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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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angereichert. Nach dem, was Cedon uns gestern abend erzählte, würde ich sagen, daß die Delphae sich in die Universität von Matherion einschleusten und mit genau derselben Absicht delphaeische Literatur in die tamulische Kultur einbrachten. Was vor zehntausend Jahren geschehen ist, dürfte unter der undurchdringlichen Schicht von Mythen und Legenden begraben sein. Und da sowohl die Styriker wie auch die Delphae sich eifrig bemühen, im Schlamm zu wühlen, wird die Wahrheit wohl nie ans Licht kommen.« Er lächelte leicht. »Ich weiß nicht, von welcher Bedeutung es ist, aber die Styriker haben versucht, für ihre Zwecke die Historiker zu benutzen, die Delphae hingegen die Dichter. Ein interessanter Unterschied, findet Ihr nicht auch?«
    »Aphrael müßte die Wahrheit kennen.«
    »Wahrscheinlich, aber sie sagt nichts. Natürlich weiß ich, daß ihr Schweigen Absicht ist. Ich glaube, sie möchte nicht, daß wir erfahren, wer sich ursprünglich schuldig gemacht hat. Aus irgendeinem Grund will sie offenbar nicht, daß wir Partei ergreifen, und das versetzt uns in eine schwierige Lage. Ich frage mich, ob wir je die Wahrheit über die Feindschaft zwischen Styrikerin und Delphae erfahren werden – nicht, daß es wirklich von Bedeutung ist. Ich bezweifle sogar, daß Sephrenia und der Anari die Wahrheit kennen. Beide hatten vierhundert Generationen hysterischer Propaganda, ihre Vorurteile zu erhärten. Unser Problem ist, daß die Delphae uns wahrscheinlich für immer hier festhalten könnten. Würden wir versuchen, davonzureiten, würden sie uns im Kreis herum und wieder hierher zurückführen. Es bleibt uns nichts übrig, als mit ihnen zu verhandeln. Aber wir alle lieben Sephrenia, und wenn wir mit den Delphae verhandeln, wird sie es als Mißachtung ihrer Person betrachten.«
    »Das ist mir klar. Was soll ich nur tun, Sperber? Mein Herz blutet, wenn Sephrenia sich auch nur in den Finger sticht!«
    Sperber zuckte die Schultern. »Lügt ihr etwas vor.«
    » Sperber! «
    »Ihr müßt es ja nicht zu offensichtlich machen. Zeigt nur ein wenig Interesse und Sympathie für ihren Standpunkt. Ich bin für Bhelliom verantwortlich, deshalb wird Cedon mit mir verhandeln müssen. Genaugenommen steht Ihr hier in der zweiten Reihe – tut mir leid, Vanion, aber so ist es nun mal. Cedon wird mit mir verhandeln, nicht mit Euch. Funkelt mich hin und wieder finster an und erhebt Einwände. Sephrenia benimmt sich vernunftwidrig, deshalb werden sich die anderen – als gute, logisch denkende Elenier – gegen sie stellen. Sondert sie nicht völlig ab. Ihr seid der wichtigste Mensch in ihrem Leben, und wenn es so aussieht, als würdet auch Ihr Euch von ihr abwenden, bricht es ihr das Herz.« Er verzog das Gesicht. »Ich wäre Euch jedoch dankbar, wenn Ihr nicht zulaßt, daß Sephrenia mich mitten in den Verhandlungen in eine Kröte verwandelt.«
    »Gehen wir einen oder zwei Schritte zurück, erhabener Anari«, bat Sperber, nachdem sie sich wieder in dem geräumigen Gewölbe zusammengesetzt hatten. »Ich muß wissen, worauf ich mich hier einlasse. Ich werde nichts tun, was den Styrikern schaden könnte. Sie sind mitunter launisch und schwierig, aber irgendwie mögen wir sie.« Er lächelte Sephrenia an und hoffte, sie ein wenig zu besänftigen. »Ihr habt irgendeine Reise erwähnt. Wohin führt sie?«
    »Wir verändern uns, Anakha. Als die Welt sich gegen uns wandte, flehten wir Edaemus an, uns zu beschützen.«
    »Euren Gott?«
    Der Anari nickte. »Vor dem Krieg gegen die Cyrgai waren wir ein kindliches, unverbildetes Volk. Edaemus lebte unter uns und teilte unsere schlichten Freuden und vergänglichen Sorgen. Von allen Völkern dieser Welt waren wir für den Krieg am wenigsten geeignet.« Der Greis blickte Sephrenia an. »Ich werde Eure Lehrerin nicht beleidigen, indem ich die Wahrheit darüber sage, was uns zu Ausgestoßenen gemacht hat.«
    »Die Wahrheit ist wohlbekannt«, warf Sephrenia finster ein.
    »Das stimmt. Doch Eure Wahrheit ist ganz anders als die unsere . Ihr Styriker glaubt, daß etwas Bestimmtes geschehen ist, und wir Delphae glauben, daß etwas anderes geschah. Aber das, Sephrenia von Ylara, betrifft nur uns beide und nicht diese Elenier. In Wahrheit, erhabene Sephrenia, haben sich weder die Styriker noch die Delphae in dieser bedauernswerten Sache ruhmvoll benommen. Was immer auch der Grund war, Anakha, die Delphae wurden daraufhin zu Ausgestoßenen. Wie ich bereits sagte, haben wir zu Edaemus gebetet, und er hat unser

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