Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
schließlich doch.
    »Ja.«
    »Was war es?« Er beschloß, seiner Würde ein paar Wunden zuzumuten.
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß es wesentlich sein würde und daß jemand es sagen würde; aber Einzelheiten kenne ich nicht.«
    »Dann bist du nicht allwissend?«
    »Das habe ich nie behauptet.«
    »Wäre es möglich, daß die wichtige Information in vereinzelten Gesprächsfetzen geäußert wurde? Beispielsweise ein oder zwei Worte an Emban, ein paar an Stragen und mich, und einige weitere an Khalad? Und wir müssen sie alle zusammenfügen, um das ganze Bild zu bekommen?«
    Sie dachte darüber nach. »Das ist brillant, Vater!« rief sie.
    »Danke.« Dann hatten ihre gemeinsamen Überlegungen am Vormittag also doch etwas gebracht. Sperber stieß ein wenig weiter vor: »Gibt es hier in Astel jemanden, der das Verhalten der Leute verändert?«
    »Ja, aber das ist immer so.«
    »Als die Landherren ihre Leibeigenen zu mißhandeln begannen, war es gar nicht ihre eigene Idee?«
    »Natürlich nicht. Absichtliche, berechnende Grausamkeit erfordert großen Einsatz. Man muß sich darauf konzentrieren, und dazu sind die Asteler zu faul. Die Grausamkeit wurde ihnen aufgezwungen.«
    »Könnte ein styrischer Magier das getan haben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht alle zugleich. Nur einen nach dem anderen. Ein Styriker hätte einen Edelmann auswählen und in ein grausames Ungeheuer verwandeln können.« Sie dachte kurz nach. »Vielleicht sogar zwei gleichzeitig«, verbesserte sie sich. »Im Höchstfall drei. Aber darüber hinaus gäbe es zu viele Unbekannte, als daß ein Sterblicher sie hätte ins Kalkül ziehen können.«
    »Dann ist es ein Gott? Oder mehrere Götter?«
    »Habe ich das nicht gerade gesagt?«
    »Und der Zweck des Ganzen besteht darin, bei den Leibeigenen Wut und Haß zu wecken, so daß sie für revolutionäre Einflüsterungen reif sind?«
    »Deine Logik ist umwerfend, Sperber.«
    »Und der plötzliche, gegen die Tamuler gerichtete Groll? Hat er denselben Ursprung?«
    »Ja, und er begann wahrscheinlich zur gleichen Zeit«, bestätigte sie. »Es ist leichter, alles gleichzeitig zu tun. Immer wieder in denselben Verstand eindringen zu müssen, ist langweilig.«
    Sperber hatte einen plötzlichen Einfall. »An wie viele Dinge kannst du gleichzeitig denken?« fragte er.
    »Das habe ich nie gezählt. Mehrere tausend, würde ich sagen. Im Grunde gibt es natürlich keine Beschränkung. Ich glaube, ich könnte an alles gleichzeitig denken, wenn ich es wirklich möchte. Ich werde es mal versuchen, dann kann ich es dir sagen.«
    »Das ist also der eigentliche Unterschied zwischen uns, nicht wahr? Du kannst an mehr Dinge gleichzeitig denken als ich.«
    »Das ist einer der Unterschiede.«
    »Nenn mir einen weiteren.«
    »Du bist männlichen und ich weiblichen Geschlechts.«
    »Das ist ziemlich offensichtlich – und nicht von allzu großer Bedeutung.«
    »Da täuschst du dich, Sperber. Es ist von viel, viel größerer Bedeutung, als du dir je vorstellen könntest.«
    Nachdem sie den Fluß Antun überquert hatten, gelangten sie in eine dicht bewaldete Gegend; da und dort ragten schroffe Felsen zwischen den Bäumen hervor. Das Wetter ließ nach wie vor zu wünschen übrig; es blieb stürmisch und gewitterschwanger, doch es regnete nicht.
    Krings Peloi fühlten sich in den Wäldern gar nicht wohl. Nervös um sich blickend, blieben sie alle dicht bei den Ordensrittern.
    »Darauf sollten wir künftig achten«, sagte Ulath am Spätnachmittag. Er deutete mit einem Ruck seines Kinns auf zwei barbarisch aussehende, kahlgeschorene Krieger, die Berit so dichtauf folgten, daß ihre Pferde beinahe auf die Hinterhufe des Hengstes trampelten, auf dem der junge Ordensritter saß.
    »Worauf?« fragte Kalten ihn verständnislos.
    »Die Peloi nicht in einen Wald zu führen.« Ulath machte eine Pause und lehnte sich im Sattel zurück. »Ich lernte eines Sommers ein Mädchen in Heid kennen, das ebenfalls schreckliche Angst vor dem Wald hatte. Die jungen Männer aus der Stadt verloren das Interesse an ihr, obwohl sie eine Schönheit war. Heid ist eine übervölkerte Kleinstadt, wo man in den Häusern auf Schritt und Tritt über Tanten, Großmütter und jüngere Brüder stolpert. Die jungen Männer hatten erkannt, daß man in der Gegend nur in den Wäldern die Möglichkeit finden konnte, ungestört zu sein, doch dieses Mädchen weigerte sich, auch nur in die Nähe eines Waldes zu gehen. Dann machte ich eine erstaunliche Entdeckung. Das

Weitere Kostenlose Bücher