Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
sich an sein Wams und vergrub das Gesicht an seiner Brust. »Ich schäme mich so!« schluchzte sie.
»Weshalb? Ihr habt doch nichts Schlimmes getan. Zalasta hat Euch hereingelegt, das ist alles. Aber uns andere hat er auch an der Nase herumgeführt, also müßten wir uns alle schämen.«
»Ich habe Vanion das Herz gebrochen!«
»Oh, das glaube ich nicht. Ihr kennt Vanion. Er ist hart im Nehmen.«
Ihre Tränen flossen nun in Strömen – und genau darauf hatte Kalten es angelegt. Er zog ein Taschentuch aus seinem Ärmel und reichte es Sephrenia, ohne die Umarmung zu lockern.
»Ich werde ihnen nie mehr unter die Augen treten können!«
»Wem? Oh, Ihr meint die anderen. Ach, Unsinn! Ihr habt Euch lächerlich gemacht. Das passiert doch jedem mal.«
»Wie könnt Ihr es wagen!« Sie hämmerte wieder auf ihn ein.
»Aber es stimmt doch, nicht wahr?« fragte er sanft. »Niemand wirft Euch etwas vor, aber es stimmt trotzdem. Ihr habt getan, was Ihr für richtig hieltet. Nur hat sich erwiesen, daß es falsch war. Jeder macht irgendwann mal etwas verkehrt. Keiner ist vollkommen.«
»Ich schäme mich so!«
»Das habt Ihr bereits gesagt. Seid Ihr sicher, daß Ihr nicht doch eine leckere Tasse Tee möchtet?«
»Ihr solltet Euch jetzt ausruhen, Anarae«, sagte Sarabian fürsorglich. »Mir war nicht bewußt, wie anstrengend das alles für Euch sein würde.«
Sie lächelte ihn an. »Ihr seid sehr gütig, Sarabian von Tamuli, aber so zerbrechlich bin ich nicht. Machen wir weiter. – Zalasta hatte erhofft, er könne Anakha in dessen Jugend durch gewisse Verlockungen unter seinen unheilvollen Einfluß bringen und auf diese Weise Zugang zu Bhelliom bekommen, ohne daß eine gefährliche Auseinandersetzung erforderlich wäre. Doch Sephrenia und Aphrael verhinderten unwissentlich Zalastas Plan, da sie Bhellioms künftigen Streiter in seiner Kindheit und Jugend nicht aus den Augen ließen.
Zalasta wußte nun, er hatte keine andere Wahl. Er mußte Anakha auf irgendeine Weise vernichten. So besprach er sich mit Ogerajin und mit Otha, ja, er begab sich sogar nach Cimmura, um dort Verbündete zu suchen, die ihm helfen sollten. Zudem gab er sich als einer der zahlreichen zemochischen Styriker aus, die Otha in die elenischen Königreiche geschickt hatte, um die Saat des Hasses und der Zwietracht aufgehen zu lassen.«
»O ja, davon gab es mehr als genug«, fiel Ulath ein. »Man erzählte sich damals, daß ein zemochischer Styriker einem Elenier alles geben könne, was er begehrte – vorausgesetzt, der Elenier hing nicht zu sehr an seiner Seele.«
»Die Styriker verstanden es, durch verführerische Schmeicheleien zu erreichen, was sie wollten«, bestätigte Xanetia, »doch Othas Agenten verfügten nur über sehr beschränkte Geistesgaben.«
»Außerordentlich beschränkte«, pflichtete Vanion ihr bei.
»In der Tat. Zalasta allerdings ging spitzfindiger und viel geduldiger vor. In der Person des Annias, des jungen Kaplans im Königshaus von Elenien, fand er einen aufgeweckten Schüler.«
» Annias? « rief Ehlana. »Ich wußte gar nicht, daß er je Hofkaplan war!«
»Das war vor deiner Geburt«, sagte Sperber.
»Das würde erklären, weshalb er so großen Einfluß auf meinen Vater hatte. Soll das heißen, Anarae, daß Zalasta hinter all dem steckte?«
Xanetia nickte.
»Es ist gar nicht so leicht, einen jungen Geistlichen zu bestechen«, wandte Bevier ein. »Sie strotzen für gewöhnlich vor Eifer und Idealismus.«
»Und Annias machte da keine Ausnahme«, erwiderte Xanetia. »Er war zwar ehrgeizig, doch in seiner Jugend den Idealen seiner Kirche treu ergeben. Dieser Idealismus war Zalasta im Weg, bis er eine Möglichkeit fand, ihn zu schmälern.« Sie machte eine Pause und errötete leicht. »Ich möchte Euch nicht beleidigen, Majestät«, entschuldigte sie sich bei Ehlana, »doch Eure Tante war immer zügellos und mannstoll.«
»Ihr habt vollkommen recht und braucht Euch dieser Worte nicht zu schämen, Anarae«, versicherte Ehlana. »Arissas Ausschweifungen waren in Cimmura allgemein bekannt, und ich muß gestehen, daß ich sie nie wirklich gemocht habe.«
»Es gab also eine Verbindung?« erkundigte sich Melidere.
»O ja, Baroneß«, antwortete Xanetia. »Prinzessin Arissa war das Mittel, mit dem Zalasta Annias auf seine Seite brachte. Gut geschult durch den Lüstling Ogerajin, machte Zalasta die schamlose Prinzessin näher mit Annias bekannt und…« Sie hielt inne und errötete.
»Ihr braucht nicht in Einzelheiten zu
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