Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
großen Spaß, und vor allem erfuhr sie sehr viel Nützliches. Ein junger Mann, der einem hübschen Mädchen nachstellt, erzählt ihm so manches Geheimnis, das er besser für sich behalten hätte.
    Zu Sperbers und seiner Freunde Erstaunen brach Berit fast ebenso viele Mädchenherzen wie Melidere Männerherzen.
    »Es ist fast unheimlich«, sagte Kalten eines Abends. »Er tut im Grund genommen überhaupt nichts. Er unterhält sich nicht mit den Mädchen, er lächelt sie nicht mal an. Er tut gar nichts! Ich weiß nicht, woran es liegt, aber jedesmal, wenn Berit ein Zimmer betritt, verlieren die jungen Damen den Kopf.«
    »Er ist ja auch ein sehr gutaussehender junger Mann, Kalten«, gab Ehlana zu bedenken.
    »Berit? Er muß sich noch nicht einmal regelmäßig rasieren.«
    »Was hat das damit zu tun? Er ist hochgewachsen, hat breite Schultern und gute Manieren. Außerdem hat er die blauesten Augen, die ich je gesehen habe – und die längsten Wimpern.«
    »Aber er ist doch noch ein Junge.«
    »Nicht mehr. Ihr habt ihn in letzter Zeit offenbar nicht richtig beobachtet. Außerdem sind die jungen Damen, die seinetwegen in ihr Kissen seufzen und schluchzen, selbst kaum den Kinderschuhen entwachsen.«
    »Das Verrückte daran ist, daß Berit gar nicht weiß, welche Wirkung er auf alle diese armen Mädchen hat«, warf Tynian ein. »Es fehlt nicht viel, und sie reißen sich die Kleider vom Leib, nur um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Und der Junge hat nicht die leiseste Ahnung, was da vor sich vorgeht.«
    »Diese Ahnungslosigkeit macht einen Teil seines Charmes aus, Herr Ritter.« Ehlana lächelte. »Ohne seine Unschuld fänden die Mädchen Berit nicht halb so attraktiv. Ritter Bevier hat eine ähnliche Anziehungskraft, nur daß Bevier weiß, was für ein außerordentlich gutaussehender junger Mann er ist. Es ist lediglich seine religiöse Einstellung, die ihn abhält, davon Gebrauch zu machen. Berit hingegen ist völlig ahnungslos.«
    »Vielleicht sollte ihn einer von uns einmal ein bißchen darüber aufklären«, schlug Ulath vor.
    »Laßt das lieber bleiben«, warnte Mirtai. »Der junge Mann ist schon richtig, so wie er ist.«
    »Mirtai hat recht«, warf Ehlana ein. »Laßt Berit in Ruhe. Wir möchten, daß er seine Unschuld noch eine Zeitlang behält.« Ein schelmischer Ausdruck huschte über ihre Züge. »Bei Bevier hingegen sieht die Sache anders aus. Es wird Zeit, daß wir eine Gemahlin für ihn finden. Er wird einen prachtvollen Ehemann abgeben.«
    Bevier lächelte schwach. »Ich bin bereits verheiratet, Majestät – mit der Kirche.«
    »Verlobt vielleicht, Bevier, aber noch nicht verheiratet. Kauft einstweilen noch keine geistliche Kleidung, Herr Ritter. Ich habe Euch noch nicht aufgegeben.«
    »Wäre es nicht einfacher, Ihr würdet Euch in Eurer näheren Umgebung umschauen, Majestät? Wenn Ihr das Bedürfnis habt, jemanden zu vermählen, wäre Ritter Kalten der richtige Mann.«
    »Kalten?« rief Ehlana entsetzt. »Das ist verrückt, Bevier! Das würde ich keiner Frau antun!«
    » Majestät! « entrüstete sich Kalten.
    Ehlana lächelte den blonden Pandioner an. »Ich mag Euch sehr, Kalten. Aber Ihr seid nicht aus dem Stoff, aus dem man Ehemänner macht. Ich wüßte niemanden für Euch. Und ich könnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, einer Frau zu befehlen, Euch zu heiraten. Bei Tynian bestünde eine vage Möglichkeit. Aber Gott hat Euch und Ulath dazu bestimmt, Junggesellen zu bleiben.«
    »Was? Mich auch?« fragte Ulath erstaunt.
    »Ja, Euch auch.«
    Stragen und Talen traten ein, beide in der einfachen Kleidung, die sie für gewöhnlich trugen, wenn sie draußen auf den Straßen etwas zu tun hatten.
    »Hattet ihr Glück?« fragte Sperber.
    »Wir haben ihn gefunden«, antwortete Stragen, während er Alean seinen Umhang reichte. »Er ist wirklich nicht nach meinem Geschmack. Er ist ein Taschendieb, und Taschendiebe eignen sich nach meinem Dafürhalten nicht zum Führer. Ihr Charakter weist erhebliche Mängel auf.«
    »Stragen!« empörte sich Talen.
    »In Wahrheit bist du doch gar kein Taschendieb, mein junger Freund«, beruhigte Stragen ihn. »Bei dir ist es lediglich ein Zeitvertreib, bis du erwachsen bist. Wie auch immer, der Name dieses hiesigen Diebes ist Kondrak. Er hat eingesehen, daß wir ein gemeinsames Interesse an einer stabilen Regierung haben – das zumindest muß ich ihm zugute halten. In Krisenzeiten ist mit dem Ausplündern von Häusern zwar leichte Beute zu machen, aber auf lange

Weitere Kostenlose Bücher