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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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machen. Nein – was ich nicht erwartet hatte, war die Offenheit, mit der Melidere Stragen gegenübertrat. Ich dachte, sie würde nicht so direkt vorgehen, aber es war rein geschäftsmäßig! Sie hat ihn überrumpelt und ihm nicht die geringste Chance gelassen. Ich glaube, ich habe sie falsch eingeschätzt.«
    »Nein, du hast Stragen falsch eingeschätzt. Melidere setzte die einzig erfolgsversprechende Taktik ein. Stragen windet sich einem durch die Finger wie ein Aal. Man muß ihn erst mit der Gabel auf dem Teller aufspießen, ehe man ihn sich vornimmt. Einen normalen Heiratsantrag hätte er sich wahrscheinlich nicht einmal angehört, also mußte Melidere ausschließlich Geschäftsinteressen vortäuschen und die Heirat nur so nebenbei erwähnen.«
    »Für sie ist es aber keine Nebensache!«
    »Ich weiß. Du darfst mir glauben, sie hat es genau richtig gemacht. Aber ich werde deiner Mutter davon berichten müssen, das ist dir doch klar?«
    »Nein, mußt du nicht. Du hast Melidere gehört. Mutter würde absolut nichts dagegen tun können. Es würde ihr nur Sorgen machen.«
    »Sie stehlen Millionen, Aphrael!«
    »Sie stehlen gar nichts, Sperber! Was sie tun, verändert den Geldwert nicht im geringsten. Wenn man es näher betrachtet, schaffen sie sogar Reichtum. Es wird der ganzen Welt guttun.«
    »Diese Logik verstehe ich nicht so ganz.«
    »Das mußt du auch nicht, Vater«, entgegnete sie süß. »Es genügt, wenn du mir glaubst.« Sie wies mit der Hand. »Als nächstes müssen wir dort hinüber.«
    »Dort hinüber« war neben dem Burggraben, wo Sephrenia und Vanion Seite an Seite am grasbewachsenen Ufer entlangspazierten. Sperber hatte sich inzwischen an seine Unsichtbarkeit gewöhnt, fand es jedoch immer noch recht eigenartig, wenn einer seiner Freunde ihn direkt anblickte, ohne auf seine Anwesenheit zu reagieren.
    »Das würde ganz davon abhängen, welche Art von Fischen es in der Gegend gibt«, erklärte Vanion. Sperber erkannte, daß Vanion wieder einmal etwas erklärte; denn er benutzte seine »Erklärstimme«, die seiner »Predigtstimme« ziemlich ähnelte. Vanion hatte ganze Generationen pandionischer Novizen in den Schlaf geredet – sowohl im Unterrichtssaal wie in der Kapelle.
    »Warum redet er so merkwürdig?« fragte Danae.
    »Weil er Angst hat.« Sperber seufzte.
    »Vor Sephrenia? Vanion hat vor nichts Angst – am wenigsten vor Sephrenia. Er liebt sie.«
    »Deshalb hat er ja Angst. Er weiß nicht, was er sagen soll. Er möchte sie nicht kränken. Falls er etwas Falsches sagt, könnte sie sich wieder von ihm zurückziehen.«
    »Es gibt Warmwasserfische und Kaltwasserfische«, fuhr Vanion mit seiner Lektion fort. »Karpfen mögen warmes Wasser, Forellen haben es lieber ein bißchen kälter.«
    Sephrenias Miene zeigte leichte Verzweiflung.
    »Das Wasser im Burggraben ist stehendes Wasser, und er ist schon eine ziemliche Weile gefüllt. Deshalb kämen Forellen nicht als Bewohner in Frage, oder was meinst du?«
    »Du hast sicher recht.« Sie seufzte.
    »Aber das bedeutet nicht, daß man keine anderen Fische darin aussetzen kann. Ein wirklich guter Koch kann mit Karpfen wahre Wunder vollbringen – und sie helfen obendrein, das Wasser sauberzuhalten. Es geht nichts über ein Gewimmel von Karpfen, um stehendes Wasser in Bewegung zu halten.«
    »Nein.« Sie seufzte. »Bestimmt nicht.«
    »Was, in aller Welt macht er?« brauste Danae auf.
    »Man nennt so etwas, ›auf Eierschalen gehen‹«, erklärte Sperber. »Vermutlich redet er auch viel übers Wetter.«
    »Sie werden nie mehr zusammenkommen, wenn er nicht offen über das mit ihr spricht, was wirklich wichtig ist.«
    »Das wird er wahrscheinlich nicht tun, Aphrael. Ich fürchte, Sephrenia wird den ersten Schritt machen müssen.«
    »Ich hab' sie gefunden!« brüllte Talen über den Rasen. »Sie ist hoch oben in diesem Baum!«
    »O je!« murmelte Danae verärgert. »Er hätte sie noch nicht finden dürfen! Und was macht sie überhaupt auf dem Baum?«
    »Wir sollten auch hinübergehen«, riet Sperber. »Alle sind schon in dieser Richtung unterwegs. Lös den Zauber jetzt lieber auf.«
    »Und was ist mit Vanion und Sephrenia?«
    »Was ist, wenn wir es ihnen selbst überlassen, wieder miteinander klarzukommen?«
    »Dann würde Vanion noch zehn Jahre über Fische reden!«
    »Sephrenia wird sich das mit den Fischen nicht allzu lange anhören, Danae, dann wird sie zur Sache kommen. Vanion redet im Grunde gar nicht über Fische. Er will ihr nur sagen, daß er bereit

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