Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
sind.«
»Bedauerlicherweise funktioniert es sehr gut«, warf Bevier ein. »Wir können nicht sehr viele Krieger aus den atanischen Garnisonen abziehen, um Betuana zu helfen, solange dieses Ablenkungsmanöver anhält.«
»Hochmeister Vanions Idee, von jeder Hauptgarnison Trupps zu senden, müßte doch ein wenig helfen!« wandte Sarabian ein.
»Das schon, Majestät«, erwiderte Bevier, »aber wird es genügen?«
»Es muß genügen!« sagte Vanion. »Wir können zur Zeit beim besten Willen nicht mehr Leute entbehren. Außerdem ist die zahlenmäßige Stärke in diesem Fall nicht so bedeutsam. Ein einziger Ataner ist für sich allein schon fast eine halbe Armee.«
Stragen gab Sperber einen Wink, und die beiden schlenderten scheinbar müßig zu der langen Tafel, die als Frühstücksbüffet diente. Der blonde Dieb ließ sich Zeit bei der Auswahl seines Frühstücks. »Es geht«, sagte er leise. »Xanetia muß die Person sehen , deren Gedanken sie fischt. Glücklicherweise hat Berit ein Gebäude gefunden, das ziemlich nahe und ein gutes Stück höher ist als die Botschaft. Dort hat Xanetia jetzt ein komfortables Gemach, dessen Fenster dem Büro des Botschafters genau gegenüberliegt. Sie klaubt allerlei Informationen für uns zusammen – und Namen.«
»Warum verheimlichen wir das vor den anderen?«
»Weil Caalador und ich diese Information benutzen wollen, um diesen neuen Weltrekord aufzustellen, von dem wir gestern sprachen. Sarabian hat es noch nicht genehmigt; also sollten wir ihn nicht mit einer Sache belasten, von der er nichts zu wissen braucht.«
Am nächsten Tag wurde Prinzessin Danae krank. Auf den ersten Blick konnte man nichts feststellen; kein Fieber, kein Ausschlag, kein Husten – nur Teilnahmslosigkeit, Schwäche und vorübergehende Ohnmachtsanfälle.
»Es ist das gleiche wie im vergangenen Monat«, versicherte Mirtai den besorgten Eltern des kleinen Mädchens. »Sie braucht ein Kräftigungsmittel, das ist alles.«
Doch Sperber wußte, daß Mirtai sich täuschte. Im vergangenen Monat war Danae nicht wirklich krank gewesen. Die Kindgöttin tat ihre Fähigkeit, an zwei verschiedenen Orten gleichzeitig sein zu können, als Leichtigkeit ab. Doch ihr Vater wußte: Wenn Danae ihre Aufmerksamkeit fest auf einen Ort und die dortigen Ereignisse richtete, war sie am anderen Ort halb bewußtlos. Doch die jetzige Krankheit war anders als dieser Zustand. »Versuch es mit einem Stärkungsmittel, Ehlana«, riet Sperber seiner Gemahlin scheinheilig. »Ich rede mit Sephrenia. Vielleicht kann auch sie uns einen Rat geben.«
Sephrenia saß trübsinnig in ihrem Gemach. Sie blickte aus dem Fenster, doch es war offensichtlich, daß sie ins Leere starrte. »Wir haben ein Problem, kleine Mutter«, sagte Sperber und schloß die Tür hinter sich. »Danae ist krank.«
Sephrenia drehte sich abrupt um und blinzelte verwirrt. »Das ist lächerlich, Sperber. Sie wird niemals krank. Das ist unmöglich.«
»Das dachte ich auch, aber sie ist krank. Es ist nichts Erkennbares. Es gibt keine typischen Symptome oder dergleichen. Trotzdem geht es ihr nicht gut.«
Sephrenia erhob sich sofort. »Besser, ich sehe sie mir mal an. Vielleicht bringe ich sie dazu, daß sie mir sagt, was sie hat. Ist sie allein?«
»Nein, Ehlana ist bei ihr. Ich glaube nicht, daß sie sich überreden läßt, das Gemach zu verlassen. Wird das die Angelegenheit nicht komplizieren?«
»Ich kümmere mich schon darum. Gehen wir der Sache auf den Grund, ehe es schlimmer wird.«
Sephrenias offensichtliche Besorgnis beunruhigte Sperber noch mehr. Er folgte ihr mit wachsender Angst zurück in die königlichen Gemächer. Aphrael war in keinster Weise empfänglich für die Krankheiten Sterblicher; demnach konnte es kein gewöhnliches Fieber sein, auch keine der Kinderkrankheiten, die so gut wie alle Menschen bekommen. Den Gedanken, daß Götter so etwas wie eine Erkältung und Schnupfen bekommen könnten, wies Sperber sofort zurück.
Sephrenia verhielt sich kühl und sachlich. Sie murmelte den styrischen Zauber, noch ehe sie Danaes Gemach betrat.
»Gott sei Dank, daß Ihr hier seid, Sephrenia!« rief Ehlana und erhob sich halb aus ihrem Sessel neben dem Bett des kleinen Mädchens. »Ich habe mir sol…«
Sephrenia gab den Zauber mit einem eigenartigen Schnippen der Hand frei, und Ehlanas Augen wurden leer. Sie erstarrte in der Bewegung – halb aus dem Sessel erhoben, eine Hand leicht ausgestreckt.
Sephrenia ging zum Bett, setzte sich auf die Kante und nahm das
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