße und einen überfüllten Basar zu einem beeindruckenden Platz in der Mitte der Stadt. Er deutete auf ein Bauwerk wie aus einem Märchen, mit einem breiten Tor und hohen Türmen, die mit bunten Bannern geschmückt waren.
    »Der Königspalast«, sagte Oscagne zu Sperber. »Ich werde mit Fontan sprechen, unserem hiesigen Botschafter. Dann wird er uns zu König Alberen begleiten. Ich bin bald zurück.«
    Sperber nickte. »Kalten!« rief er seinem Freund zu. »Laß die Truppe antreten. Ein kleines Zeremoniell scheint mir hier angebracht.«
    Als Oscagne aus der tamulischen Botschaft zurückkehrte, die sich praktischerweise in einem an das Schloß grenzenden Gebäude befand, begleiteten ihn zwei scheinbar uralte Tamuler, deren Köpfe völlig haarlos und deren Gesichter runzlig waren wie geschrumpelte Äpfel.
    »Prinz Sperber«, sagte Oscagne förmlich, »ich habe die Ehre, Euch mit seiner Exzellenz, Botschafter Fontan, bekannt machen zu dürfen. Er ist der Vertreter Seiner Kaiserlichen Majestät hier im Königreich Astel.«
    Sperber und Fontan tauschten höfliche Verbeugungen aus.
    »Habe ich Euer Hoheit Erlaubnis, Seine Exzellenz Ihrer Majestät der Königin vorstellen zu dürfen?« fragte Oscagne.
    »Umständlich, nicht wahr, Sperber?« Fontans Stimme war trocken wie Staub. »Oscagne ist ein guter Junge. Er war mein vielversprechendster Schüler, doch mitunter läßt er sich von seiner Vorliebe für Rituale und Förmlichkeiten etwas zu sehr mitreißen.«
    Oscagne grinste. »Ich leihe mir ein Schwert und stürze mich hinein, Fontan.«
    »Ich habe Euch mit einem Schwert in der Hand beobachtet, Oscagne«, konterte Fontan. »Wenn Ihr Euch das Leben nehmen wollt, legt Euch lieber mit einer Kobra an. Mit einem Schwert hättet Ihr mindestens eine Woche lang zu tun.«
    »Ein Wiedersehen wahrer Freunde«, stellte Sperber lächelnd fest.
    »Wißt Ihr, Sperber, es ist mir ein Bedürfnis, Oscagnes Selbsteinschätzung ein wenig zu dämpfen«, entgegnete Fontan. »Er ist ein hervorragender Mann, dem es manchmal jedoch an Demut mangelt. Aber jetzt stellt mich Eurer Gemahlin vor. Sie ist viel hübscher als Ihr, und der kaiserliche Kurier aus Matherion ritt drei Pferde zu schanden, um mir des Kaisers Anweisung zu überbringen, so nett zu ihr zu sein, wie ich nur sein kann. Wir werden ein Weilchen plaudern. Dann führe ich euch zu meinem lieben, unfähigen Freund, dem König. Ich wette, die unglaubliche Ehre des Besuches Eurer Königin wird ihm die Sinne rauben.«
    Ehlana war erfreut, die Bekanntschaft des Botschafters zu machen. Daß diese Freude echt war, wußte Sperber, weil Ehlana es ihm sagte. Sie lud den greisen Tamuler, den wahren Herrscher von Astel, ein, bei ihr in der Karosse Platz zu nehmen; dann setzte sich die gesamte Kolonne in Richtung Schloßtor in Bewegung.
    Der heranrückende Troß machte den Hauptmann der Schloßwache nervös. Doch wenn zweihundert Elitekrieger auf einen zukommen, muß eine solche Nervosität wohl als normal betrachtet werden. Doch Botschafter Fontan beruhigte den Hauptmann, und drei Boten wurden zum König gesandt, ihm die Ankunft der Gäste zu melden. Sperber beschloß, den Hauptmann nicht zu fragen, warum er gleich drei Boten schickte; der arme Mann war bereits aufgeregt genug. Die Besucher wurden auf den Hof des Schlosses geleitet, wo sie absaßen und ihre Pferde den Stallknechten übergaben. »Benimm dich!« murmelte Sperber Faran zu, als ein einfältig aussehender Bursche die Zügel nahm.
    Im Schloß schien allerhand los zu sein. Fenster schwangen auf, und aufgeregte Gaffer streckten die Köpfe heraus.
    »Ich glaube, das macht die stählerne Kleidung«, sagte Fontan zur Königin. »Die Aufmachung Eurer Majestät Eskorte könnte durchaus einen neuen Modestil anregen. Möglicherweise wird sich eine ganze Generation von Schneidern einer Ausbildung zum Schmied unterziehen müssen.« Er zuckte die Schultern. »Warum auch nicht? Es ist ein nützliches Handwerk. Wenn die Aufträge ausbleiben, könnten die Schneider Pferde beschlagen.« Er blickte auf seinen ehemaligen Schüler, der zur Karosse zurückgekehrt war. »Ihr hättet einen Boten voraussenden und Euren Besuch ankündigen sollen, Oscagne. Jetzt werden wir

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